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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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Das hatte ihn gefressen, geschluckt, aber nicht verbrannt, denn er konnte es ja angeblich kontrollieren.
    Allmählich wurde mir mulmig. Ich fühlte mich wie ein Mann, der das Tor zu einer bisher noch unbekannten, aber dennoch furchtbaren und schrecklichen Welt aufgestoßen hatte. Dabei stand ich erst am Rand dieser Welt und hatte noch keinen Blick in das Feuer geworfen. Zudem hatte ich das Gefühl, als wollte mir der andere nichts mehr sagen. Er war nur das ausführende Objekt eines anderen.
    »Und was willst du von mir?«
    Ich erhielt eine Antwort auf die Frage. Zunächst nicht akustisch, denn er bewegte nur seine linke schwarze Klauenhand. Die knotigen Finger zogen sich zusammen. Sie bildeten eine Faust, und ich hörte das Knacken irgendwelcher Knochen.
    Die Geräusche erzeugten Schauer auf meinem Rücken. Wer von dieser Klaue erwischt wurde, der war verloren. »Ich werde dich holen. Ich nehme dich mit in das Feuer, deshalb hat man mich geschickt.«
    »Baphomet, nicht?«
    »Ja!«
    Da er sich schon einmal bewegt hatte, wollte ich auch nicht länger stehenbleiben. Okay, er war ein Koloß, ein Kämpfer, den das Fegefeuer nicht verbrannt, sondern gestählt hatte. Wahrscheinlich würde ich nicht überleben, wenn ich einmal in den Flammen steckte, aber ich war auch kein Mensch, der sich ergab.
    Nein, dem mußte ich einen Riegel vorschieben.
    Langsam ging ich zurück.
    Er ließ mich gehen und schaute aus den Schlitzen in seiner Halbmaske zu, wie ich zurückwich und mich dabei der Wand näherte.
    Dort befand sich ein Fenster. Eine viereckige, schwarze Höhle, an den Rändern geschwärzt, ohne Scheibe und nach kaltem Rauch stinkend. Dieser unbekannte Koloß vor mir sah nicht so aus, als wäre er langsam. Wenn ich die Beretta zog, würde er reagieren.
    Deshalb unterließ ich es.
    Ich versuchte noch, etwas abzuwiegeln, und streckte, während ich weiter rückwärts ging, beide Arme vor. »Okay, man hat dich geschickt, aber könnten wir uns nicht einigen?«
    »Ich lasse dich nicht entkommen!«
    Okay, diese Antwort war deutlich genug. Und wieder spürte ich den kalten, unheimlichen Hauch der Gefahr, der von dem Unheimlichen ausging. Aus dem Fegefeuer sollte er gekommen sein, aber er strömte keine Hitze aus, nur Grauen und Gewalt.
    Dieser Koloß war sich seiner Sache so sicher, daß er nicht einmal zu den Waffen griff, mit denen er reichlich gespickt war. Er ging nur einen Schritt vor.
    Und der hatte es in sich.
    Es war ein raumgreifender Schritt, mit dem er mich fast erreichte, so daß ich schneller zurück mußte. Gleichzeitig drehte ich mich, denn ich hatte die viereckige Fensteröffnung anvisiert. Da wollte ich raus.
    Aus dem Stand wuchtete ich mich hoch. Ich wollte den Koloß überraschen.
    Er bewegte sich ebenfalls, vielleicht um eine halbe Sekunde zu spät, denn ich kam gut weg, gelangte auch durch die Öffnung, obwohl ich mit der Schulter gegen eine Kante der Öffnung prallte und der Schmerz bis in meinen Hals zuckte.
    Ich hatte die Augen aufgerissen und sah ihn greifen.
    Die schwarze Klauenhand war plötzlich verdammt nah, etwas klatschte gegen meinen linken Fuß, ich strampeltenoch mit dem rechten nach, schüttelte die Klaue ab, und der andere griff nicht mehr nach, so daß ich es tatsächlich schaffte.
    Den Kopf zog ich ein, um den Aufprall in Grenzen zu halten.
    Trotzdem schlug ich hart zu Boden. Hier war nichts gepflastert. Der feuchte, aber auch weiche Boden nahm mich auf. Ich rollte mich noch weiter, gelangte auf die Füße und warf dabei einen Blick zur Baracke zurück.
    Er stand am Fenster.
    Sein böses Gesicht bildete innerhalb des scheibenlosen Vierecks eine verzerrte Fratze, die einen Augenblick später verschwunden war.
    Mir war klar, was er vorhatte.
    Er würde mich jagen. Aus diesem Grunde mußte ich verflucht schnell sein. Schneller als er, und wenn es möglich war, mich in den Wagen setzen und abhauen.
    Ich federte hoch.
    Federnd und rasch waren auch meine Schritte, mit denen ich mich dem Silber grauen näherte. Ich hatte ihn zum Glück nicht abgeschlossen. Ob es intuitiv geschehen war oder aus reiner Vergeßlichkeit, das wußte ich nicht zu sagen.
    Meine Füße stampften auf dem Boden. Manchmal spritzte Dreck hoch. An verschiedenen Stellen war es auch glatt, weil dort dunkler, ölig glänzender Schlamm lag, der rutschig wie Seife wirkte.
    Ich hielt mich jedoch und näherte mich dem Wagen. Ich schaute nicht mehr zurück. Ich wollte diesen verfluchten Hundesohn nicht sehen, wußte ihn jedoch in meinem
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