Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
einem Duell getötet.«
    Andere Gestalten in schwarzen Masken und Roben traten neben sie. Die Frau zeigte auf sie.
    »Du bist im Dorf der Toten, Aruula. Hier sind alle, die ihre Lebenspunkte verloren haben. Die Lebenden können uns weder sehen noch hören. Wir sind wie Luft für sie.«
    Aruula setzte sich auf. »Seid ihr denn alle von bösen Geistern besessen? Ihr seid nicht tot, solange euer Herz noch schlägt.«
    »Ich weiß, dass es für dich schwer zu verstehen ist«, sagte die Frau mit einer Sanftmut, die Aruula nur wütender machte.
    »Sieh mich an. Ich war einmal die Frau des Captains, doch dann wurde ich im Duell gegen einen Kling getötet. Caligula hat geweint, als er mich hierher brachte. Glaubst du, er hätte diesen Schmerz auf sich genommen, wenn ich nicht wirklich tot wäre?«
    Aruula dachte an Lemoy, der sie in dieses Dorf gebracht hatte, obwohl sie keine Verliererin eines Duells war. In ihr stieg die Ahnung auf, dass er das absichtlich getan hatte, um sie loszuwerden. Aber warum? Was war nach seinem Warnruf geschehen?
    Joalins hielt ihr die Schale mit Suppe unter die Nase. »Iss etwas, während du über deinen Tod nachdenkst. Das stärkt deine Seele«
    »Hör mir zu, ich bin nicht in einem Duell gestorben. Das ist nur eine Täuschung, verstehst du? Binde mich los, dann werde ich alles aufklären.«
    Joalins seufzte unter ihrer Maske.
    »Widerstand ist zwecklos. Du hast noch einen weiten Weg vor dir, bis wir dich losbinden können. Erst wenn du deinen Tod akzeptiert hast, wirst du frei sein.«
    Sie stand auf und ging zu den anderen, die leise miteinander tuschelten. »Wenn du Hunger hast, ruf nach mir.«
    Aruula lehnte sich zurück ins Gras.
    Ihre gefesselten Hände drückten gegen ihren Rücken. Mit den Fingerspitzen tastete sie nach den Stricken, den Blick weiter auf die Toten gerichtet. Die setzten sich in Gruppen vor einfachen Lehmhütten zusammen und beachteten sie nicht. Es gab noch nicht einmal eine Wache.
    Kein Wunder, dass man euch alle in Duellen getötet hat, wenn ihr so unvorsichtig seid, dachte Aruula.
    Sie spürte eine lockere Stelle zwischen den Stricken und zog daran. Die Fesseln schnitten tiefer in ihre Haut. Leise fluchend machte sie weiter, suchte nach einem Knoten, der nicht ganz fest gezogen war, oder nach einem Strick, dessen Fasern brüchig erschienen.
    Die Sonne hing bereits tief über den Bergen, als die Fesseln endlich fielen.
    Aruula widerstand dem Impuls, sich die Maske vom Gesicht zu reißen und den Schweiß abzuwischen. Stattdessen setzte sie sich vorsichtig auf und drehte sich zu den Toten. Die Robe verbarg ihre Finger, als sie ihre Arbeit an den Stricken um die Fußgelenke begannen.
    »Bist du hungrig?«, rief Joalins vom Feuer herüber.
    »Nein.«
    Auch diese Fesseln fielen. Aruula massierte ihre Gelenke für einen Moment. Der Sonnenstand verriet ihr die Richtung, in der das Dorf lag. Es war die Gleiche, in die auch Lemoy gegangen war.
    Aruula warf einen letzten Blick auf die Toten, dann sprang sie auf und lief auf den Weg zu.
    Stimmen wurden laut. Jemand schrie:
    »Regelverstoß!«, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    Das Dorf der Toten blieb hinter ihr zurück.
    ***
    »Rotalarm! Rotalarm! Versammelt euch auf der Con. Rotalarm! Der Captain und Drax werden sprechen!«
    Die Stimmen der Rufer hallten durch das Dorf, waren auch hinter den Wänden der Arena gut zu verstehen. Matt stand in der Mitte des Sandplatzes und sah hinauf zu den Rängen, die sich rasch füllten. Fed-Offiziere befanden sich an allen vier Eingängen. Ihren Blicken entging niemand, der die Arena betrat - zumindest hoffte Matt das.
    »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Willner neben ihm.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Matthew. »Wenn Ihre Wachen aufmerksam sind, müsste eigentlich alles gut gehen.«
    Es war ein kalkuliertes Risiko. Le- moy/Manard hatte in seinem Wahnsinn beschlossen, die Anführer aller Delegationen für die Roms zu ermorden. Jetzt waren nur noch Matt und Willner übrig. Lemoy/Manard würde sich wohl kaum die Chance entgehen lassen, beide gleichzeitig umzubringen, deshalb hatte Matt um den Auftritt in der Arena gebeten. Er hoffte, dass die Wachen den Mörder an einem der Eingänge abfingen.
    »Glauben Sie, dass Ihre Gefährtin noch lebt?«, fragte Willner.
    Der Gedanke versetzte Matt einen Stich, aber trotzdem nickte er. »Ja, ich glaube, dass Lemoy… Manard… wer auch immer sie als Geisel gegen mich benutzen will. Er wird Aruula irgendwo gefangen halten.«
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher