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Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Titel: Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger
Autoren: Michelle Stern
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unergründlich. Captain Frost wies zum Schott. »Ich danke Ihnen für Ihre Zeit.«
    Sun fühlte sich erst besser, als er den Raum verlassen hatte.
     
    *
     
    Entgegen seiner Aussage ging Sun-Tarin nicht wieder an die Arbeit, sondern direkt in die Messe. Dort setzte er sich auf seinen Spezialstuhl und starrte auf den Tisch. Er hatte leichte Nierenschmerzen, wie man bei den Kridan zu sagen pflegte, für die die Nieren mit dem menschlichen Symbol des Herzens vergleichbar waren. In seinen Nieren saß sein Gefühl und Sun-Tarin fühlte sich abstoßend und widerlich. Als einer der Marines im Vorübergehen zischte: »Da hockt ja das Brathähnchen«, sagte er gar nichts. In gewisser Weise waren der Argwohn und die Ablehnung der Menschen sehr gerechtfertigt.
    »Was für ein Idiot!«, meinte eine vertraute Stimme. Wanda Ndogo setzte sich wie selbstverständlich zu ihm. Sun musterte ihre langen schwarzen Locken, die dunkle Haut und die funkelnden tiefbraunen Augen. Wanda stammte von den Massai, einem irdischen Krieger-Volk, ab. Sie war neben Bruder William die einzige Person an Bord der STERNENFAUST, die Sun-Tarin – wenn auch zögernd – als »Freund« bezeichnen würde, auch wenn es ein derartiges Wort oder Verhältnis bei den Kridan nicht gab. Sie hatten einander bereits das Leben gerettet. Umso schmerzvoller war es, dass er gerade sie würde verraten müssen.
    »Du musst nur ein Wort sagen, Sun, dann nehme ich mir den Kerl vor!«
    Sun klackerte leise mit dem Schnabel. Ein Zeichen für leichtes Amüsement. Erheiternd, sich vorzustellen, wie eine menschliche Eierlegerin für ihn kämpfte. »Lassen Sie ihn reden, Wanda. Ich höre es gar nicht.«
    Sie sahen einander an.
    »Wie sieht es aus? Steht Ihre Entscheidung, sich dem Corps Diplomatique anzuschließen, jetzt fest?«
    Er wusste selbst nicht, warum er fragte. So etwas nannten die Menschen »Konversation«, in den Augen eines Tanjajs war es überflüssiges Gerede. Wurde er zu menschlich? Als Kridan hatte er über seinen Gefühlen zu stehen. Es galt der Dienst an Gott und nichts sonst.
    Wandas Augen strahlten – das bedeutete wohl Zustimmung. »Ich denke schon. Es ist eine großartige Gelegenheit für mich, Karriere zu machen und andere Talente in mir zu fördern. Auch wenn ich Sie vermissen werde, Sun.«
    »Vielleicht bleibe ich ja nicht mehr lange auf der STERNENFAUST«, rutschte es Sun-Tarin heraus. Es musste die Anspannung sein. Sie machte ihn angreifbar. Sie blockierte sein sonst so wohldurchdachtes Handeln, das durfte er nicht zulassen.
    »Meinen Sie wegen des Interviews mit Satren-Nor? Denken Sie, es wird Krieg geben, wenn Rudenko nicht einlenkt und die Finger davon lässt, die Artefakte der Toten Götter erforschen zu lassen?«
    »Oft werden aus Feinden Freunde. Aber noch öfter aus Freunden Feinde.«
    Er konnte den Blick nicht von ihr nehmen. Er sagte sich wieder, dass es der Wunsch Gottes war, sie zu verraten. Dem musste er sich beugen. Für Satren-Nor.
    Verrückt eigentlich, was er jetzt für Satren-Nor tat. Lange Zeit hatte er nicht an den Prediger geglaubt, hatte die Meinung des Priesters nur hingenommen, weil es offenbar Gottes Wunsch war. Die schmachvolle Niederlage im Konor-System hatte den letzten Zweifel daran beseitigt, dass Gott selbst auf der Seite der Predigers stehen musste. Sun-Tarin hatte sich den Gegebenheiten nur widerwillig gebeugt. Erst die langen Gespräche mit Bruder William hatten dazu geführt, dass er ansatzweise bereit war, sich in das Denken des Predigers einzufühlen.
    »Ich werde nie Ihre Feindin sein.« Wanda legte ihre Hand auf seine viergliedrige Klaue. »Für mich werden Sie immer ein Freund bleiben.«
    Sie hatte ihm ihre Freundschaft nie so offen bestätigt wie jetzt. Sun-Tarins Schultern zuckten, ein Äquivalent zu einem menschlichen Schlucken. Das Leben war nicht gerecht und die Menschenfrau dauerte ihn. Aber eben diese Gefühle durfte er zum Wohl des Imperiums nicht zulassen.
    »Wichtig ist Gott allein.« Er zog seine Klaue fort und stand auf. »Und wie heißt es bei euch Menschen so treffend: Seine Wege sind unergründlich.«
    Diesen Satz hatte er in den letzten Tagen sehr oft gesagt.
    Sun-Tarin stand auf und ließ die verwirrte Menschenfrau allein an dem Tisch sitzen. Er wollte ihre Nähe nicht ertragen. Es galt zu meditieren und sich vorzubereiten. Diese lächerlichen Emotionen durften seinen Auftrag nicht gefährden. Während er zu seinem Quartier ging, erinnerte er sich an sein Treffen mit Hel-Keran auf Kridania vor
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