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0447 - Der Terraner und der Gläserne

Titel: 0447 - Der Terraner und der Gläserne
Autoren: Unbekannt
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Schicksal spielte uns einen Streich. Wir hatten beide eine Niederlage erlitten, wenn auch völlig verschiedener Art.
    „Ich wußte es", sagte ich zu ihm. „Du wolltest mir nie glauben."
    „In meiner Zeit besitzt dieses Sonnensystem neun Planeten", fuhr er fort, als hätte er mir überhaupt nicht zugehört. „Jetzt sind es noch zehn. Zwischen Mars und Jupiter befindet sich Zeut. Ich kann mir ungefähr ausrechnen, wie weit ich in die Vergangenheit geraten bin." Seine Augen weiteten sich. „Aber wer hat dann diese Station erbaut?"
    Ich hörte kaum zu. Es kam mir nur darauf an, ihn möglichst schnell zum Verlassen des Observatoriums zu bewegen.
    Der Terraner ballte die Fäuste und preßte sie an die Stirn.
    „Ich bin hier, weil es die einzige Möglichkeit war, mein Leben zu retten. Vielleicht hätte ich nicht versuchen sollen, den Tod zu überlisten. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Im Atombrand zu sterben oder in dieser Station auf das Ende zu warten."
    Seine Verzweiflung war offensichtlich. Er hatte darüber sogar vergessen, daß wir Gegner waren.
    „Vielleicht solltest du dich jetzt ein bißchen hinlegen", schlug ich vor.
    Er starrte mich an. Dann machte er einen Schritt auf die Nische zu.
    Ich schloß die Augen.
    Er stieß mit den Händen gegen die Barriere und gab einen glucksenden Laut der Überraschung von sich.
    „Merkosh!" rief er. „Komm da heraus!"
    Ich öffnete die Augen. Wir sahen uns an. Irgendwie waren wir uns in diesem Augenblick näher als je zuvor. Sein kümmerlicher Mund wurde breiter.
    „Du sitzt in der Falle, Gläserner!"
    Es hatte keinen Sinn zu leugnen. Der Terraner besaß einen wissenschaftlich geschulten Verstand und hatte blitzschnell die richtigen Schlüsse gezogen. Deshalb antwortete ich nicht, sondern wartete, was er tun würde.
    „Das nennt man Glück im Unglück, Gläserner", sagte der Terraner. „Jetzt kann ich mich endlich innerhalb der Station bewegen, wie ich will. Ich kann nach draußen gehen, wann ich möchte und kann mit der Suche nach einem kleinen Raumschiff beginnen."
    „Ich hätte dich töten sollen!"
    Er hob beide Arme.
    „Aber, Merkosh! Hast du das nicht oft genug versucht? Was wäre mit mir geschehen, wenn ich dich aus den Augen gelassen hätte?"
    Entschlossen, nicht um seine Hilfe zu bitten, wandte ich mich von ihm ab. Obwohl ich ihm den Rücken zuwandte, konnte ich ihn vor mir sehen: fett und unbeweglich, das häßliche Gesicht zu einem breiten Lachen verzogen. Aber, so tröstete ich mich, es war nicht sein Verdienst, daß er über mich triumphieren konnte. Das Robotgehirn der Station hatte ihm ungewollt geholfen.
    Ich fuhr erregt meinen Rüssel aus, als ich an das Robotgehirn dachte. Es mußte wissen, in welcher Lage ich mich befand. Durch zahlreiche Kameras und Ortungsgeräte beobachtete es jeden unserer Schritte. Wenn es meinen Tod nicht wollte, würde es mich früher oder später aus dieser Lage befreien. Es brauchte nur die Barriere abzuschalten.
    Dieser Gedanke war so beruhigend, daß ich mich dem Terraner wieder zuwandte.
    Er saß mit überkreuzten Beinen vor der Nische und beobachtete mich.
    „Verschwinde!" zischte ich. „Du hast keinen Grund, dich über mich lustig zu machen."
    Er beugte sich nach vorn.
    „Ich könnte dir vielleicht helfen."
    „Gaahk-gaahk-gaahk,! Glaubst du vielleicht, daß ich dir in die Falle gehe?"
    „Ich kenne mich in den Schaltungen dieser Anlage gut aus.
    Vielleicht kann ich die Energiebarriere abschalten."
    Ich sah ihn an und überlegte, ob er wirklich bereit war, mir zu helfen. Vielleicht hatte ihn der Schock, den er erlitten hatte, von seinen ursprünglichen Absichten abgebracht.
    „Ich kann mich jederzeit selbst befreien", behauptete ich. „Du brauchst dich nicht um mich zu kümmern."
    Er stand wortlos auf und verließ das Observatorium. Sein plötzliches Verschwinden ließ mich den Ernst meiner Lage erkennen. Jetzt konnte ich den Terraner nicht mehr um Hilfe bitten.
    Wie ich ihn einschätzte, würde er erst wieder zurückkehren, wenn ich nicht mehr lebte.
    Inzwischen konnte er sich ungehindert bewegen. Er würde meine Verstecke innerhalb und außerhalb der Station ausplündern.
    Niemand war da, um ihn an der Ausführung seiner Pläne zu hindern. Ich rechnete nicht damit, daß das Robotgehirn eingreifen würde. Hybschers Nachfolger würde den Terraner weiterhin kontrollieren, aber um mich würde sich niemand kümmern.
    Allmählich gelang es mir, meine Angst einzudämmen. Ich machte mich mit dem Gedanken an den Tod
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