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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der dunkle Stein raste in steilem Bogen in den Himmel hinauf. Er hatte den Höhepunkt seiner Flugbahn noch nicht erreicht, als eine ganze Serie von Blitzen durch die Luft zuckte, begleitet von einem durch Mark und Bein gehenden Zirpen und Zwitschern. Die kurzen Blitze waren dem Stein immer um einige Handbreiten voraus, erst der letzte traf, als der Stein sich wieder dem Erdboden zuneigte und zu fallen begann. Ein trockenes Knacken wurde in der Luft hörbar, dann glühte der fallende Stein auf und zersprang in Dutzende kleiner Bröckchen.
    Der Mann im hellen Anzug wirbelte die mattschwarze Waffe um den Zeigefinger wie ein Westernheld auf der Kinoleinwand und nickte.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Ich muß mich nur daran gewöhnen, daß ich keinen Vorhaltewinkel mehr brauche. Die Schußfolge ist dagegen schnell genug. Man braucht diese Abzugtaste nur leicht anzutippen, schon geht das Ding los.«
    »Dann richte es gefälligst auf den Boden«, verlangte die junge Frau mit dem rötlichblonden Haarschopf. »Bevor du noch jemanden triffst. Ich habe keine Lust, dem Beispiel des Steins zu folgen.«
    Der wild aussehende Mann im verblichenen Jeans-Anzug und dem wirren blonden Haarschopf hob die Hand. »Irre ich mich, oder hattest du nicht schon mal einen ähnlichen Schießprügel, Alter?«
    Der Angesprochene nickte. »Wenigstens zwei mal«, sagte er. »Wie ich an den ersten Blaster gekommen bin, weiß ich schon kaum noch. Ich glaube, ich habe ihn einmal in einer anderen Dimension an mich nehmen können. Aber als das Magazin leergeschossen war, gab’s keine Möglichkeit zum Nachladen, und so habe ich das Ding auf den Schrott geworfen. Vermutlich ist es im Rahmen der Wiederverwertung längst zu irgend einem Autoteil gepreßt worden.«
    »Möglicherweise der linke Kotflügel von dem da, eh?« schmunzelte der Blonde und deutete auf den metallic-grünen Jaguar XJ/12.
    »Beim zweiten Mal«, fuhr Professor Zamorra fort, »waren es die Kombiwaffen, die der Möbius-Konzern still und heimlich entwickelt hatte. Die, mit denen man auf Schalterdruck wahlweise Laserstrahlen oder Elektroschocks verfeuern konnte. Aber die Waffen sind ja vor einiger Zeit wieder eingezogen worden. Das Ding hier hat jedenfalls eine leichte Ähnlichkeit mit meinem ersten Blaster.«
    »Dem heutigen linken Kotflügel«, sagte Gryf. »Na schön. Meinst du, du hättest damals schon mit den Ewigen zu tun gehabt?«
    »Mit Sicherheit nicht. Wahrscheinlich war jener Blaster entweder eine Parallelentwicklung, oder ein Relikt, ein Überbleibsel aus uralten Tagen. Denn die Ewigen tauchten ja erst viel später wieder auf.«
    »Wollen wir hier eine Diskussionsrunde eröffnen, oder willst du noch ein paar Schießübungen machen?« warf Nicole Duval ein. Sie hob das kleine Katapult, mit dem sie den Stein in die Luft geschossen hatte.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Die Übung reicht mir«, sagte er. »Ich habe festgestellt, daß ich noch in Form bin, was also will ich mehr? Gehen wir ins Haus. Es wird allmählich kühl.«
    »Wenigstens regnet es seit gestern nicht mehr«, murmelte Gryf, der Druide. »Dieser anhaltende englische Landregen ging mir allmählich auf den Wecker.«
    Nicole ging voraus und verschwand im Gebäude. Sie befanden sich immer noch hier in der südenglischen Grafschaft Dorset, im Beaminster-Cottage. Der Tag der Abreise kam allerdings immer näher; es zog Zamorra wieder zum Château Montagne nach Frankreich zurück. Er hatte sich von seinen Verletzungen wieder erholt, und auch Gryfs Ärger mit der Polizei in London war beendet. Um ein Haar wäre der Druide unter Mordanklage gestellt worden, weil seine Fingerabdrücke an einer Mordwaffe gefunden worden waren. Zu seinem Glück hatte sich herausgestellt, daß es auch noch andere Fingerabdrücke gab… damit war Gryfs Aussage glaubwürdig und seine Unschuld festgestellt. Der Fall Brody war ebenfalls abgeschlossen; den Vampir, der Sheila Brody unter Psycho-Terror gehalten hatte, gab es nicht mehr. Anläßlich dieser Geschehnisse hatte Zamorra die eben erprobte Waffe erbeuten können. Sie hatte einem Agenten der DYNASTIE DER EWIGEN gehört, der versucht hatte, Zamorra zu töten, nachdem man das Amulett geraubt hatte. Gryf machte sich immer noch Vorwürfe, daß er es sich hatte stehlen lassen; dabei hatte er es sich nur kurz von Zamorra ausgeliehen.
    Aber jetzt war Merlins Stern fort. Vermutlich war das Amulett über die Dynastie-Agenten in die Hände Sara Moons geraten, die Zamorra Rache geschworen hatte und ihn
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