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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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kalkuliere ich die Wahrscheinlichkeit, dass Regder dem Informanten - für den ich Manard halte - geholfen hätte, auf unter 5,95 Prozent. Die Andors sind zwar ein kriegerisches, aber auch sehr vorsichtiges Volk. Es wäre wesentlich logischer gewesen, stattdessen Captain Willner zu informieren.«
    Aruula hob die Schultern. »Menschen reagieren nicht immer logisch.«
    Sie glaubte ein knappes Lächeln im Gesicht des Vulks zu sehen. »Wem sagen Sie das?«, antwortete er.
    Aruula sah zur Zeltstadt der Roms, deren äußere Umrandung sie jetzt erreicht hatten. Überall standen Soldaten, deren Hände nervös mit Würfeln spielten. Einige trugen Lanzen, aber die meisten waren unbewaffnet.
    Haben sie denn immer noch nicht verstanden, dass Würfel gegen diesen Feind sinnlos sind?, fragte sie sich.
    Die Wachen rückten zusammen, als sie und Lemoy näher kamen.
    »Halt!«, befahl einer. »Kommen Sie nicht näher, oder wir sehen uns gezwungen, von den Würfeln Gebrauch zu machen.«
    Anscheinend nicht, beantwortete Aruula ihre eigene Frage.
    »Wir kommen im Auftrag von Captain Willner«, sagte Lemoy, »und erbitten eine Audienz bei Senatorin Den'by. Sie erwartet uns.«
    Die Wachen tauschten ein paar Worte aus, dann drehte sich ein Soldat um und ging tiefer in die Zeltstadt hinein.
    Lemoy wandte sich an Aruula. »Wenn wir mit der Senatorin sprechen, möchte ich Sie bitten, mir das Wort zu überlassen. Die Roms schätzen Mut weniger als die Klings.« Aruula nickte.
    Sie bemerkte, dass der Soldat zurückkam und seinem Vorgesetzten etwas zuflüsterte.
    »Sie erhalten eine Ausnahmegenehmigung!«, rief dieser. »Wir werden Sie bis zum Zelt der Senatorin eskortieren.«
    Die Soldaten nahmen Lemoy und Aruula in die Mitte und gingen im Gleichschritt los. Das Geräusch ihrer Stiefel war der einzige Laut, der in der Zeltstadt zu hören war. Alles war sauber und menschenleer. Die Zelte standen gradlinig wie Soldaten auf beiden Seiten der Wege und Aruula war sicher, dass der Abstand zwischen ihnen exakt gleich war. Nur ein Zelt ragte aus der weißen Masse heraus. Soldaten in dunklen. Uniformen und mit langen, gefährlich aussehenden Lanzen standen steif davor. Erst als Aruula näher kam, sah sie, dass die Lanzenspitzen aus lackiertem Holz bestanden.
    Der Wachtrupp stoppte vor dem breiten Eingang. Lemoy und Aruula traten auf Holzbohlen, die sie in das Zelt hineinführten. Die Einrichtung war spartanisch. Es gab keine Teppiche oder Felle auf dem Boden, keine Verzierungen an den Wänden. Nur am Ende des langgezogenen Raums stand ein Stuhl mit hoher Lehne vor einem Banner, auf dem ein Raubvogel zu sehen war.
    Senatorin Den'by, eine blonde Rom, die eine helle Uniform trug, saß auf dem Stuhl. Andere Sitzgelegenheiten gab es nicht.
    Trotz des Gestanks erschien Aruula die Atmosphäre, die im Lager der Klings herrschte, wesentlich angenehmer.
    »Wie ich sehe, schickt der Captain einen seiner Schoßhunde«, sagte Den'by. Ihre Stimme hallte durch den leeren Raum.
    Lemoy neigte den Kopf. »Wie Sie wissen sollten, gehören Vulks wie auch Roms zur gleichen Spezies. Wenn Sie mich beleidigen, beleidigen Sie nur sich selbst.«
    »Was wollen Sie?«, fragte die Senatorin, ohne seine Entgegnung zu beachten.
    »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, die zur Klärung der Morde von elementarer Wichtigkeit sein könnte. Bei unseren Nachforschungen sind wir auf einen Namen gestoßen, der Römisch sein könnte. Er lautet Manard.«
    Aruula sah die plötzliche Überraschung auf dem Gesicht der Senatorin. Sie kennt ihn, dachte sie.
    »Ich verlange eine Würfelprobe«, sagte Den'by. »Charisma wäre wohl angemessen.«
    »Ich bin einverstanden.«
    Lemoy trat vor und würfelte. »Neun«, sagte er.
    Den'by stand auf und ließ den Würfel beinahe achtlos fallen. »Vier.« Sie setzte sich wieder. Das kurze Zucken ihrer Finger war das einzige Anzeichen ihrer Erleichterung. »Ich werde die Frage nicht beantworten, Lemoy. Vielleicht kenne ich die Antwort darauf nicht, vielleicht verschweige ich sie Ihnen. Was es auch ist, Sie werden es nie erfahren. Und jetzt gehen Sie.«
    Die Soldaten traten vor und nahmen Lemoy und Aruula erneut zwischen sich.
    »Sie weiß, wer Manard ist«, sagte Aruula, als sie die Zeltstadt verlassen hatte. »Warum sagt sie nichts?«
    Der Vulk schüttelte langsam den Kopf. »Die Logik ihres Handelns entzieht sich mir.«
    Aruula sah zurück zur Zeltstadt. Wenn sie wirklich nach einem Rom suchten, waren sie vielleicht keinen Speerwurf von ihm entfernt.
    Er konnte
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