Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisvolle Botschaften

Geheimnisvolle Botschaften

Titel: Geheimnisvolle Botschaften
Autoren: Christoph Dittert
Vom Netzwerk:
Der Pergamentmacher
    Eine rotblau lodernde Flamme schoss auf Justus Jonas zu.
    Der stockte so abrupt, dass Bob Andrews, der dicht hinter ihm ging, ihn anrempelte. Justus verschluckte sich vor Schreck und hustete, konnte seinen Blick jedoch nicht von dem flackernden Feuer vor dem Gesicht des fremden Mannes lösen.
    »Mensch, Just«, beschwerte sich Bob, »pass doch auf!«
    »Ich soll aufpassen? Das gilt wohl eher für ihn hier!« Der Erste Detektiv wies auf den Feuerschlucker in einem einteiligen gelben Anzug. Einige Kinder in der Menschenmenge rundum deuteten mit offenem Mund auf ihn, ehe sie von ihren Eltern weitergeschoben wurden.
    An diesem Wochenende fand auf dem Marktplatz von Rocky Beach ein Handwerkermarkt statt, was dank des schönen Wetters jeden einzelnen Einwohner des Küstenstädtchens angelockt zu haben schien. Die Sonne brannte heiß, und es wehte kaum ein Lüftchen an diesem frühen Nachmittag. Menschen drängten sich dicht an dicht und raubten sich gegenseitig den Platz vor den Ständen, von denen etliche in der Masse nur zu erahnen waren.
    Der spargeldürre Feuerschlucker senkte eine lodernde Fackel, blies eine letzte Flamme in die Höhe und wischte sich über den Mund. »Entschuldige, Junge.« Seine Stimme klang rau, er räusperte sich und es hätte Justus nicht gewundert, wenn sich ein Rauchwölkchen aus der breiten Nase gekräuselt hätte. »Hab gerade die Kleine dort drüben beobachtet und dich deshalb nicht gesehen. Du verstehst schon?« Mit einem verschwörerischen Zwinkern deutete er über die Schulter zu einer blonden Frau. Ein kunstvoll geflochtener Zopf fiel ihr über den Rücken und schlängelte sich von dort bis zu den Oberschenkeln. So bildete er rechts und links der Wirbelsäule ein doppeltes »S«. Einige Haken an der Kleidung hielten die Haare in Position.
    Im nächsten Moment verschwand der Feuerschlucker ohne ein weiteres Wort in der Menge.
    »Interessant.« Justus ging in die Richtung, in die der Feuerschlucker gedeutet hatte. »In der Tat höchst bemerkenswert. Kommt mit!«
    Seine beiden Freunde folgten ihm. »Ich sehe es zwar, aber ich kann es kaum glauben«, sagte Bob. »Ich meine, die Frisur mag ja … cool sein, aber dass du dich für …« Er brach mitten im Satz ab, als Justus an der Blondine vorbeiging.
    Er drängte sich an einigen Kindern vorbei, die mit großen Augen einem Schmied dabei zusahen, wie er mit einem schweren Hammer auf ein glühendes Eisenstück einschlug. Gegen einen Holztisch lehnten drei Schwerter mit blitzenden Klingen.
    Schließlich blieb der Anführer der drei ??? direkt neben einem unscheinbaren Mädchen etwa in seinem Alter stehen. Es trug einen Rucksack und eine braune Baseballmütze.
    »Was will er denn gerade von dem Mauerblümchen?«, flüsterte Peter – nicht leise genug, denn Justus konnte ihn hören, und das Mädchen wahrscheinlich auch.
    Doch es ging Justus nicht um das Mädchen, sondern um den Stand, den es betrachtete.
    Vor einem feuerroten Plymouth – einem 1958er Fury, wenn er sich nicht täuschte – ragte ein hoher, windschiefer Klapptisch auf. Er sah aus, als müsste er bei der ersten Windbö in sich zusammenbrechen. Auf der Kante des geöffneten Kofferraums saß ein dicker Mann mit einer klobigen Brille. Ein abgewetztes graues Hemd und eine Lederweste spannten sich über seinen kräftigen Oberkörper, durch den schwarzenSchnauzbart zogen sich an manchen Stellen silbrig weiße Strähnen. Auf dem Tisch lagen einige Broschüren und Stapel von dicken Papierbögen. Rundum drängten sich merklich weniger Leute als überall sonst. Die drei ??? und das Mauerblümchen waren die einzigen Besucher.
    Justus hob einen der braunen Bogen vom Tisch und hielt ihn über dem Kopf gegen die Sonne. Das Licht schien hindurch und ließ das Papier goldgelb glänzen. Nein, es handelte sich nicht um einfaches Papier – es war fester und …
    »Pergament, Junge«, rief der dicke Mann. »Und diese Hände haben es selbst gefertigt!« Er hob demonstrativ die Arme; die Finger waren erstaunlich sehnig, die Nägel kurz geschnitten und gelblich verfärbt wie bei einem starken Raucher.
    »Ich nehme mit einiger Gewissheit an«, erwiderte Justus, »dass es nicht Ihre Hände allein vollbracht haben, sondern Ihnen auch Ihr Kopf mitgeholfen hat?«
    Der andere stutzte und lachte dann dröhnend. »Sehr gut, Bursche! Du gefällst mir! Ich sag dir was – du erhältst zehn Prozent Preisnachlass auf alles, was du heute kaufst.« Er griff nach einer der Broschüren und hielt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher