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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unsichtbaren Verfolger abzuschütteln, schwand dieses Gefühl. Der Mann mit dem halblangen schwarzen Haar, das für einen Neger erstaunlich glatt war, betrat durch den Hintereingang das unscheinbare Haus in einer ebenso unscheinbaren Seitenstraße im Hafenviertel. Im Keller befand sich die kleine Wohnung, die er mit seinen beiden jüngeren Geschwistern teilte.
    Lautlos huschte er durch die Wohnung, die gerade so groß war, daß jeder sein eigenes kleine Zimmerchen hatte. Hinzu kamen die Küche und eine winzige Toilette. Gerade das Notwendigste fand hier Platz. Aber sie brauchten ja auch nicht viel. Höchstens Maurice benötigte etwas mehr Platz für seine Bücher. Und für den Rollstuhl. Aber sie kamen zurecht, und dafür kostete die Kellerwohnung, die wenigstens angenehm temperiert war, kaum etwas.
    Manchmal träumte Yves von einer großen Villa mit vielen geräumigen Zimmern und endlosen Korridoren. Aber es blieben Träume. Er wußte, daß er so ein Haus niemals besitzen würde,, und er wollte es eigentlich auch gar nicht. Vermutlich würde er sich darin nur fehl am Platz Vorkommen und sich in den großen Zimmern verirren. Die Kellerwohnung, im Laufe der Jahre durchaus gemütlich eingerichtet und Stückchen um Stückchen gewachsen, bot Geborgenheit und Vertrautheit. Er wollte nicht von hier fort.
    Aber vielleicht würde er es jetzt für eine Weile müssen.
    Er hatte versucht, die beiden ändern nicht zu wecken, aber als er das Licht in seinem Zimmer einschaltete, sah er Angelique in der halb offenen Tür ihrer »Räuberhöhle« stehen. Sie trug eines seiner langen, karierten Hemden, das ihr bis fast zu den Knien reichte.
    Yves verzog das Gesicht. »Schaffst du es eigentlich auch mal, dich nicht an meinem Schrank zu vergreifen?« erkundige er sich leise. »Warum bist du noch wach?«
    »Wieso bist du schon zurück?« stellte sie die Gegenfrage. »Ärger gehabt?«
    Er nickte. »Ich werde vielleicht für ein paar Tage verreisen müssen. Kommt darauf an, was ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden erfahre.«
    »Du brauchst nicht zu flüstern«, sagte sie. »Maurice ist auch wach. Er büffelt für eine Klausurarbeit. Ich habe ihm vorhin einen Tee gemacht. Willst du auch?«
    »Wenn, dann Kaffee«, sagte der Schatten. Jetzt erkannte er den dünnen Lichtstreifen, der unter Maurices Tür hindurchdrang. Vorher hatte er nicht darauf geachtet; in der eigenen Wohnung war er weniger aufmerksam und mißtrauischer als draußen, denn hier drohte ihm keine Gefahr. Einer der ganz wenigen Plätze, an denen er sich wirklich entspannen konnte.
    »Kaffee gibt’s nicht«, sagte Angélique resolut. »Oder du mußt ihn dir selbst kochen.«
    Er strich ihr kurz über den Kopf. »Tee«, resignierte er und verschwand in seinem Zimmer.
    Auf dem Kopfkissen seines Bettes lag das Amulett.
    Diese Silbersheibe, mit der alles begonnen hatte. Seit er sie besaß, geschahen immer wieder merkwürdige und bedrohliche Dinge. Da war jener Drang gewesen, der ihn hinaus in die Sümpfe geleitet hatte, wo er den Asiaten im Feuerblitz sterben sah. Wo der Unheimliche in Flammen gehüllt stand, getroffen und in die Flucht getrieben von einer unfaßbaren Kraft, die aus dieser handtellergroßen Silberscheibe gekommen war.
    Später war der Fremde zurückgekehrt, hatte versucht, Cascal zu finden und ihn angegriffen, um sich zu rächen, aber wiederum war etwas von dieser Silberscheibe ausgegangen, das mit unheimlicher Energie den Fremden vertrieben hatte, der aus dem Nichts kam und im Nichts wieder verschwand. Der auch in Florida, im Parkhaus, gewesen war und Cascal zu töten versuchte.
    Vielleicht war er es jetzt wieder, der dem Schatten nachstellte. Aber dann war er noch gefährlicher, kompromißloser geworden.
    Cascal nahm das Amulett auf. Er betrachtete die Verzierung. Den Drudenfuß, die Tierkreiszeichen, die eigenartigen Schriftzeichen. Auch Maurice konnte mit ihnen nichts anfangen, obgleich er aufs College ging und in der Bibliothek gewühlt hatte, um etwas Vergleichbares zu finden.
    Yves schüttelte den Kopf. »Eigentlich sollte ich dich wegwerfen oder umschmelzen lassen, du Mistding«, murmelte er. So oft hatte er es sich schon vorgenommen, dieses handtellergroße Stück Silber zu versilbern, aber dann war er doch immer wieder davon abgekommen. Warum, war ihm dann immer wieder unbegreiflich.
    Fast täglich hatte er sich gefragt, was es mit dieser Silberscheibe auf sich hatte. Er fand keine Antwort. Selbst der Voodoo-Mann, den er gefragt hatte, hatte keinen
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