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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anflehen, so lange wirst du hier im Boden zubringen…«
    Wang preßte die Lippen zusammen.
    »Ich will dich tot«, sagte Leonardo. »Glaubtest du im Ernst, du könntest der Hölle auf Dauer entkommen? Du hast mir Treue geschworen, und du hast mich dann verraten, indem du meinen Herrn zwangst, für deine Freilassung zu sorgen. Das Urteil ist gefällt. Du stirbst, Wang Lee.«
    Er sah den Sensenmann wieder an.
    »Du weißt, worum ich dich bitte.«
    »Ich werde ihn nehmen«, sagte der Sensenmann hohl.
    »Aber du kannst dir Zeit nehmen. Sehr viel Zeit«, sagte Leonardo. »Er soll leiden. Ich werde dir einige meiner Krieger hier lassen. Nicht, um dich zu bewachen«, er lächelte wieder, »sondern um dir zu helfen und euch beide zu schützen. Denn er soll ja nicht zu früh entdeckt werden oder zu früh umkommen, nicht wahr?«
    Er nickte dem Sensenmann zu, winkte spöttisch lachend in Wangs Richtung und verschwand in die Höllen-Tiefen, eine stinkende Schwefelwolke zurücklassend. Der Wind trug den Gestank direkt auf den Mongolen zu. Wang würgte. Er wünschte, er könnte den Atem lange genug anhalten, aber es ging nicht.
    Auch die Anzahl der Skelett-Krieger reduzierte sich. Zehn von den fünfzig blieben zurück. Sie sahen wachsam in alle Richtungen.
    Der Sensenmann saß immer noch auf dem Felsblock und sah Wang Lee unverwandt an.
    Du wirst ihn noch um den Tod anflehen, hatte Leonardo gesagt. In der Tat, ein rascher Streich mit der Sense, und die Qual hatte ein Ende…
    Aber etwas in Wang wollte noch nicht aufgeben. Da war immer noch ein Fünkchen Hoffnung Doch wer sollte ihm noch helfen? Es wußte ja niemand, wo er sich befand, er wußte es ja selbst nicht…
    ***
    Lorenzo erinnerte sich, daß Zamorra im Motel der Autobahnraststätte abgestiegen war. Dort rief er an.
    Der Nachtportier weigerte sich zunächst, Zamorras Nachtruhe zu stören, dann endlich erklärte er sich bereit, dort an die Tür zu klopfen - ein Zimmertelefon gab’s in der Dachkammer nicht. Aber gerade, als er losmarschieren wollte, fiel ihm ein, daß Zamorras Koffer abgeholt worden waren.
    »Bedaure, aber Signor Zamorra und seine Begleiter wohnen nicht mehr bei uns. Sie sind noch am Abend abgereist.«
    »Das fällt Ihnen aber verflixt schnell ein«, ächzte der Capo. »Wissen Sie, wohin sie sich gewandt haben? Sind sie nach Frankreich gefahren?«
    »Das weiß ich leider nicht, Signor Lorenzo«, sagte der Nachtportier. »Ich wünsche Ihnen noch - ah, warten Sie. Da kommt gerade jemand herein, den ich fragen kann. Einer unserer Gäste, der vorhin die Koffer abholte…«
    Lorenzo begriff. Wenn einer der Gäste die Koffer holte, nicht Zamorra selbst, konnte das bedeuten, daß dieser lediglich ein anderes Quartier bezogen hatte. Der Capo hörte zwei Männer sprechen und verstand den Namen deNoe. Der war also noch greifbar…
    Plötzlich war deNoe selbst am Apparat.
    »Ja, ich bin gerade zurückgekommen… Zamorra war es hier im Motel zu eng. Er, seine Begleiterin und Mister Gryf sind umgesiedelt. Ein Hotel in Bahnhofsnähe. Verflixt, wie heißt das noch gleich? Es ist in der Via Nazionale…«
    »Da gibt’s nur eins«, sagte Lorenzo. »Ich danke Ihnen vielmals, Monsieur deNoe.«
    Er legte auf und wählte neu, während drüben im Motel Rogier deNoe verständnislos den Kopf schüttelte. »Verstehe einer die italienischen Polizisten. Um das zu erfahren, ruft er hier mitten in der Nacht an…? eigentlich dürfte er doch längst Feierabend haben…«
    Lorenzo rief unterdessen wieder an.
    Aber dort erfuhr er nur zu seinem Erstaunen, daß Professor Zamorra zwar im Hause wohne, aber gerade nicht anwesend sei. Er habe mit einem Taxi das Hotel verlassen…
    »Verdammt«, knurrte Lorenzo. »Wenn er zurückkommt, richten Sie ihm bitte aus, daß er bei mir anrufen soll. Meine Privatnummer… schreiben Sie bitte mit… oder ab zehn Uhr vormittags im Polizierevier…«
    So blieb Zamorra ungewarnt…
    »Du mußt verrückt geworden sein«, sagte Nicole, während sie nach Süden gefahren wurden. Zamorra hatte dem Fahrer des Taxis eine exakte Wegbeschreibung gegeben. »Da sind wir vielleicht zwanzig Minuten unterwegs«, war die Antwort gewesen. »Es ist eine schwierige Straße. Eigentlich gibt es da keine richtige Straße, eher einen Feldweg. Da kommt man nicht rasch voran.«
    »Hauptsache, man kommt überhaupt«, hatte Zamorra gesagt.
    Um seinen Hals hing das Amulett. In der Jackentasche befand sich der Dhyarra-Kristall. Und im Einsatzkoffer der Ju-Ju-Stab. Zamorra wollte kein
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