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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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Titel verleihen würde, stünde sie an der Spitze.«
    Glenda grinste, und Carol lächelte scheu. Sie saß auf der Stuhlkante und blickte Suko über die Platte des Doppelschreibtischs hinweg an.
    »Sie waren noch nie bei uns, oder?«
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie Furcht?«
    Carol nickte.
    »Und wovor?«
    Das Mädchen hob die schmalen Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Eigentlich vor allem.«
    »Dafür müßte es Gründe geben.«
    »Die gibt es tatsächlich. Deshalb hat mich mein Vater auch zu Ihnen geschickt.«
    »Aha. Sie sind also nicht aus freien Stücken zu uns gekommen?«
    »Nein.« Sie schluckte und wandte den Kopf erschrocken zur Tür, als Glenda sie aufstieß und mit zwei Tassen erschien. Den Tee erhielt Suko.
    Das Mädchen bedankte sich für den Kaffee. Sehr vorsichtig probierte sie, während Glenda achselzuckend, den Blick auf Suko gerichtet, den Raum verließ.
    »Der Kaffee ist wirklich sehr gut«, lobte Carol.
    »Das sagte ich Ihnen doch.«
    Sie nahm noch einen Schluck und bat um eine Zigarette. Suko war Nichtraucher. Er suchte aber im Schreibtisch seines Kollegen John Sinclair und fand eine Packung, in der noch zwei Glimmstengel steckten. Die reichte er Carol. Feuer gab er ihr auch.
    »Danke«, flüsterte sie und blies den Rauch in Richtung Scheibe, hinter der ein trüber Winternachmittag lag.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie nickte, aber das war nicht die Antwort. Während Carol Asche abstäubte, sagte sie: »Mein Vater hat mich geschickt.«
    »Maynard?«
    »Ja.«
    »Warum ist er nicht selbst gekommen?«
    »Er… er konnte es nicht. Mein Vater hat mich gewissermaßen als Sicherung eingebaut.«
    Suko lächelte. »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist auch nicht einfach. Am besten ist es, wenn ich von vorn beginne.«
    »Das ist immer gut.« Suko nahm einen Schluck Tee, das Mädchen trank von dem Kaffee.
    »Ich will mich möglichst kurz fassen. Es ist ja so, daß ich mit den Aktivitäten meines Vaters kaum etwas zu tun habe. Ich will damit auch nicht belastet werden, und wir sind eigentlich verschiedene Wege gegangen, wenn Sie verstehen.«
    »So ungefähr.«
    »Mein Vater gehört zu den einfachen Menschen. Aber es heißt, wer gut ist, der ist auch schwierig.«
    »Sicher, das kann stimmen. Was ist Ihr Vater denn von Beruf, Miß Maynard?«
    »Schriftsteller!«
    Suko runzelte die Stirn. »Pardon«, sagte er, »aber nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich von ihm noch nichts gehört habe. Ich komme selten dazu, ein Buch zu lesen…«
    »Er schreibt auch nicht unter seinem eigenen Namen.«
    »Er hat ein Pseudonym?«
    Carol schaute den Inspektor aus großen, ausdrucksvollen Augen an. »So ist es. Er nennt sich S. S. Grower.«
    Suko dachte nach. Dabei murmelte er den Namen. »S. S. Grower? Ja – davon habe ich gehört. Schreibt er nicht über Dinge, die ein wenig über die Realität hinausgehen?«
    »Ja, meistens sind es phantastische Romane. Oft mit einem Hauch Science-fiction! Aber auch Krimis, Mystik und Grusel hat er geschrieben. Er schreibt zwei Bücher im Jahr, das reicht ihm. Mein Vater hat keinen sehr hohen Lebensstandard. Und die Honorare sind ja auch nicht gerade die besten. Der Autor ist immer der letzte in der Kette.«
    »Das habe ich schon gehört«, sagte Suko lächelnd.
    »Meine Eltern sind geschieden, ich hatte nie großen Kontakt zu meinem Vater, war mehr bei der Mutter, bis vor ungefähr einer Woche, da bat er mich zu sich, um mir von einer Sache zu erzählen, die ihn sehr mitgenommen hat. Ich weiß auch nicht, weshalb er gerade auf mich gekommen ist, er hat immer sehr viele Freundinnen oder Bekannte, jedenfalls hat ihn die Sache sehr bedrückt. Noch jetzt kann ich kaum fassen, daß es so etwas gibt.«
    »Worum handelt es sich denn? Geht es um seine Bücher?«
    »Nein, das nicht, Inspektor. Er berichtete mir von einem Vorgang, den ich persönlich als schrecklich empfinde und kaum Worte finde, um ihn zu kommentieren. Es ging um einen Film.«
    »Den Ihr Vater gesehen hat?«
    »Das ist richtig. Dieser Video-Film muß so schrecklich gewesen sein, daß man ihn nicht in die Kinos bringen konnte. Er handelte von der totalen Vernichtung. Das Schlimmste daran ist, Inspektor, daß in diesem Streifen nichts gespielt wurde. Alles war echt, die Morde, die Angst, die Verzweiflung…« Sie schüttelte sich. »Das ist so schlimm. Ich … ich komme darüber einfach nicht hinweg, und mein Vater auch nicht.«
    Carol wollte weiterreden, aber Suko hob den Arm. »Einen Augenblick noch, Miß Maynard. Lassen wir
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