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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Scheinwerferstrahl huschte über ihn hinweg, aber er war sicher, daß niemand sein Gesicht gesehen hatte.
    Mit einem Hechtsprung verschwand er zwischen zwei Häusern.
    Er wollte nicht von der Polizei Fragen gestellt bekommen, die er niemals wahrheitsgetreu beantworten konnte. Niemand würde ihm glauben. Er begriff es ja selbst nicht. Aber der Einfachheit halber würde man ihm die Schuld an der Explosion des Chevrolet in die Schuhe schieben…
    Da verschwand er lieber in die Unsicherheit der Nacht.
    Irgendwo lauerte sein Gegner.
    Jener, der ihn plötzlich angegriffen hatte. Ein Mann, dessen Gesicht blau war. Geschminkt? Sicher… aber warum? Welchen Grund konnte es für jemanden geben der das Licht scheute und nicht auffallen wollte, sich dann so auffällig zu bemalen?
    Yves Cascal schüttelte sich.
    Die Frage war zweitrangig. Wichtiger war, warum der andere ihn töten wollte.
    Sollte es mit Florida Zusammenhängen? War jener Unheimliche schon wieder hinter Cascal her, der schon einige Male versucht hatte, ihn zu töten? Zuletzt in Miami im Parkhaus…
    Danach war wochenlang nichts mehr geschehen. Cascal hatte begonnen, sich sicher zu fühlen. Anfangs hatte ein Mann in Baton Rouge nach ihm gesucht. Zamorra. Der Mann aus Frankreich, der schon einmal mit dem Schatten gesprochen hatte. Aber Cascal wollte nichts mit ihm zu tun haben. Der Weg, den dieser Franzose ging, war nicht Cascals Weg. Welten trennten sie beide, und Cascal wollte den Sprung über die Kluft nicht tun. Er hatte ein Vierteljahrhundert lang gelernt, in seiner eigenen Welt zu leben, sich zu arrangieren und sich irgendwie durchzuschlagen.
    Doch jene anderen unbegreiflichen Dinge, in die er immer öfter hineingezogen wurde… sie gefielen ihm nicht. Er begriff sie nicht. Es war etwas… magisches. Aber es war nicht gut. Es bedrohte ihn und die Sicherheit, die er um sich herum errichtet hatte.
    Fast wollte er wetten, daß auch diesmal Zamorra wieder in der Nähe war. Warum konnte der ihn nicht in Ruhe lassen? Cascal hatte ihm doch unmißverständlich klar gemacht, daß er nichts mit all jenen Dingen zu tun haben wollte, die Zamorras Anwesenheit nahezu zwangsläufig mit sich brachte.
    Jedesmal war Cascal nur knapp mit dem Leben davongekommen. Er wollte, daß es endlich aufhörte. Es gab zwei Möglichkeiten.
    Erstens: den Spieß umdrehen. Den Jäger jagen. Herausfinden, wer er war, und warum er Cascal töten wollte.
    Denn das hier war keine einfache Jagd mehr. Um ein Haar wäre Cascal im Inferno des explodierenden Wagens umgekommen, um ein Haar hätte die brodelnde Schwärze ihn aufgelöst. Der Jäger war ein Killer. Cascal mußte ihn in die Hände bekommen, um ungefährdet mit ihm reden zu können. Und ihn, wenn jener unbelehrbar blieb, töten, um selbst zu überleben.
    Aber das war nicht seine Art. Einen Menschen töten… nein. Das konnte er nicht.
    Die zweite Möglichkeit hieß Flucht. Baton Rouge verlassen - nicht nur für ein paar Wochen, sondern für längere Zeit. Denn obgleich viele Wochen vergangen waren seit dem Erlebnis in Florida, schien der Gegner Cascal nicht aus den Augen verloren zu haben - wenn er es war. Er hatte ihn nur eine Weile in Sicherheit gewiegt und schlug jetzt wieder zu, nachdem Cascal nachlässiger geworden war. Er würde für länger untertauchen müssen. Aber die Heimat nicht nur für kürzere »Ausflüge« verlassen, sondern für lange, das schmerzte. Zumal es da zwei Menschen gab, für die Yves Cascal sich verantwortlich fühlte.
    Doch was würde ihm anderes übrig bleiben?
    Er brauchte Zeit und Ruhe zum Überlegen.
    Aber er konnte nicht sicher sein, daß er sie in nächster Zeit fand. Der Blaugesichtige, der so unverhofft aufgetaucht und mit mörderischer Wucht zugeschlagen hatte, würde ihn wieder aufzuspüren versuchen. Und irgendwie fühlte Cascal, daß jener weitaus gefährlicher war, als er bislang angenommen hatte.
    Er wandte ein paar seiner Tricks an, um ungesehen zu entkommen. Die Polizisten hatten die Suche längst aufgegeben; sie kümmerten sich nur noch um die Spurensicherung. Cascal fragte sich, was sie zu der langsam vergehenden brodelnden Schwärze sagen würden. Aber die Beamten waren nicht sein Problem. Das Problem war der Mann mit dem blauen Gesicht, der eine rätselhafte, unheimliche Waffe benutzte und von dem Cascal nicht wußte, wo er sich jetzt aufhielt.
    Das war ein Nachteil, den es wettzumachen galt.
    Es war Nacht. Aber Baton Rouge schlief nicht. Es gab genug Menschen, die wach waren. Cascal kannte sie.
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