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Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Titel: Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger
Autoren: Michelle Stern
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    Der federlose Falkenkopf des Predigers wirkte, als würde der lange, gebogene Schnabel in den Raum ragen.
    Satren-Nor, der religiöse Führer der Kridan, beherrschte den großen Bildschirm in Valentina Duchamps Büro. Mit seinem scharfen, allumfassenden Blick schien er in jeden Winkel des Raumes zu blicken. Bereits zum vierten Mal sah sich die Sicherheitsberaterin des Ratsvorsitzenden Gregor Rudenko das Interview an, das in den Solaren Welten für einige Aufregung gesorgt hatte.
    Der Kridan stand auf dem Platz des Triumphs in Matlanor, der Hauptstadt des kridanischen Imperiums. Eine karge Steinwand ragte hinter ihm auf. Außer ihm war niemand im Bild, nur Milgor war hin und wieder zu sehen, der Vertraute des Predigers, der ihm kaum einmal von der Seite wich. Man hatte Milgor wohl angewiesen, nicht ins Bild zu laufen, doch der lemurenartige Gengo flitzte während des Interviews gleich drei Mal hinter Satren-Nor vorbei und versuchte, einen Blick in die Kamera zu erhaschen. Es war typisch für Milgor, sich nicht an Absprachen zu halten und sich wie ein egoistisches Kind zu benehmen. Milgor hatte im Nexus die Fähigkeit erlangt zu sprechen, war aber lange nicht so intelligent wie sein Freund und Herr Satren-Nor.
    »Lassen Sie mich Ihren Standpunkt noch einmal zusammenfassen, Satren-Nor«, meinte die Stimme von Botschafter Maunga, der nicht im Bild zu sehen war. Damit kam man den Kridan entgegen, die ihren Prediger sehen wollten und keinen »Har-Misanjij«, kein »nicht notwendiges Übel«, wie die meisten Kridan die in ihren Augen hässlichen Schnabellosen nach wie vor nannten.
    Es war überhaupt eine Ehre, dass Botschafter Maunga Satren-Nor persönlich vor laufender Kamera interviewen durfte, und die Kridan in diesem Fall bereit waren, mit dem führenden Mediendienst der Solaren Welten, den Galactical Broadcasting Networks , oder kurz GBN, zusammenzuarbeiten. Trotz des Friedens zwischen den Völkern brodelte es nach wie vor unter der Oberfläche. Besonders in der Kaste der Tanjaj, der kridanischen Gotteskrieger, die sich untereinander verfeindet hatten, da nicht alle an Satren-Nor glaubten, war man den Absichten der Solaren Welten gegenüber misstrauisch. Doch der Widerstand gegen Satren-Nor war gering geworden. Aber genau aus diesem Grund alarmierten Valentina die durch einen Translator übersetzten Worte des Diplomaten.
    »Hart ausgedrückt: Sie lassen zwar jedem seinen individuellen Glauben, Satren-Nor, was aber die Artefakte der Toten Götter betrifft, so fordern Sie, dass die Menschheit aufhört sie zu erforschen. Ist das so richtig?«
    »Ich fordere nicht. Ich bitte darum.« Das federlose Gesicht wirkte ausdruckslos auf Valentina. Sie hatte mit der Mimik der Kridan nie viel anfangen können. »Wenn die Menschen unsere Verbündeten sind, werden sie diesen Wunsch respektieren und ihre Gier, die Technik des ›Ersten Volkes‹ beherrschen zu wollen, im Zaum halten.«
    »Und wenn die Solaren Welten diesen Wunsch nicht respektieren? Gerade in den letzten Monaten wurde die Entschlüsselung der Technik der Toten Götter vom Hohen Rat besonders gefördert. Durch die Forschungsreisen der STERNENFAUST zum Beispiel konnten neue faszinierende Erkenntnisse gewonnen werden. Es ist unwahrscheinlich, dass Präsident Rudenko von diesem Kurs abweicht.«
    Satren-Nors Schnabel machte ein leises, schabendes Geräusch. Das Äquivalent zu einer Art Knurren? Valentina wusste es nicht.
    »Wenn die Solaren Welten weiterhin die Werke und Taten des ›Ersten Volkes‹ entehren, dann können wir die Menschen vielleicht nicht länger als unsere Brüder im Geiste betrachten.«
    Die Stimme von Botschafter Maunga war beherrscht, und doch glaubte Valentina den Schock zu hören, den der Diplomat erlitten hatte. »Im Klartext heißt das, die Kridan wären bereit, wieder Krieg zu führen ?«
    Satren-Nors Augen fixierten den Diplomaten gnadenlos. Durch die Anordnung seiner Augen rechts und links vom Schnabel erschien es Valentina, als ob er sie persönlich ansah, wie sie in ihrem bequemen Konturensessel hinter ihrem Schreibtisch saß.
    »Ich spreche vom Erhalt der Ehre. Und von Respekt. Ein Krieg wird nicht nötig sein. Die Menschheit wird den Wunsch des auserwählten Volkes respektieren und sich zurücknehmen.«
    Valentina drückte die Stopp-Taste. Das, was der Prediger sagte, war eine offene Provokation. Gerade jetzt würde Rudenko nicht zurückrudern. Immerhin musste er die Öffentlichkeit vergessen lassen, dass er beinahe zum zweiten Mal
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