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0363 - Der Werwolf von Alaska

0363 - Der Werwolf von Alaska

Titel: 0363 - Der Werwolf von Alaska
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herauskamst. Du hast dort das Blut deines Opfers von deinen Pranken… nein, Händen abgewaschen…«
    Taurak lachte leise auf. »Ich weiß, daß du mich gesehen hast. Du standest hinter dem Vorhang, und da hast du auch den Schlüssel gefunden, nicht wahr?«
    Nicole atmete tief durch. »Ja«, stieß sie hervor.
    Er hatte sie also doch bemerkt.
    »Und daraus schließt du, daß ich es war.«
    »Jetzt kommt die alte Rede vom großen Unbekannten, nicht wahr? Du bist nur zufällig in Alanas Garderobe gewesen. Du…«
    Die Musik brach ab. Alana verneigte sich kurz, und Nicole glaubte ein spöttisches Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen. Sie nickte Taurak zu, und er hob winkend die Hand. Dann verschwand sie wieder hinter der Bühne.
    Nicole nagte an ihrer Unterlippe. Sie hatte Taurak in dem Moment, als er die Hand hob, scharf beobachtet. Da war etwas in seinem Gesicht, seinen Augen, das eine tiefe Zuneigung zu Alana ausdrückte. Zwischen diesen beiden Menschen war etwas, das stärker war als die normale Bindung zwischen Halbgeschwistern.
    Es war irgend etwas undefinierbares Gemeinsames.
    »Hat sie dir nicht gesagt, daß weder Angaunok noch ich in Frage kommen?« fragte Taurak leise. »Achtest du ihr Wort so gering? Ausgerechnet ihr Wort?«
    »Ich verlasse mich auf das, was ich sehe«, sagte Nicole.
    Taurak grinste.
    »Aber du hast nicht gesehen, daß ich MacNell überfiel.«
    Nicoles Augen weiteten sich. »MacNell?« Sie dachte daran, daß Zamorra ihm nachgegangen war, weil das Amulett ihn warnte. »Du hast MacNell umgebracht?«
    Taurak seufzte. »Nun hör schon auf«, sagte er. »Erstens war ich es nicht, auch wenn du dich in diesem Irrglauben festbeißt, und zweitens lebt er - noch. Ich werde deshalb allerdings keinen Freudentanz aufführen. MacNell ist als Leiter des Camps das personifizierte Sinnbild der Landzerstörung hier.«
    »Woher«, sagte Nicole leise, »weißt du dann davon, wenn du es nicht warst?«
    »Ich habe es euch schon einmal angedeutet«, sagte Taurak. »Ich kann keine Gedanken lesen, und ich bin kein Hellseher. Aber ich habe die Möglichkeit, Dinge zu erkennen, die sich um mich herum abspielen. Ich kann dir nicht einmal genau erklären, wie das funktioniert. Ich habe es aus meiner Angakok-Zeit ins Jetzt bewahren können.«
    »Aber du bist immer noch ein Angakok, ein Schamane«, hielt Nicole ihm vor. »Eine solche Berufung, die die Geister dir auferlegen, kannst du nicht einfach von dir weisen.«
    »Ich konnte es«, sagte Taurak. »Ich war Schamane, aber ich bin es nicht mehr.« Er erhob sich und schlüpfte in seine Felljacke. »Ich habe nun mehrfach versucht, mich mit euch zu unterhalten, einzeln und gemeinsam. Ich habe es satt. Ihr habt ein Brett vor dem Kopf und seid in eine fixe Idee verrannt. Ich werde nicht mehr mit euch diskutieren.«
    Er packte seinen Steinkopf ein und verließ den Saloon - zum zweiten Mal an diesem Abend.
    Sucht er gleich als Werwolf ein weiteres Opfer, um sich abzureagieren? fragte sich Nicole.
    Sie hoffte, daß Zamorra bald auftauchte.
    ***
    Zamorra sah jemanden den Saloon verlassen. Er glaubte, Taurak zu erkennen an seiner Felljacke, war aber bei Dunkelheit und der Entfernung nicht ganz sicher. Er betrat den Saloon und sah Nicole vorn am Tisch sitzen.
    »Der Werwolf hat MacNell erwischt«, sagte er leise.
    »Ich weiß«, überrasche Nicole ihn. »Er lebt aber noch. Taurak war so freundlich mich zu informieren. Er ist der Wolf.«
    »Also doch«, murmelte Zamorra. »Woher weißt du es?«
    Nicole berichtete von ihrer Beobachtung.
    »Etwas daran stimmt nicht«, sagte Zamorra. »Wenn er der Werwolf ist, und wenn er gemerkt hat, daß du ihn beobachtest - dann wäre es ihm doch ein Leichtes gewesen, dich dort im Korridor umzubringen.«
    »Vielleicht hat er im ersten Schreck, beobachtet zu werden, nicht daran gedacht«, vermutete Nicole.
    Zamorra widersprach. »Wenn ein Werwolf erschrickt, beißt er um sich, lehrt die Erfahrung. Endgültige Gewißheit wird uns nur MacNell geben können. Er hat den Werwolf ja gesehen.«
    »Vermutlich in Wolfsgestalt«, sagte Nicole. »Das bringt nicht viel.«
    »Auf jeden Fall werde ich ihn befragen. Ich muß nur wissen, wo der Doc ist.« Er winkte eines der Servier-Girls heran und ließ sich den Weg beschreiben. »Kommst du mit?« fragte er Nicole.
    »Natürlich…«
    Augenblicke später waren sie bereits unterwegs.
    ***
    Das schwarzblütige Wesen beobachtete sie unbemerkt. Es wurde Zeit, endgültig zuzuschlagen. Es reichte nicht mehr, falsche
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