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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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diesen Film einmal, ich habe eine andere Frage. Hat Ihr Vater schon einmal im Gespräch mit Ihnen den Begriff Baphomet erwähnt?«
    Carol blickte auf. Aus ihren Augen war das Leben gewichen. Sie wirkten jetzt starr. »Ja, Inspektor, das hat er. Er sprach mit mir über Baphomet, und seine Angst war unvorstellbar…«
    ***
    Ich hatte ihn nicht gehört, nur gespürt, und jetzt sah ich ihn dicht vor mir stehen. Es war grauenhaft. In mir zog sich alles zusammen, und Sekunden später hatte ich statt des Magens einen Eisklumpen im Bauch.
    Die Gestalt vor mir rührte sich nicht. Sie wirkte wie ein Felsblock, wie eine Figur aus einem Kriegs-Comic oder wie ein fürchterlicher Kämpfer aus einem fernen Dämonenreich.
    Ich roch den kalten Rauch nicht mehr, ich sah meine Umgebung so gut wie nicht, nur diesen einen Menschen, den Muskelmann, der einen Körper aus Stahl zu haben schien.
    Er trug einen Gesichtsschutz, eine Art Ledermaske, die seine Augen und den Großteil der Nase bedeckte. Darunter sah ich einen breiten Mund. In die Maske waren Schlitze für die Augen eingearbeitet worden, und sein Schädel wirkte wie ein an den Seiten abgerundetes Viereck. Seine Schultern waren doppelt so breit wie die meinen. Die Muskeln an den Armen waren stahlhart und durchtrainiert. Er sah aus wie ein Meister des Bodybuildings.
    Als Oberkleidung trug er eine dicke Lederweste mit zahlreichen aufgesetzten Taschen. Als Westenschmuck dienten Patronen, aber auch kleine, gefiederte Pfeile ragten aus den schmalen Taschenlappen. Die Hose bestand ebenfalls aus Leder, und in dem breiten Waffengürtel hingen Dinge, mit denen er eine Hundertschaft aufhalten konnte. Zwei schwere Revolver, eine MPi, einige Handgranaten und ein Flammenwerfer.
    ***
    Wer immer diese Gestalt auch war, sie mußte ein Fan von Arnold Schwarzenegger sein und den Film »Phantom-Kommando« gesehen haben.
    Mir wurde es im Hals trocken. Ich konnte mir kaum vorstellen, daß dieser Muskelberg gekommen war, um mir die Hand zu schütteln. Und wenn, so hätte er sie mir sicherlich gebrochen.
    Und gerade die Hände sah ich mir genauer an. Nein, das waren keine normalen Finger. So sah ein Mensch nicht aus. Was da aus seinen Handgelenken wuchs, konnte man als Klauen bezeichnen.
    Es waren knotige, schwarze, lange Gebilde, sehnig undgleichzeitig verbrannt wirkend, wie Greifer, die, wenn sie einmal etwas festhielten, es nie mehr loslassen würden. Hinzu kamen die langen Nägel, bald schon kleine Messer oder Mordwerkzeuge für sich.
    Ich habe schon vielen Gegnern ins Auge gesehen, dieser aber gehörte zu den schlimmsten. Auch dachte ich daran, daß er es geschafft hatte, sich lautlos zu bewegen, und ich erinnerte mich wieder an die Explosion und das Feuer.
    Wahrscheinlich hatte er dafür gesorgt, denn der Flammenwerfer an seinem breiten Gürtel redete eine deutliche Sprache.
    War er ein Mensch oder ein Dämon?
    Gesprochen hatte er bisher kein einziges Wort. Allein seine Anwesenheit war Drohung genug. Aber er wollte etwas von mir, das war mir klar.
    Ich dachte wieder an den Toten. Er hatte das B auf der Brust gehabt. Ein Buchstabe und doch ein dämonisches Zeichen. War es tatsächlich die Abkürzung für Baphomet? Wenn ja, mußte dieser gewaltige Typ vor mir mit ihm in Verbindung stehen.
    Ich merkte, daß ich allmählich kribblig wurde. Gerührt hatte sich der andere noch nicht. Seine Augen hinter den Schlitzen bewegten sich. Sie waren auf mich gerichtet, starrten aber durch mich hindurch. Aber den Grund für seinen Besuch hatte ich aus ihnen nicht gelesen.
    Deshalb sprach ich ihn an. »Was willst du von mir?«
    »Dich holen!« Knarrend hatte er gesprochen.
    »Und wohin?«
    »Das Fegefeuer wartet!«
    Ich schluckte. Man hatte mir schon vieles gesagt. Man hatte mich auch schon an verschiedene Stellen und Orte verschleppen wollen, aber von einem Fegefeuer hatte noch niemand gesprochen.
    Nur dieser verdammte Typ hier.
    »Und wer bist du, daß du so reden kannst?«
    »Ich komme aus dem Fegefeuer. Es hat mich gestählt.«
    Scharf setzte ich ein Grinsen gegen seine Antwort. »Okay, du bist aus dem Fegefeuer. Und wer heizt es an? Brennt es ewig?«
    »Es ist fast die Hölle.«
    »Ich weiß. Wer ist der Heizer des Feuers?«
    »Baphomet!«
    Die Antwort hatte ich fast erwartet. Und wieder erinnerte ich mich an die Szene auf der Yacht, als Vincent von Akkeren vor meinen Augen zur Hölle gefahren war.
    Jetzt mußte ich meine Meinung revidieren. Er war nicht in die Hölle gefahren, sondern im Fegefeuer gelandet.
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