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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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töten wollte. Zwei Mordanschlägen war er entgangen; er rechnete damit, daß der dritte nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Wahrscheinlich würde das Amulett der Köder in der nächsten Falle Sara Moons sein. Davon war Zamorra fest überzeugt.
    Allerdings mußte da noch etwas geschehen sein, was ihm nicht so ganz klar war.
    Unter normalen Umständen waren sowohl Nicole als auch er selbst in der Lage, das Amulett zu sich zu rufen . Es gab eine enge geistige Verbindung zwischen ihnen und Merlins Stern. Somit wäre der Diebstahl nicht weiter schlimm gewesen; das Amulett hätte auf den Huf hin jederzeit in Zamorras Hand zurückkehren müssen. Das aber war nicht geschehen. Das Amulett reagierte nicht mehr. Es war desaktiviert.
    ›Abschalten‹, konnte es aber aus der Ferne nur einer - Leonardo deMontagne, der Fürst der Finsternis. Sollte er seine Hände ebenfalls im Spiel haben? Das konnte sich Zamorra aber nicht gut vorstellen. Leonardo würde sich hüten, ein Bündnis mit der Dynastie einzugehen oder auch nur in entferntem Rahmen mit ihr zusammenzuarbeiten. Wohin das führen konnte, hatte das Schicksal von Magnus Friedensreich Eysenbeiß gezeigt. Der Herr der Hölle war wegen Verrates vor ein dämonisches Tribunal gestellt, abgeurteilt und hingerichtet worden. Das würde Leonardo nicht riskieren.
    Wer aber war dann für die ›Abschaltung‹ verantwortlich?
    Zamorra konnte nur Vermutungen anstellen, aber dabei blieb er ziemlich zurückhaltend. Es würde sich über kurz oder lang eine Erklärung finden. Und solange mußte er erst einmal ohne das Amulett zurechtkommen.
    Es war ja nicht das erste Mal. Schon einmal hatte er längere Zeit ohne die magische Silberscheibe auskommen müssen, damals, als Leonardo deMontagne sie ihm entwendete, ihn jagen ließ und er sich versteckt halten mußte, weil plötzlich die gesamte Hölle hinter ihm her war. Aber damals war es gegangen, und es würde auch jetzt wieder gehen. Immerhin besaß er noch einige andere Dinge, die er als Hilfsmittel einsetzen konnte — unter anderem war er wieder im Besitz des dämonenvernichtenden Ju-Ju-Stabes, und jetzt dieser Waffe, die laserstrahlähnlich Blitze verschoß. Damit ließ sich schon eine Menge anfangen.
    Im Haus legte Zamorra die Waffe in den flachen Koffer, in dem sich seine Ausrüstung befand. Allerlei Gemmen, Pülverchen, Essenzen, die magische Kreide, Substanzen, aus denen man zauberkräftige Tränke brauen konnte und so weiter. Auch der Ju-Ju-Stab lag in diesem zweckentfremdeten Aktenkoffer. Den Dhyarra-Kristall trug Zamorra jetzt, da er das Amulett nicht mehr besaß, ständig bei sich; die Aussparung im Koffer blieb deshalb leer.
    »So ruhig wie in den letzten drei Tagen könnte es noch eine Weile bleiben«, überlegte er und betrat das Kaminzimmer. Gryf war dabei, Holz aufzuschichten, um das Kaminfeuer wieder einmal zu entfachen.
    Die Störung kam, noch ehe Gryf mit seiner Arbeit fertig war.
    »Telefon«, ertönte Nicoles Ruf aus dem Arbeitszimmer. »Ferngespräch aus Italien, Chef…«
    »O weh«, murmelte Zamorra. Telefonate bedeuteten selten etwas Gutes. »Ich glaube, es geht schon wieder los…«
    ***
    Sara Moons Hände lagen über dem Amulett. Die Luft knisterte, Funken bildeten sich aus dem Nichts heraus. Die grünen Druiden-Augen der silberblonden Frau strahlten grelles Licht aus, das die silbrige Scheibe einhüllte, die nach wie vor desaktiviert war.
    Erwache!
    Das Amulett reagierte nicht. Erwache! wiederholte Sara Moon ihren Befehl. ERWACHE! Ihre Lippen murmelten beschwörende Formeln. Sie konzentrierte sich mit aller Macht auf Merlins Stern. Sie wollte das Amulett zwingen, sich wieder zu aktivieren.
    Sie wußte, daß das eine langwierige, komplizierte Prozedur war. Aber sie wußte auch, daß sie die Möglichkeit hatte, diese Prozedur zum Erfolg zu bringen. Daher verwunderte sie der Widerstand, der sich ihr entgegensetzte.
    Wer das Amulett abgeschaltet hatte, darüber machte sie sich keine Gedanken. Wenn sie es manipuliert hatte, würde sie es ebenfalls wieder abschalten. Sollte Zamorra sich doch die Mühe machen, das Werkzeug seines Todes erst selbst wieder in Gang zu bringen!
    Die Rächerin traf auf die Barrieren, erkannte andeutungsweise, was geschehen war. Merlins Stern mußte sich selbst blockiert haben!
    Das war verblüffend. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Erwache! Merlin hat dich einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, und ihm hast du zu gehorchen! Aber mir hast du ebenfalls zu
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