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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu. »Aber das vergeht gleich wieder. Wenn du mir noch eben ein wenig hilfst, bin ich in ein paar Minuten wieder fit.«
    Nicole nickte. Sie half ihm in das winzige Bad, regulierte ihm die Mischbatterie für die richtige Wassertemperatur ein und zog sich dann zurück. Sie merkte, wie er von Minute zu Minute wieder kräftiger wurde. Die Auswirkungen der Amulettaktivierung schwächten sich tatsächlich ab.
    Während sie dem Prasseln des Wassers lauschte, verwischte sie die Kreidezeichen und rollte den Teppich wieder aus. Schließlich wollten sie, wenn sie abreisten, ein ordentliches Hotelzimmer zurücklassen.
    Zamorra kam ins Zimmer zurück, als sie gerade damit fertig war, die Sessel und den Tisch wieder an ihre Plätze zurückzustellen. Sie hatte Kristall, Stab und Amulett auf den Tisch gelegt. Zamorra nahm den Stab und wog ihn leicht in den Händen.
    »Es ist schon verblüffend, was so ein Stück Holz beiwirken kann«, sagte er. »Es aktiviert Merlins Stern und bringt jeden echten Dämon um, dem es entgegengehalten wird. Ich möchte wissen, wieviel an den Legenden wirklich daran ist, daß dieser Stab schon in Moses’ Hand oder auch im Besitz des Priester John gewesen sein soll. Der Stab glitt durch das Amulett hindurch wie ein glühendes Messer durch ein Stück Butter. Und dabei hat er die Aktivierung ausgelöst.«
    Er prüfte, ob der Stab bei den beiden ersten Versuchen Beschädigungen erlitten hatte, aber er konnte nicht einmal Kratzer erkennen. Dabei hatte es jedesmal heftig gekracht, als würde das Holz zersplittern, und den Druck im Handgelenkt spürte er immer noch.
    Er legte den Stab zurück in den Einsatzkoffer und fügte auch den Dhyarra-Kristall wieder hinzu.
    »Wie spät ist es?«
    »Ein paar Minuten nach Mitternacht«, sagte Nicole. »Rogier müßte gleich wieder auftauchen. Willst du dich nicht wieder anziehen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er küßte Nicoles Stirn.
    »Wir lassen ihn erst gar nicht wieder herauf kommen«, sagte er. »Am besten gehst du nach unten und nimmst ihn da in Empfang. Er wird auch nicht sonderlich daran interessiert sein, noch länger hier zu bleiben. Ich bin sicher, daß er auch mal sein Bett sehen möchte.«
    »Du bist durchschaut, mein Lieber«, sagte Nicole. »Du willst nur, daß ich allein alle Koffer schleppe.«
    »Na und? Mir ging das doch bei unserer verregneten Ankunft nicht anders. Hol die Sachen ’rauf, und danach machen wir es uns richtig gemütlich, ja? Deinem Vorschlag von vorhin folgend… schade, daß der Zimmerservice uns jetzt wahrscheinlich keinen Wein mehr hoch bringt, weil die Bar geschlossen haben dürfte…«
    »Die hat wenigstens bis eins offen«, sagte Nicole. »Wir sollten es noch versuchen, ja? - Was machen wir übrigens mit Gryfs Koffer?«
    »Stellen wir ihm vor die Tür. Dann braucht er uns nicht mehr stören«, sagte Zamorra. Er küßte Nicole abermals.
    Sie machte sich von ihm los.
    »He, langsam, Chef«, sagte sie.
    »Sonst komme ich nicht mehr rechtzeitig nach unten, und Rogier steht plötzlich mitten im Zimmer während wir noch…«
    Zamorra lächelte. »Weißt du was? Eigentlich brauchen wir die Koffer erst morgen früh. Er soll sie an der Rezeption abgeben, wir lassen sie uns morgen oder vom Zimmerservice ’raufbringen… und schotten uns jetzt erst mal hier ab.« Er tastete nach den Knöpfen von Nicoles Bluse.
    »Nichts da«, lachte sie und floh zur Tür. »Du hast dir die Falle selbst gestellt, mein Lieber. Ich gehe jetzt und nehme Rogier unten in Empfang. Wenn er sich schon diese Mühe macht, hin und her zu fahren, hat er ein etwas persönlicheres Dankeschön verdient.«
    Sie huschte nach draußen.
    »Hm«, machte Zamorra. »Dann eben nicht.« Er griff zum Zimmertelefon und rief in der Bar an, um eine Flasche Rotwein zu bestellen.
    »Wird gleich gebracht, signore«, wurde ihm beschieden. »Wünschen Sie noch andere Getränke?«
    »Na ja, vielleicht noch eine zweite Flasche«, überlegte Zamorra. »Grazie…«
    »Prego.«
    Zamorra ließ sich in einen der Sessel fallen. Erleichtert atmete er durch. Er hatte das Amulett zurück, es war wieder aktiviert…
    ...und es leuchtete in rhythmischen Intervallen auf.
    ***
    Wangs Zeitgefühl war längst völlig durcheinander. Er steckte im Boden, war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Er war allein.
    Mit heftigen Muskelzuckungen versuchte er eine Weile, seinen Spielraum zu erweitern. Aber es war ein Fehlschlag. Der Boden um ihn herum war zu festgebacken. Dagegen kam er nicht an. Keine Chance, sich
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