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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und Pommes-frites-Buden in den Burghof, organisierte Rundgänge, unter Umständen ein angebliches Schloßgespenst… so wie es die Engländer machen…«
    Zamorra schluckte.
    »Sind Sie wahnsinnig, Rogier?« stieß er hervor.
    »Es sind ein paar durchaus ernst gemeinte Vorschläge«, sagte deNoe. »Sie müssen sie ja nicht befolgen. Aber…«
    »Nein. Ich befolge sie nicht«, sagte Zamorra.
    »Sie mögen den Touristenrummel nicht und wohnen lieber allein?«
    »Es ist zu gefährlich«, warf Nicole ein. »Deshalb. Sie haben doch letztens selbst erlebt, was alles passieren kann, als Sie bei uns waren und sich das Château ansahen. Was glauben Sie, was geschieht, wenn ein paar hundert Touristen durch die Räume pilgern, und ein erneuter dämonischer Angriff erfolgt? Oder bei Wohnungen? Das gibt ein Chaos, dessen wir nicht mehr Herr werden. Vergessen Sie diese Idee.«
    »Na gut«, sagte deNoe. »Ich grübele also weiter. Was diesen Mann angeht, der das Amulett trug… das ist ein Mann mittleren Alters, ich nehme an, ein Einwohner der Stadt. Er war dem Wirt jedenfalls kein Unbekannter. Ich konnte natürlich nicht verstehen, worum sich die Gespräche drehten, aber der Mann faßte mehrmals an das Amulett, und so konnte ich es gut sehen. Es sieht tatsächlich so aus, wie Ihres, Professor…«
    »Es wird es auch sein«, sagte Zamorra. »Vor ein paar Tagen wurde es gestohlen. Schon interessant, wie schnell es den Weg nach Italien gefunden hat.«
    »Vergiß nicht, daß Sara Moon und die Dynastie Möglichkeiten haben, sich blitzschnell an jeden beliebigen Punkt der Erde zu begeben. Und Sara wäre närrisch, wenn sie in England geblieben wäre. Sie hat mit Sicherheit eine große Distanz zurückgelegt, um vor direkten Nachstellungen sicher zu sein. Mich wundert, daß sie hier in Italien hängengeblieben ist. Ich an ihrer Stelle wäre weiter bis nach Afrika oder Indien oder Südamerika gegangen.«
    Zamorra sah Gryf an und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß sie selbst hier ist. Das ist nur eine Falle wie die in London, als mir dieser Mann in Schwarz auflauerte. Sara wird sich hüten, sich selbst zu exponieren. Wang und ich haben sie einmal geschnappt, und sie muß damit rechnen, daß wir sie wieder erwischen. Sie wird sich so schnell nicht mehr zeigen. Schließlich hat sie ja Leute genug, die das tun.«
    DeNoe sah von einem zum anderen.
    »Sie denken, daß das… eine Falle für Sie ist? Das Amulett, das ich gesehen habe, ein Köder? Aber… woher sollte jemand wissen, daß ich hier bin?«
    »Das kann ein Zufall sein«, sagte Zamorra. »Ich glaube kaum, daß es um Sie als Beobachter geht. Sie sind für die Schwarzblütigen wie auch für die Dynastie ein unbeschriebenes Blatt. Und das sollten Sie nach Möglichkeit auch bleiben. Sie sagten, der Mann habe des öfteren nach dem Amulett gefaßt… wetten, daß er Aufmerksamkeit heischen wollte? Egal, wessen Aufmerksamkeit. Merlins Stern ist ein ganz eigenartiges Ding. Es ist unverwechselbar. Wenn dieses Kunstwerk jemandem auffällt, dann steht es bestimmt ein paar Tage später in der Zeitung. Und Sara Moon weiß, daß ich Zeitungen lese, überregional, international.«
    »Das Amulett fällt garantiert auf, wenn man es nicht verbirgt, so wie Zamorra es zu tun pflegt«, sagte Nicole. »Eine handtellergroße Scheibe aus funkelndem Silber, vor einer Männerbrust… ich wüßte wirklich kaum etwas Auffälligeres. Es braucht bloß ein Reporter in der Nähe zu sein, der für ein Klatschblatt arbeitet… und vielleicht wird das noch ein wenig gesteuert… gestern abend haben Sie den Mann gesehen? Haben Sie heute schon die örtlichen Zeitungen durchgeblättert? Ich bin sicher, daß bereits darüber berichtet wurde.«
    »Und das ist dann der Köder«, sagte Zamorra. »Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie wir diesen Köder schnappen, ohne daß die Falle dabei zuschlägt.«
    Gryf lehnte sich zurück.
    »Rogier wird mir die Kneipe zeigen«, sagte er. »Dann forsche ich die Stammgäste ein wenig aus. Wir kriegen den Burschen, der das Amulett hat, und wir packen ihn an einer Stelle, wo keiner mit unserem Erscheinen rechnet. Einwände?«
    »Vorerst keine«, sagte Zamorra. »Unser Essen kommt. Laßt es nicht kalt werden. Danach dürft ihr euch meine Verbesserungsvorschläge zu diesem Plan anhören…«
    ***
    Das Land war wieder so trocken, als habe es zum letzten Mal vor dreihundert Jahren geregnet, als sie in deNoes Wagen nach Florenz hinein fuhren. Die Abendsonne brannte noch recht
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