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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Angelique, die fast seine Tochter hätte sein können - es fehlten nur ein paar Jahre. Die Kreolin stammte aus der zweiten Ehe seines Vaters. Unmittelbar nach der Geburt des Mädchens waren die Eltern gestorben. Yves hatte Angelique praktisch aufgezogen. Vielleicht erwuchs daher das gegenseitige Gefühl, daß er unbedingt benötigt wurde. Denn eigentlich war Angelique für ihre sechzehn Jahre überraschend selbständig. Sie machte den gesamten kleinen Haushalt schon seit Jahren, und sie kümmerte sich umsichtig um Maurice, der den dritten Farbton in die Familie brachte. Obgleich wie Angelique mischblütig, ging der 27jährige glatt als Weißer durch. Von Geburt an war er schwer behindert; er gehörte zu den sogenannten Contergan-Kindern, die seinerzeit durch das Medikament »Contergan« von den Müttern eingenommen, mehr oder weniger stark körperliche Mißbildungen davongetragen hatten. Maurice besaß keine Beine. Seine Füße saßen unmittelbar an den Hüften.
    Aber er meisterte sein Leben.
    Es hatte lange gedauert, bis er es schaffte, aber jetzt, in einem Alter, das eigentlich schon weit über die Zeit war, studierte er endlich an einem College. Es hatte immer am Geld gefehlt, um ihm die Ausbildung zu ermöglichen. Aber inzwischen fiel ein wenig mehr ab als früher, und er konnte seinen Weg gehen, den er sich schon vor einem Jahrzehnt erträumt hatte.
    Er war einer der besten in seinem Semester. Aber er tat auch eine Menge dafür. Ein Beweis war, daß er selbst jetzt zur Nachtstunde noch an seinem Schreibtisch saß und lernte.
    »Läßt du mich bitte ein paar Minuten allein? Ich muß nachdenken, Angelique«, bat er. Schmollend zog sie ab. Er trank von dem heißen Tee. Das Getränk belebte ihn wieder etwas. Plötzlich glaubte er das Gefühl wieder zu spüren, beobachtet zu werden. Er erschrak. Hatte der Unheimliche den Weg hierher doch gefunden? Aber wie war das möglich? Yves hatte doch alle Möglichkeiten ausgereizt, seine Spur zu verwischen…
    Er sprang auf. Auf seine Gefühle hatte er sich noch immer verlassen können. Aber wenn der Unheimliche wußte, wo der Schatten sich befand, dann mußte Yves hier verschwinden. Sofort. Er durfte seine Geschwister nicht in Gefahr bringen.
    Er erhob sich. Diesmal nahm er das Amulett mit. Er hängte es sich um und verließ Zimmer und Wohnung. Er widerstand der Versuchung, kurz bei Maurice anzuklopfen und sich zu verabschieden. Er wollte den Bruder nicht stören. Angelique würde ihm alles erklären - soweit sie es wußte.
    »Paß auf dich auf, Bruderherz«, flüsterte sie, als er die Wohnung verließ. Sie stand wieder in der Tür ihres kleinen Zimmers.
    Er lächelte ihr zu und nickte. »Natürlich. Wie immer.«
    Wie immer? höhnte es in ihm. Fast wärst du heute tot gewesen! Wenn der unheimliche Gegner mit dem blauen Gesicht nicht im letzten Moment seinen Überfall aufgegeben hätte, wärst du in dem schwarzen Loch verschwunden und würdest jetzt nicht mehr existieren!
    Yves berührte das Amulett, das jetzt wieder vor seiner Brust hing. Aber seltsamerweise konnte die Berührung ihn nicht beruhigen. Hing seine Sicherheit also doch nicht von diesem Ding ab?
    Warum nahm er es überhaupt mit? Vielleicht fand er eher Ruhe, wenn er es hier ließ.
    Aber dazu konnte er sich einfach nicht durchringen.
    Seltsam, wie warm das Metall sich auf seiner Haut anfühlte. Gerade so, als hätte es die Wärme seiner Hände gespeichert, während er es berührte, und gäbe sie jetzt dosiert wieder ab…
    Yves Cascal tauchte zwischen den Häusern unter. Er kannte Schleichwege, sich zu entfernen, auf die kam selbst unter seinen Nachbarn kaum einer…
    ***
    Der Dämon mit dem blauen Gesicht zuckte zusammen, als neben ihm eine hochgewachsene breitschultrige Gestalt aus der Dunkelheit auftauchte. Er erkannte die Gestalt sofort wieder. Die Aura verriet eindeutig, daß es sein Auftraggeber war. Auch wenn das Äußere sich verändert hatte, war die innere Ausstrahlung unverkennbar.
    »Bericht«, forderte der Auftraggeber unvermittelt.
    Der Blaue zuckte abermals zusammen. »Ich hatte ihn fast«, sagte er. »Doch ich mußte mich zurückziehen. Es ist schiefgegangen. Zu viele Sterbliche wurden aufmerksam, sogar die Polizei. Und Ihr wolltet doch keine Aufmerksamkeit, Herr.«
    »Weshalb hast du Tölpel sie dann erst erregt?« fauchte der Auftraggeber ihn an.
    »Wenn du dich weiter so dumm anstellst, wirst du deinen Namen wohl kaum zurückerhalten.«
    »Herr, es war nicht meine Schuld. Der Schatten war
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