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0408 - Sie lockten mich mit Evelyn

0408 - Sie lockten mich mit Evelyn

Titel: 0408 - Sie lockten mich mit Evelyn
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ins Schloss, und Archie führte mich weiter. Eine Autotür wurde geöffnet, und ein schwerer Motor sprang an. Es war nicht der Sedan, das hörte ich deutlich. Ich hörte auch, dass einer von den Burschen in den Wagen stieg, dann wurde ich hineingeschoben, und Archie folgte.
    »Mach die Vorhänge runter«, sagte Archie, als der Motor lief.
    »Leg dich auf den Boden, Cotton«, befahl Archie. »Auf den Rücken.«
    Ich lag da mit angewinkelten Beinen, als mir nach einigen Augenblicken das schwarze Tuch von den Augen genommen wurde. Alles, was ich sehen konnte, waren schwarz verhängte Fenster.
    Vorsichtig nahm ich den linken Arm hoch, um auf meine Uhr sehen zu können. Die Fußspitze von Archie traf mich zwischen der zweiten und dritten Rippe.
    Ich fügte mich in meine Lage, blieb liegen und wartete. Die Burschen schwiegen.
    ***
    Nach ungefähr einer halben Stunde sagte Archie: »Okay, Cotton. Du kannst dich jetzt hinsetzen.«
    Frank zog die Vorhänge an den Fenstern zurück. Miteinem Blick hatte ich festgestellt, dass wir irgendwo in Downtown Manhattans sein mussten. Der Fahrer bog in eine Seitenstraße ein und fuhr in östlicher Richtung. Er hielt vor einem zweistöckigen Haus an. Davor standen in einem viereckigen Stück Rasen zwei kümmerliche Bäume. Für New York war das schon ein Park.
    »Endstation!«, sagte Archie. »Steig aus, geh zu dem Haus rüber und unterhalt dich mal ein bisschen mit Eve.«
    Der Dicke stieg aus, um mir Platz zu machen und hielt noch immer die rechte Hand in der Tasche. Ich kletterte aus dem Auto und ging zu dem Haus. Der Wagen, ein brandneuer Chrysler mit New Yorker Nummer, preschte davon.
    Das schmiedeeiserne Gittertor ließ sich leicht öffnen. Auf dem Rasen lagen Trittplatten aus Marmor, die den kleinen Schritten einer Frau angepasst waren. Dann ging es ein paar Stufen hinauf. Ich betätigte einen Türklopfer aus Messing und löste im Haus ein melodisches Läuten aus. Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet.
    Eve Taylor stand vor mir. Sie trug ein enges Kleid aus Goldlame. Um ihren schlanken Hals wand sich eine dreifache Perlenkette. Ihr dunkelbraunes Haar hatte einen rötlichen Schimmer, die blauen Augen waren groß, und ich konnte mir vorstellen, dass sie entweder eiskalt oder verträumt mit einer gewissen Wärme blicken konnten. Jetzt im Augenblick gab sie mir einen Blick, der an eine Kühltruhe erinnerte.
    Ich grüßte höflich und sah sie bewundernd an. Das zauberte ein breites Lächeln auf ihre vollen, roten Lippen.
    »Sie sind Agent Cotton«, sagte sie.
    Ich nickte. »Genau. Und ich würde im Augenblick mit niemandem in der Welt tauschen«, sagte ich.
    »Oh! Danke«, hauchte sie.
    Evelyn machte eine einladende Handbewegung. Ich trat ein und schloss die Tür. Sie ging vor mir her. Die hochhackigen Goldsandaletten klapperten auf dem Marmorboden. Sie hatte den trippelnden Gang, der Tänzerinnen eigen ist.
    Sie führte mich in ein Wohnzimmer, dessen Einrichtung mindestens das doppelte Jahresgehalt eines FBI-Agenten der mittleren Laufbahn gekostet hatte. Sie drehte sich zu mir um und kam näher. Ich atmete ihr Parfüm ein. »Rex hat mich angerufen«, sagte sie. »Er hat mir erzählt, dass Sie versuchen wollen, Hank Brian zu finden.«
    »Stimmt.«
    »Sie werden sich sicher fragen, wie ich darüber denke, Agent Cotton?«
    »Deswegen bin ich hier«, sagte ich.
    »Rex wird Ihnen von Hank Brian und mir erzählt haben.«
    »Ja.«
    »Ich will offen sein«, behauptete sie.
    »Das hätte ich am liebsten«, gab ich grinsend zurück.
    Einen Augenblick musterte sie aufmerksam mein Gesicht. Dann legte sie los. »Okay, hier ist die Wahrheit: Rex Bunter interessierte mich vor allem deswegen…« Mit einer weit ausholenden Handbewegung deutete sie auf die Einrichtung des Zimmers, zupfte dann mit der Rechten an der dreifachen Perlenhalskette und dem Stoff ihres Goldlame-Kleides, während sie gleichzeitig an der linken Hand mehrere Ringe zeigte.
    Mit veränderter Stimme sagte sie: »Ich hatte es satt. Tänzerin in so ’ner Kneipe! Und dann die Kerle, die sich Verehrer nannten. Einer war doch wie der andere. Mit ’hem Dutzend roter Rosen und ein paar Drinks in einem Night-Club glaubten die doch, unbegrenzte Freundschaft erworben zu haben.«
    »Ich habe Sie einmal beim Tanz gesehen«, gestand ich.
    »So! Wie habe ich Ihnen gefallen?«, fragte sie kokett.
    Ich lächelte. »Ich habe mich gut amüsiert.«
    Sie lachte dankbar, legte den Kopf ein wenig schief und schloss für einen Moment die
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