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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln
Autoren: Claudia Kern
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ging nachdenklich auf das Waldstück zu, hinter dem der Master lebte. Im Nachhinein wusste er, dass er die Frage nach den gefälschten Werten nicht hätte stellen dürfen. Wenn der Master tatsächlich gemordet hatte, stand er jetzt auf seiner Todesliste ganz oben.
    Er blieb stehen. Unmittelbar vor ihm verschwand der Weg hinter einer Biegung.
    Nach dem Gewitter war der Boden weich. Abgeknickte Äste und Laub bedeckten die Wiesen.
    Ich muss nicht weitergehen, dachte Rinold.
    Der Master würde ihn erst vermissen, wenn er in ein paar Stunden seinen Schlafbereich verließ und keine Kanne Oerl'Grae-Tee auf dem Schreibtisch vorfand. Das ließ ihm genug Zeit, um den Captain zu finden und ihm von seinem. Verdacht zu erzählen.
    Aber was geschah dann? Willner und der Master waren seit vielen Jahren befreundet. Es war unwahrscheinlich, dass der Captain eine so unglaubliche Anschuldigung einfach akzeptierte. Eher würde er den Master aufsuchen und dann vielleicht als Nächster sein Leben verlieren.
    Rinold brauchte Beweise für seinen Verdacht, und das bedeutete, dass er seine Arbeit an diesem Morgen ganz normal antreten musste.
    Seine Knie zitterten, als er weiter ging. Er wusste nicht, ob er genügend Mut aufbringen würde, den ganzen Tag mit einem Mann zu verbringen, der vermutlich einen anderen getötet hatte. Die Vorstellung allein ließ ihm den kalten Schweiß auf die Stirn treten.
    Rinold wischte ihn mit dem Ärmel seiner Robe ab. Für wenige Sekunden bedeckte der Stoff seine Augen, dann prallte er auch schon gegen einen Körper und hörte, wie jemand erschrocken nach Luft schnappte.
    »Entschuldigung«, sagte Rinold und nahm den Arm herunter. »Ich war…«
    Er unterbrach sich, als er sah, wer vor ihm stand, und wich zurück. Innerhalb eines Sekundenbruchteils wurde ihm alles klar.
    »Nein«, flüsterte er. Es hätte ein Schrei werden sollen, aber die Angst raubte ihm den Atem.
    Voller Panik drehte Rinold sich um, wollte losrennen, aber etwas griff nach seinen Füßen.
    Schwer schlug er auf dem Weg auf und schüttelte benommen den Kopf. Er spürte, wie seine Arme nach hinten gedrückt wurden, dann schleiften seine Beine bereits über den Boden.
    Als er wieder klar sehen konnte, ragte eine alte Scheune hoch vor ihm auf.
    »Nein… bitte… ich werde nichts sagen… ich…«
    Er hörte sich selbst schluchzen, konnte jedoch nichts dagegen tun. Das Bild des toten Imperators stieg in seinem Geist auf. Er sah den Armbrustbolzen im Hals des Klings und das Blut, das viele, viele Blut… Seine Arme kamen frei.
    Rinold sackte auf dem Scheunenboden zusammen. Er kam auf die Knie.
    »Bitte«, sagte er, »bitte töten Sie mich nicht.« Durch die goldene Maske starrten ihn die kalten blauen Augen des Masters teilnahmslos an. Hinter ihm schloss T'RUSS die Tür…
    ***
    »Guten Morgen«, sagte Aruula und ging auf die Arena zu, neben der Lemoy bereits wartete.
    »Der Sturm scheint kaum Schäden hinterlassen zu haben.«
    »Das ist korrekt. Dafür hat er uns einen Toten hinterlassen.« Aruula wünschte sich plötzlich, ihr Schwert mitgenommen zu haben. »Ein zweiter Mord?«, fragte sie. »Wer ist es?«
    Lemoy zeigte auf die Zeltstadt der Roms. »Es ist logisch, zwei sich nicht ausschließende Aktionen gleichzeitig durchzuführen.«
    »Wir reden darüber, während wir zu den Roms gehen?«, riet Aruula.
    »In der Tat, so ist es.«
    Lemoy ging einige Schritte, dann sagte er:
    »Regder, der Präfekt der Andors wurde in der letzten Nacht durch einen Armbrustbolzen in den Hals getötet. Außerdem hat jemand eine Portion Jumjum und ein Glas Raggajjinno über seinem Kopf ausgeschüttet.«
    Das ist wohl eine Art von Nahrung, dachte Aruula.
    »Der Botschafter der Andors hat mir versichert, dass die Taten von zwei verschie- denen Personen ausgeführt wurde, weil das Blut sich nicht mit dem Raggajjinno vermischt hatte, da es bereits getrocknet war. Die Andors haben in einer unlogischen Überreaktion ihre Zeltstadt vollständig abgeriegelt, sodass wir weder den Tatort noch die Leiche untersuchen können.«
    Das war eine Einschränkung, über die Aruula nicht gerade traurig war.
    »Maddrax und ich«, sagte sie, »haben gestern Abend lange gesprochen. Wir glauben, dass der Master Morn ermordet haben könnte - und jetzt vielleicht auch den Andor.«
    Sie schilderte kurz ihre Theorie. Als sie geendet hatte, hob Lemoy eine Augenbraue.
    »Faszinierend und durchaus logisch. Somit hätte der Master beide Morde begangen, um seinen Betrug zu vertuschen. Allerdings
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