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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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betrat, nicht abhalten.
    Es war das Mädchen mit der rabenschwarzen Stachelperücke.
    »Lydia!« Der Ghoul hatte den Schrei ausgestoßen, der einem Befehl oder einer Anfeuerung gleichkam.
    Und sie handelte.
    Der über ihre Lippen dringende Schrei glich dem Pfiff einer alten Dampflok. Sie hatte sich heftig abgestoßen, und ihr Ziel war nicht ich, sondern Barney Brookman.
    Er war geschockt, starrte auf dieses Mädchen mit der schwarzen Stachelhaarperücke, das den Kopf gesenkt hielt und auf den jungen Mann zulief.
    Weg kam Brookman nicht mehr. Er nahm den Stoß voll.
    Und die harten Stachelhaare drangen durch die Kleidung und weiter bis in seine Brust.
    Er schrie, als er gegen die Wand gepresst wurde. Ich sah das Blut aus zahlreichen Wunden strömen, hörte den Schrei des Ghouls, schleuderte mein Kreuz in seine Richtung und fuhr herum.
    Das Mädchen hatte Barney voll getroffen.
    Er saß am Boden, lehnte mit dem Rücken an der Wand und konnte das Blut nicht stoppen, das aus den zahlreichen Wunden seiner Brust drang.
    Lydia aber fuhr herum.
    Jetzt hatte sie sich einen neuen Gegner ausgesucht.
    Mich!
    ***
    In gefährlichen Situationen durfte man alles verlieren, nur nicht die Nerven.
    Und die behielt ich in diesem Fall.
    Sie war gefährlich. Durch ihre verdammte Perücke, deren schwarze Spitzen rot von Barneys Blut waren.
    Dann kam sie.
    Im letzten Augenblick drehte ich mich geschmeidig zur Seite.
    Nein, sie huschte nicht vorbei. Es wäre ja auch zu schön gewesen.
    Als sie mich fast erreicht hatte, streckte sie ihren Arm aus und erwischte mich in der Bewegung.
    Durch den Druck und den Schwung geriet ich ins Taumeln und wurde bis an den Schreibtisch zurückgedrückt, wo ich zunächst für Sekunden zur Ruhe kam.
    Mein Blick flog dorthin, wo sich der Ghoul befinden musste. Und da erlebte ich die nächste Enttäuschung. Ich hatte fest damit gerechnet, ihn getroffen zu haben, das war leider nicht der Fall. Das Kreuz lag zwar dort, aber der Ghoul war verschwunden, und zwar in Richtung Tür, wie ich unschwer an den Schleimspuren auf dem Boden erkennen konnte.
    Das hatte mir noch gefehlt.
    Außerdem machte mir das Stöhnen schwer zu schaffen, das ich hinter mir hörte. Mein Begleiter stieß es aus, er musste unter starken Schmerzen leiden, kein Wunder bei den Verletzungen. Dabei konnte ich nur hoffen, dass er es überlebte.
    Und Lydia?
    Sie hatte sich wieder gedreht, griff aber noch nicht an, weil sie plötzlich in die Mündung meiner Beretta schaute. Sie war zwar dämonisch beeinflusst, aber etwas in ihrem Innern reagierte noch so menschlich, dass sie die Warnung genau verstand.
    »Keinen Schritt weiter!« flüsterte ich.
    Sie blieb tatsächlich stehen. Ich eilte sofort um den Schreibtisch herum, ohne Lydia aus den Augen zu lassen. Die Mündung der Pistole blieb stets auf sie gerichtet.
    Mein Kreuz lag dicht neben der Wand. Ich nahm es an mich und ließ es zunächst in der Tasche verschwinden.
    Wenn alle wie Lydia reagierten, und davon musste ich ausgehen, hatte ich es mit fünf Gegnern zu tun. Nein, mit sechs, denn Sabre durfte nicht unterschätzt werden.
    Das Böse ging von den tödlichen Perücken aus. Sie sorgten dafür, dass Menschen verändert wurden, und ich befahl dem Mädchen, die Perücke zu entfernen.
    Sie lachte nur.
    »Weg damit!«
    »Nein, ich kann nicht!« Ihre Antwort glich einem Kreischen.
    Ob sie mich nun angelogen hatte, war mir nicht bekannt. Ich hätte es mir leicht machen und schießen können, das allerdings brachte ich nicht fertig, da ich immer das Gefühl gehabt hätte, auf einen Menschen zu feuern.
    Ich ging langsam zurück, ohne Lydia aus den Augen zu lassen.
    Weit hatte ich es nicht. Nur lag das Telefon am Boden. Aber das brauchte ich, um meine Kollegen und einen Arzt anrufen zu können.
    Man spürt es, wenn sich etwas verdichtet. Hier war es so. Ich konnte die Spannung fast greifen. Irgendwann in dennächsten Sekunden musste es zu einer Entscheidung kommen, deshalb wollte ich mich beeilen. Wenn ich mich bückte und den Apparat hochhob, befand sich für die Dauer einer Sekunde der Schreibtisch zwischen dem Mädchen und mir. Auch wenn er durchsichtig war, so gab er mir dennoch einen gewissen Schutz.
    Ich riskierte es.
    Ich ging in die Knie, griff mit der linken Hand nach dem Apparat und wollte ihn hochheben, als sich Lydia blitzschnell bewegte.
    Sie musste mich erreichen und hatte plötzlich Unterstützung.
    In der Tür stand die zweite Frau. Ihre grellroten Haare wirkten wie erstarrte Flammen. Die
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