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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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einer der Soldaten am Tor sein, eine der Wachen vor dem Zelt.
    Aruula hatte Matt anfangs nicht verstanden, hatte über den Eifer, mit dem er Zettel voll schrieb und Theorien wälzte, gelächelt, aber mittlerweile spürte sie die gleiche Besessenheit.
    Ihr Denken konzentrierte sich nur noch auf eine einzige Frage: Wer war Manard?
    ***
    »Du kannst die Arme herunter nehmen«, sagte der Master. »Niemand will dir etwas tun.« Rinold hockte stumm und zitternd auf dem Scheunenboden, die Arme um den Kopf gepresst.
    Ich will nicht sterben, dachte er immer wieder. Bitte lasst mich leben.
    Roben raschelten, als der Master neben ihm in die Hocke ging. »Es tut mir Leid, dass wir dich so grob behandelt haben, aber wir konnten nicht zulassen, dass du ins Dorf läufst und herum erzählst, ich hätte Morn getötet.«
    Rinold hielt den Atem an und wartete auf den Schmerz, der das Ende seines Lebens signalisieren würde.
    Aber der blieb aus.
    »Die Situation ist im Moment sehr angespannt«, fuhr der Master ruhig fort. Er benutzte den gleichen Tonfall, mit dem er sonst Lektionen aus dem Regelwerk zitierte. »Ein Volk verdächtigt das andere. Sie alle hoffen, dass ich eine Lösung finden werde. Sie vertrauen mir und daran darf sich auch nichts ändern. Begreifst du das?«
    Rinold nahm die Arme herunter. Ein Teil von ihm hatte den Tod akzeptiert und ließ aus Angst Wut werden.
    »Ich begreife nur eins«, sagte er mit erstickter Stimme. »Sie bedrohen die Existenz des Spiels, niemand sonst. Wenn Sie nicht gemordet hätten, wäre -«
    »Ich habe nicht gemordet.« Der Master stand auf und trat zu T'Russ, die ihre Hand in seine legte. »Als Morn starb, standen ich und T'Russ draußen vor der Arena. Wir hatten uns vorgenommen, den Delegationen unsere Beziehung zu gestehen, aber nach dem Mord ging das natürlich nicht mehr.«
    »Er sagt die Wahrheit«, bestätigte T'Russ. Rinold sah sie überrascht an. Es war eine bekannte Tatsache, dass Vulks niemals logen, egal wie die Umstände oder die Konsequenzen für sie und andere waren. Selbst der Master konnte daran nichts ändern, denn diese Eigenschaft war im Regelwerk vorgegeben, so wie die Verschlagenheit der Roms und der Alkoholgenuss der Klings.
    »Der Master hat Morn nicht getötet?«, hakte er trotzdem nach.
    T'Russ nickte. »Das ist korrekt.«
    Rinold fuhr sich durch die Haare. Er wusste nicht, ob er erleichtert oder beschämt sein sollte. »Aber was ist mit den Werten der Fremden?«
    Der Master hob die Schultern. »Göttliche Fügung oder simples Pech. Ich hatte zumindest nichts damit zu tun, auch wenn jemand das gerne so gehabt hätte.« Er sah T'Russ an, als wolle er ihr Einverständnis einholen, bevor er weiter sprach. »Jemand hat versucht, mich we- gen T'Russ zu erpressen. Das war auch der Grund, weshalb wir unsere Beziehung öffentlich bekannt geben wollten. Damit hätten wir ihm den Wind aus den Segeln genommen.«
    Rinold stand auf. Das Zittern seiner Knie ließ langsam nach.
    »Wer wollte Sie erpressen?«, fragte er. Der Master sagte es ihm.
    ***
    Matt sah aus dem Fenster und gähnte ausgiebig. Bereits zwei Stunden waren seit Sonnenaufgang verstrichen, aber T'Russ war noch nicht zu ihrer morgendlichen Visite erschienen. Nach allem, was er über die Vulks gelesen hatte, war Unpünktlichkeit kein Teil ihres Charakters.
    Er dachte an die Theorie, die er und Aruula sich zurechtgelegt hatten.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass der Master hinter dem Mord steckte und T'Russ als seine Geliebte davon wusste, war groß. Wenn das stimmte, konnte man sie vielleicht mit ein paar wohlplatzierten Bemerkungen aus der Reserve locken. Als Vulk verweigerte sie sich zwar Gefühlen wie Wut oder Angst, aber zwischen den spitzen Ohraufsätzen und unter dem millimetergenauen Pony dachte und atmete immer noch ein Mensch -auch wenn sie das nicht wahrhaben wollte.
    Es klopfte.
    Na endlich, dachte Matt.
    »Kommen Sie rein«, sagte er und stützte sich auf die Ellbogen auf.
    T'Russ öffnete die Tür. Sie nickte ihm kurz zu, trat ohne ein Wort zu sagen an sein Bett und begann die Behandlung. Matt sah ruhig zu, während sie die Verbände löste und sein Bein mit einer dunklen Kräutersalbe bestrich.
    Sie war eine ausgezeichnete Heilerin, die wusste, wie man Schmerzen vermied, so viel musste er ihr zugestehen.
    Nur an diesem Morgen schienen ihre Fähigkeiten nachzulassen, denn Matt zuckte während der kurzen Behandlung mehrfach zusammen.
    Sie ist mit den Gedanken nicht bei der Sache, dachte er. T'Russ nahm einen der
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