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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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wiederzugewinnen.
    Er schwitzte zwar weder Blut noch Wasser, aber von seiner Gestalt aus drang mir ein Pesthauch entgegen, der mir die Luft raubte. Es kam mir so vor, als hätten sich zahlreiche Gräber geöffnet und den Moder langer Jahre aufsteigen lassen.
    Hinter mir würgte Barney Brookman. »Verdammt, das halte ich nicht mehr aus!« keuchte er. Ich sah ihn nicht, hörte nur seine Schritte, und die näherten sich der Tür.
    Das passte mir überhaupt nicht. Wenn er verschwand und den fünf Mädchen in die Arme lief, konnte das für ihn böse Folgen haben. Deshalb sagte ich schnell: »Halte noch einige Minuten aus.«
    »Ja.« Er holte ein Tuch und presste es gegen die Lippen.
    Der Ghoul erholte sich wieder. Er nahm noch nicht seine Urgestalt an, diesen aufgerichteten Schleimklumpen, halb Mensch, halb Masse. Aber seine Haut war gelber geworden, teigiger, und die dünnen Haare, verklebt und verschwitzt, saßen auf seinem weichen Schädel wie eine durchnässte Haube.
    Was war geschehen?
    Hatte allein meine Anwesenheit diesen plötzlichen Verfall bei ihm bewirkt?
    Nein, so überheblich durfte ich nicht denken. Da musste es einen anderen Grund geben.
    Er stand. Aber er kämpfte mit sich. Sein Gewicht schien für die Beine zu schwer zu sein. Immer wieder knickte er ein, benötigte die Wand als Stütze, und ich brauchte eigentlich nur zu warten, bis er zusammenbrach.
    Ich hatte ihn nach dem Grund des plötzlichen Wandels fragen wollen, als er den Kopf schüttelte. »Es verbrennt!« keuchte er. »Verdammt noch mal, es verbrennt.« Er presste die Hände auf seinen Leib.
    Ich erkannte, dass seine Finger in die weiche Masse hineinstachen. So erlebte ich die Qualen eines Ghouls.
    Aber was verbrannte?
    Das war die große Frage. Er sicherlich nicht, dann hätte Feuer aus seinem Körper schlagen müssen. Falls es einen Vorgang gab, der ihn so mitnahm, dann spielte sich dieser nicht hier in unserer Nähe ab, sondern woanders.
    Wieder verging eine Minute. Ich zögerte weiterhin, ihm eine geweihte Silberkugel zu geben. Dieser Ghoul wusste mehr. Er kannte ein Geheimnis, das er noch nicht preisgegeben hatte, es aber wollte, wie ich seinem Blick entnehmen konnte.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Das Bild!« Die Antwort war schlecht zu verstehen, weil sie über seine Lippen pfiff. »Das verdammte Bild in meiner Wohnung. Es war alles für mich. Der Teufel, es ist zerstört. Jemand hat es vernichtet.«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen, denn ich wusste Bescheid, da ich Suko in Lucien Sabres Privathaus geschickt hatte. Eine gute Idee, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Wahrscheinlich hatte mein Freund das Bild des Teufels gesehen und es, aus welchen Gründen auch immer, zerstört. Auch die Perücke?
    Danach fragte ich Sabre, denn ich war überzeugt davon, dass er die sechste Perücke irgendwo aufbewahrte.
    »Ja!« keuchte er.
    »Somit ist auch dein Ende eine beschlossene Sache!« erklärte ich ihm.
    Das hätte ich wohl nicht sagen sollen, denn ein erneuter Kraftstrom durchtoste seinen Körper. »Mein Ende?« schrie er mir entgegen. »Nein, mein Ende ist keine beschlossene Sache. Noch lebe ich, noch existiere ich und habe auch nicht aufgegeben. Ich will stärker sein als du!«
    Er stand geduckt vor mir. Beim Sprechen hatte er sich anstrengen müssen. Um seine Füße hatte sich bereits einegallertartige Lache gebildet. Die schicke Kleidung klebte an seinem Körper. Sie und der Schleim bildeten eine Masse. Auch sein Gesicht befand sich in ständiger Bewegung. Da verschoben sich in dem sich allmählich auflösenden Fleisch die Nase und die Augen.
    Ich hörte Schritte. Neben mir blieb Barney Brookman stehen.
    »Mach doch ein Ende!« Seine Stimme klang dumpf unter dem Tuch.
    »Ja, das werde ich wohl!«
    Jetzt erst zog ich mein Kreuz hervor. Ich wollte keine Silberkugel verschwenden.
    Brookman ging zurück. Er näherte sich bereits der Tür, während der Ghoul große Augen bekam, als er plötzlich auf mein geweihtes Silberkreuz starrte. Mit einer träge wirkenden Bewegung verbarg er seine Augen hinter der rechten Hand, damit er nicht auf das Kreuz blicken musste.
    Da flog die Tür auf.
    Alles ging sehr schnell, obwohl ich mir vorkam wie ein Astronaut, der sich wegen der Schwerelosigkeit nur langsam bewegen konnte.
    Ich fuhr herum, sah Barney dicht an der Tür, der nicht mehr ausweichen konnte, getroffen wurde und sich so heftig die Nase stieß, dass die Nase zu bluten anfing.
    Er taumelte zurück.
    Davon ließ sich die Person, die den Raum
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