Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0447 - Der Terraner und der Gläserne

Titel: 0447 - Der Terraner und der Gläserne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
allen Planeten, konnten wir überhaupt noch erwarten?
    Ein unglaubliches Schicksal hatte Merkosh und mich in diese Station verschlagen. (Merkosh sprach sogar von einer zeitlichen Verschiebung, aber daran glaubte ich nicht so richtig.) Ich litt unter Gedächtnisschwäche, was mir einesteils sogar recht war, denn jede Erinnerung war mit Tod und Untergang verbunden.
    Merkosh dagegen konnte sich an alle Einzelheiten seines Schicksals erinnern.
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Poseidon seinen Beobachtungsplatz verließ und aus dem. Raum schwebte.
    Das geschah völlig lautlos. Eigentlich erstaunlich, denn wildes Getöse mit Rauch und Feuer hätte viel besser zu den Absichten des Robotergehirns dieser Station gepaßt. Aber so tief vermochte die Positronik - oder was immer es war -wohl auch nicht in die Gefühlswelt eines Menschen einzudringen.
    Ich wartete.
    Ich überlegte, ob meine Vorsicht unbegründet sein könnte. Es war immerhin möglich, daß der Gläserne, wie ich ihn wegen seiner durchsichtigen Haut auch nannte, ebenfalls schlief.
    Ich brauchte Schlaf.
    Über Merkoshs Schlafbedürfnis wußte ich nichts. Vielleicht konnte er tagelang wachbleiben. Dann war es nur eine Frage der Zeit, bis er mich überwältigen würde.
    Aber, so strapazierte ich zum unzähligsten Mal mein Gehirn, warum sollte er mich ausschalten wollen? Doch nur, um alle eventuellen Rettungschancen für sich allein in Anspruch nehmen zu können.
    Unsinn! dachte ich.
    Merkosh hatte behauptet, daß er aus einer Galaxis kam, die er Maasbar nannte. Seine Aussichten auf Rettung waren so gering, daß er nicht einmal davon träumen durfte.
    Da hatte ich schon bessere Chancen, denn ich befand mich in meinem heimatlichen Sonnensystem.
    Ich zuckte zusammen. Fast wäre ich eingeschlafen. Es war nicht gut, ruhig hier zu liegen und zu warten. Aber ich mußte durchhalten und herausfinden, was der Kerl vorhatte.
    Seine dürren Beine waren so lang, daß sie ein Stück über das Lager ragten, das Merkosh sich aus zusammengetragenen Teilen gebaut hatte. Ich konnte die Überreste von Schwimmhäuten zwischen den sechs Zehen deutlich sehen.
    Mindestens eineinhalb Stunden nach Poseidons letztem Erscheinen verstrichen, ohne daß etwas geschah. Merkosh lag ruhig da, wie tot - ein moderner Ritter von trauriger Gestalt, Vielleicht war er wirklich tot!
    Es war durchaus möglich, daß ihm die Luft nicht bekam, die aus unsichtbaren Düsen in Hallen und Korridors der Station geblasen wurde. Zwar hatte er behauptet, ebenso Wie ich Sauerstoff atmer zu sein, aber der Teufel selbst konnte nicht wissen, wann diese Bohnenstange log und wann sie die Wahrheit sprach.
    Unter anderen Umständen hätte mich eine solche Situation amüsiert, aber jetzt ging es um mein Leben -vielleicht sogar um die Existenz der gesamten Menschheit. Meine Lippen zuckten. Ich wußte nicht einmal, ob es noch eine Menschheit gab. Oder, ob es sie schon gab!
    Verdammte Zeitgeschichte!
    Hätte Merkosh doch seinen Mund gehalten. Allmählich glaubte ich selbst an diese Zeitversetzung. Schließlich war ich durch eine Zeitmaschine hierher gekommen, soviel wußte ich noch.
    In diesem Augenblick bewegte sich Merkosh.
    Mir wurde bei diesem Anblick immer ganz übel. Merkosh schien ein Skelett aus Gummi zu besitzen. Einmal hatte ich beobachtet, wie er seine Beine zu einer Spirale verflochten hatte. Ähnliche Kunststückchen konnte er auch mit seinen Armen ausführen.
    Merkosh richtete sich auf und schwang die Beine vom Bett. Jeder Mensch, der das hätte beobachten können, wäre sicher sehr erstaunt gewesen, daß das Knacken von Gelenken oder sogar Knochengerassel ausblieben. Merkosh konnte sich ebenso lautlos bewegen wie Poseidon - und wahrscheinlich ebenso schnell.
    Schlechte Aussichten für mich, einen Kampf gegen den Gläsernen siegreich zu beenden.
    Merkosh starrte intensiv zu mir herüber. Seine dunkelgrünen Glotzaugen durchmaßen sechs Zentimeter, so daß es alles andere als angenehm war, solche Blicke auf sich zu spüren.
    Obwohl es mir eiskalt über den Rücken lief, triumphierte ich im stillen. Es kam alles so, wie ich es erwartet hatte. Merkosh wollte meine Müdigkeit ausnutzen und mich töten. Aber ich würde seinen Plan vereiteln.
    Der Oproner stand ruckartig auf. Sein Oberkörper schwankte wie im Sturm hin und her, so daß ich unwillkürlich darauf wartete, daß er in zwei Hälften zerbrechen würde. Irgendwie gelang es dem Gläsernen, diese Bewegung zu neutralisieren, so daß er einigermaßen würdevoll
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher