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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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haben, denn sie stellten die Weinkrüge ab und erhoben sich.
    Matt schluckte unwillkürlich. Keiner von ihnen war unter zwei Metern, alle waren breit und muskelbepackt.
    Ignorier das, dachte er. Es geht nur um ihre Werte.
    Ruhig humpelte er auf die Klings zu, die sich wie eine Wand vor ihm erhoben.
    »Na kommt schon, Knochenköpfe«, sagte er und zwang sich zu einem breiten Grinsen. »Ihr wollt euch doch nicht mit mir anlegen, oder? Dafür seid ihr nicht blöd genug.«
    Einer der Klings griff nach seinem Würfel.
    »Ich zeig dir gleich, wer hier nicht blöd genug ist!«
    Matt sah ihn an. »Ich verzichte auf die Würfelprobe. Du bist sogar blöd genug, um nicht zu wissen, was Feigheit ist, im Gegensatz zu deinen Kumpels, die sich nur bei dem Gedanken an ihre Würfel schon in die Hose machen. Zumindest riechen sie so.«
    Im realen Leben wäre das der richtige Moment gewesen, um sich vom Rest seiner Knochen zu verabschieden, aber hier wurden ihm nur drei Würfel und wüste Beschimpfungen entgegengeschleudert.
    Matt grinste und zog seinen eigenen Würfel. Keine zehn Minuten später klimperten Pins in seine ausgestreckte Handfläche. Sorgfältig befestigte er sie an der Werteleiste und wandte sich von den Klings ab, die wie benommen auf ihre eigenen gerupft aussehenden Leisten starrten.
    Matt bemerkte die länger werdenden Schatten. Es war später Nachmittag und Aruula wartete vermutlich bereits in der Hütte auf ihn.
    Er fragte sich, was sie von den Roms erfahren hatte. Vielleicht wusste sie bereits, wer Manard war.
    Ein paar Stunden Schlaf, dachte Matt, eine Kanne von dem grünen Zeug, dann kann ich endlich gemeinsam mit ihr der Sache nachgehen - und zwar ohne Lemoy…
    Er erreichte die Hütte und stieß die Tür mit einer Krücke auf. Sie schlug gegen die Wand und gab den Blick auf sein zerwühltes Bett, Batterien von Papierkugeln und die sorgfältig gezimmerten Möbel frei. Aruulas Schwert lehnte an der Wand, sie selbst war nicht zu sehen.
    Unbeholfen drehte Matt sich um, suchte mit Blicken den großen Platz ab. Er schätzte, dass Aruula seit mehr als zehn Stunden unterwegs war. Das reichte, um das ganze Tal zu durchqueren, dabei hatte sie doch nur die Roms aufsuchen wollen.
    Wo ist sie?, dachte er besorgt.
    ***
    Captain Willner starrte abwechselnd den Master, T'Russ und Rinold an.
    »Ich soll was getan haben?«, fragte er ungläubig.
    Rinold trat vor. »Wir glauben, dass Sie Lemoy beauftragt haben, den Master zu erpressen, damit er die Werte der Fremden fälscht.«
    Willner wartete vergeblich auf ein Lächeln oder ein anderes Anzeichen dafür, dass man sich einen Scherz mit ihm erlaubte. Schließlich stand er hinter dem Schreibtisch auf und zog an seiner Uniformjacke.
    »Erstens«, sagte er, »würde ich nie einen solchen Regelverstoß wagen, und zweitens ist Mr. Lemoy ein Vulk. Er besitzt nicht die Verschlagenheit, um jemanden zu erpressen.« Der Master räusperte sich. Willner bemerkte Schweißtropfen, die aus seiner goldenen Maske in den Kragen der Robe liefen.
    »Das ist nicht ganz richtig«, hörte er ihn sagen.
    »Lemoys Mutter ist eine Rom, sein Vater ein Vulk.«
    »Was?«
    Willner glaubte sich verhört zu haben, wollte den Master mit Fragen bombardieren, aber der hob nur eine Hand und fuhr fort.
    »Ich weiß, dass es eine regelwidrige Geburt war und ich das Kind sofort ins Dorf der Toten hätte bringen müssen. Die Roms waren der gleichen Meinung, aber die Mutter flehte mich an, es zu verschonen. Also nahm ich es an mich und brachte es zu den Vulks. Das Paar, zu dem ich den Jungen gab, war kinderlos und versprach, niemandem etwas davon zu sagen. Ich schickte der Mutter eine kurze Notiz, um sie wissen zu lassen, dass es ihrem Sohn gut ging. Danach hörte ich nie wieder von ihr. Lemoy wuchs als Vulk auf und hat mir bis vor einigen Tagen keinen Grund zur Sorge gegeben.« Willner spürte plötzliche Wut in sich aufsteigen. »Du hast zugelassen, dass ich einen Halb-Rom zu meinem Assistenten mache?«
    »Er hat sich immer wie ein Vulk verhalten.«
    »Bis er versucht hat, dich zu erpressen.« Willner runzelte die Stirn. »Womit überhaupt?«
    Der Master seufzte und ergriff T'Russ' Hand.
    »Wir wollten es auf der Con öffentlich gestehen, aber dann begannen die Morde.«
    »Oh…«
    Ich fasse es nicht, dachte Willner. Lemoy ist ein halber Rom, der Master hat eine Geliebte… Was kommt als Nächstes? Nüchterne Klings?
    »Du hast es tatsächlich nicht gewusst, Willner«, sagte der Master. »Du hattest keine Ahnung, dass
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