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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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kleinen weißen Salzstreuer aus der Tasche und sah konzentriert in die Öffnungen, als könne sie dahinter ein Bild erkennen.
    »Akzeptabel«, sagte sie dann.
    Matt sah sie an. »Ist es wahr, dass Vulks niemals lügen?«
    T'Russ steckte den Salzstreuer ein. »Wenn Sie eine Würfelprobe bestehen, werde ich eine Antwort auf Ihre Frage erwägen.«
    »Betrachten Sie es als rhetorische Frage. Ich bin im Regelwerk darauf gestoßen, als ich die Schriften Ihres Philosophen Soja gele-«
    »Sein Name war Sojak«, unterbrach ihn T'Russ, während sie die Bandagen mit einem unnötig schmerzhaften Ruck festzog. »Er ist der Begründer unseres Volkes.«
    Matt verzog das Gesicht und hob die Schultern. »Soja… Sojak… wen interessiert das schon.«
    Er wartete, bis T'Russ eine sichere Entfernung zu seinem Bein eingenommen hatte, bevor er fortfuhr. »Ich frage mich, wie Sojak den Tatbestand der Lüge definiert. Wie würden Sie das sehen? Lügt man bereits, wenn man ein Geheimnis vor anderen verbirgt, sie also damit täuscht?« Matt gab.ihr keine Gelegenheit zu einer Antwort. »Ich glaube schon, und Sojak hätte das wohl auch so gesehen.«
    »Ich bin Doktor und kein Philosoph«, warf T'Russ ein. »Außerdem haben Sie nicht die nötige Intelligenz, um über solche Fragen nachzudenken.« Die Bewegungen, mit denen sie ihre Instrumente einsteckte, wirkten fahrig.
    »Vielleicht bin ich aber auch so dumm, dass ich gar nicht merke, dass ich zu dumm dafür bin,« entgegnete Matt ohne jede Logik. »Wo war ich stehen geblieben? Richtig: Was geschieht, wenn eine Vulk lügt? Verliert sie dann ihre Ohren oder darf sie nie wieder faszinierend sagen? Sie müssten das doch eigentlich wissen.«
    T'Russ antwortete nicht, presste nur stumm die Lippen zusammen und hängte sich ihre Tasche über die Schulter.
    Zeit für den Todesstoß, dachte Matt.
    »Okay, dann sagen Sie eben nichts dazu. Aber seien Sie doch so nett und richten Sie dem Master aus, dass ich ihn sprechen möchte. Außer Ihnen dürfte er wohl der größte Experte auf dem Gebiet der Lügen und der Täuschungen s…«
    Mit einem Sprung war T'Russ bei ihm. Ihre Finger krallten sich in seine Arme.
    »Hören Sie auf!«, schrie sie ihn an. »Was hier passiert, geht Sie nichts an. Lassen Sie mich und, Genry in Ruhe oder…« Sie brach ab.
    Matt griff nach ihren Handgelenken und drückte sie zurück. »Oder was? Passiert dann mit mir das Gleiche wie mit Morn?« T'Russ riss sich aus seinem Griff los.
    »Lassen Sie uns in Ruhe!«, schrie sie mit Tränen in den Augen und rannte durch die offene Tür nach draußen.
    »Hey!«, rief Matt ihr nach. »Sie schulden mir drei Weisheitspunkte wegen unlogischen und charakterfremden Verhaltens. So steht es in den Regeln!«
    Einen Moment geschah nichts, dann flogen ihm drei schwarze Pins entgegen. »Blöder Gorrn!«, hörte er T'Russ' Stimme schreien, dann wurde es ruhig.
    Eigentlich schuldet sie mir dafür noch einen Punkt, dachte Matt grinsend und hob die Pins auf. Er dachte kurz nach, dann entschied er sich, mit zweien seine Geschicklichkeit zu verbessern, um damit das Handicap seines Beinbruchs ein wenig zu reduzieren.
    Er schüttelte den Kopf, als er sich bei dem Gedanken ertappte. »Ich fange schon an, wie sie zu denken«, murmelte er. »Als ob die Werte eine reale Bedeutung hätten…«
    Mit dem Daumen heftete er den letzten Pin auf die Intelligenzleiste. Im gleichen Moment schoss ihm eine Idee durch den Kopf, die so offensichtlich war, dass er sich mit der flachen Hand vor die Stirn schlug.
    Natürlich, dachte er, warum bin ich da nicht früher drauf gekommen?
    Sein Blick glitt unwillkürlich zur Werteleiste und zu dem neuen schwarzen Pin, der seine Intelligenz stärkte.
    Blödsinn, entschied er dann und griff nach seinen Krücken. Ein alter Song ging ihm durch den Kopf. There's a new man in town…
    ***
    »Wir stellen uns nicht sehr klug bei diesen Nachforschungen an«, sagte Aruula frustriert, während sie und Lemoy dem Weg aus dem Dorf folgten.
    Der Vulk nickte.
    »Das ist korrekt, aber ein Sprichwort meines Volkes besagt, dass auch nonvisuelle Lebensformen in visuellen Umgebungen mit einer Wahrscheinlichkeit von 9,87 Prozent auf Nahrung stoßen.«
    »Aha«, sagte Aruula nickend. »Auch ein blindes Chiick findet mal ein Korn.«
    »Affirmativ. Ich schlage vor, dass wir als nächstes die Andors aufsuchen und versuchen, die Absperrung zu penetrieren. Findet dieses Vorgehen Ihre Zustimmung?«
    »Warum nicht? Es gibt ja nicht viel, was wir sonst tun
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