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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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fragte Barney Brookman leise.
    »Ungern!« klang es hinter dem Schreibtisch hervor. Er hatte uns nicht einmal angesehen.
    »Es geht um Lisa.«
    »Ja, sie ist krank.«
    »Nein, Sir.«
    Er rührte sich noch immer nicht. Dann lächelte er plötzlich. »Oder wollen Sie mir sagen, dass man sie wieder gesundgeschrieben hat?«
    Barney wusste nicht mehr weiter. Er kämpfte mit sich selbst. Ich sah in seinen Augen wieder das Tränenwasser, nickte ihm zu und hielt es für angemessen, seinen Part der Unterhaltung zu übernehmen.
    »Dass Lisa Brookman weder krank noch gesund ist, wissen Sie ebenso gut wie wir, Mr. Sabre,« sagte ich. »Sie kann beides nicht mehr sein, denn sie ist tot!«
    Ich hatte das letzte Wort ziemlich laut gesprochen, und es schwang noch als Echo nach.
    Reagierte Sabre jetzt?
    Ja, er tat es. Fast genüsslich zog er die Beine an, nahm sie vom Schreibtisch und drehte den Stuhl so, dass er uns ansehen konnte.
    Eine winzige Haarlocke störte ihn. Mit einer weibisch anmutenden Bewegung legte er sie zurecht.
    »Tot, sagten Sie?«
    »Ja.«
    Er nickte. »Ein Unfall?«
    »Nein, sie wurde ermordet. Aber das, Mr. Sabre, wissen Sie wahrscheinlich besser als ich, nicht wahr?«
    Eine Antwort gab er mir zunächst einmal nicht. Er schwieg, bewegte nur seine langen Finger, wobei ich das Gefühl nicht loswurde, als könnte er seine Haut an den Gelenken eindrücken.
    »Wieso sollte ich das eigentlich schon wissen?« erkundigte er sich und schaute mich tückisch an. Er hatte rehbraune Augen. Die passten zu ihm wie die Faust aufs Auge. »Außerdem möchte ich gern von Ihnen wissen, was Sie hier zu suchen haben!«
    Sollte ich auch weiterhin mein Inkognito wahren?
    Ja, es war besser, wenn ich es tat. Bei dem Wort Polizei würde sich Sabre sicherlich völlig verschließen. Außerdem hielt ich für ihn noch einige Überraschungen parat.
    »Ich bin ein Freund von Lisa,« erwiderte ich auf seine Frage.
    Sabre zeigte sich gut informiert. »Nicht der Cousin?« erkundigte er sich und schob seine Brauen noch mehr in die Höhe.
    »Auch.«
    Sein Lächeln wurde süffisant. Man konnte meinen, dass er alles durchschaut hatte, aber nichts sagte. »Verarschen willst du mich doch nicht, oder?« hauchte er mir entgegen.
    »Nein.«
    »Cousin, Freund – was soll das? Was wollt ihr von mir? Verschwindet!«
    »Lisa ist tot!« sagte ich hart.
    »Na und?«
    Barney Brookman konnte nicht mehr an sich halten. »Und Sie tragen daran die Schuld!« fuhr er den Superfriseur an. »Nur Sie allein. Sie haben meine Schwester ins Grab gebracht!«
    Lucien Sabre sagte überhaupt nichts. Man konnte sein Schweigen schon als Einverständnis ansehen. Gelassen griff er nach einer Zigarette und schob das Goldmundstück zwischen seine Lippen. Er blies den Rauch gegen die Decke und wiederholte mit ziemlich normal klingender Stimme ungefähr Barney Brookmans Antwort. »Ich soll also schuld am Tod Ihrer Schwester sein?«
    »Ja.«
    »Habe ich sie getötet?«
    »Nein, du Pinsel, das hast du nicht!« Barney bekam plötzlich einen Wutanfall. »Du hast sie nicht getötet. Dazu bist du dir zu fein. Aber du hast die Fäden gezogen, du warst der Mann im Hintergrund, das weiß ich genau. Du bist nicht der, für den du dich ausgibst. Lisa wurde erwürgt. Von einer Perücke, und die anderen Mädchen hier tragen auch Perücken. Wahrscheinlich hast du mit ihnen das Gleiche vor, du Hund. Aber dazu wird es nicht mehr kommen!«
    Die beiden Männer starrten sich an. Sabre saß jetzt aufrecht. Er nuckelte an seinem Glimmstängel und pustete uns den Rauch entgegen, der wolkenartig über die Platte seines Schreibtisches wehte.
    »Das hast du doch nicht im Ernst gemeint, du Spinner?«
    »Doch, das habe ich!«
    »Raus!« keuchte er. »Haut ab, ihr widerlichen Drecksäcke! Verschwindet, ich will euch nicht mehr sehen!«
    Ich hatte mich bewusst zurückgehalten und den anderen genau beobachtet. Lucien Sabre stand mehr unter Druck, als er zugeben wollte. Er schwitzte trotz der dünnen Kleidung. An der Wärme konnte das nicht liegen, er musste innerlich auf hundert sein. Und auf seinem Gesicht lagen Schweißtropfen.
    Barney Brookman ließ sich nicht aufhalten. Er hatte in den letzten Stunden viel durchgemacht, alles schlucken müssen, und er wusste, dass dieser Mensch vor ihm etwas mit dem Tod seiner Schwester zu tun hatte. Das ließ ihn alle Vorsicht vergessen und durchdrehen.
    Er ballte die Hände, während der Friseur den Mund öffnete, um noch einmal zu schreien.
    Barney startete. Er warf sich
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