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0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen
Autoren: Jason Dark
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drückte das Gesicht so nach hinten, daß auch der größte Teil der Haarflut zurückfiel.
    Schräg gegen die Lehne des Throns kippte er die Königin im Reich der Gesichtslosen, löste die Finger aus dem Haar und starrte auf das, was die Vorderseite des Kopfes darstellen sollte.
    Es war kein Gesicht!
    Myxin schaute in eine weißliche, aufgedunsene Masse, die ihn an eine Leiche erinnerte, die dicht vor dem Zustand der Verwesung stand…
    ***
    Gegenwart
    Wir befanden uns in höchster Lebensgefahr!
    Wir, das waren Shao und ich, und wir hockten nicht etwa in einer finsteren Gruft oder lagen in einem Sarg, schauten auch nicht in die Mündungen irgendwelcher Killerwaffen, sondern standen auf dem gewaltigen Dach des Hochhauses, in dem Shao und auch ich wohnten.
    Wir spürten den Wind, der gegen unsere Gesichter pfiff, die Haare hochwühlte und mit der Kleidung spielte. Und wir wußten beide hinter uns die schreckliche Tiefe, denn unsere Hacken schlossen praktisch mit dem Dachrand ab.
    So dicht also standen wir davor.
    Daß wir nicht nach vorn laufen konnten, hatte einen Grund, denn vor unseren Füßen ringelten und schoben sich zahlreiche, pechschwarze Schlangen zusammen, die nur darauf warteten, daß sie uns entweder beißen, zerdrücken oder in die Tiefe drängen konnten.
    Ich hatte versucht, gegen die Schlangen anzukämpfen und eine von ihnen mit einer Silberkugel beschossen.
    Getroffen hatte ich. Nur waren aus dieser einen Schlange, die meine Silberkugel erwischte, gleich drei neue Schlangen geworden.
    Es hatte demnach keinen Sinn, es noch einmal zu probieren.
    In der rechten Hand hatte ich die Beretta gehalten. Jetzt steckte sie wieder in der Halfter. Sie nutzte mir nichts. Dafür hielt ich den Arm ausgestreckt, um Shao festzuklammern, die bei einer kleinen Windbö fast vom Dach gerutscht wäre.
    Meine linke Hand war nicht frei. Mit ihr hielt ich die Planke fest, in der sich das Gesicht meines Freundes Mandra Korab befand, denn um ihn drehte sich der Fall.
    Ich war auf der Rückfahrt von Rumänien direkt nach London geholt worden und hatte die Reise auf dem Rücken des Adlers Garuda unternommen, der mich für eine Auseinandersetzung hatte haben wollen.
    Gewonnen hatte ich leider nicht und mußte nun mit ansehen, wie die Schlangen auf dem Dach ihren Ring immer enger zogen. Dabei waren wir nur auf das Dach gestiegen, um von Garuda abgeholt und zu einem bestimmten Ort gebracht zu werden.
    Es war grauenhaft. Die Falle konnte man als fugendicht bezeichnen, und eine erste Schlange hatte bereits meine Schuhspitze berührt.
    So etwas gefiel mir überhaupt nicht. Wenn ich sie schon nicht mit einer geweihten Silberkugel killen konnte, wollte ich es anders versuchen. Und zwar auf die alte, konventionelle Art.
    Dazu brauchte ich nur den rechten Fuß zu heben. Bevor ich das tat, warf ich einen Blick auf Shao.
    Bleich wie ein Gespenst war sie. Das lange Haar wurde vom Wind erfaßt und schräg in die Höhe gewirbelt. Sie hatte ihre Augen aufgerissen, der starre Blick sagte mir genug. Er beinhaltete die große Angst vor einer unheimlichen und nicht mehr kalkulierbaren Zukunft.
    »Noch leben wir!« sagte ich und trat zu.
    Mit dem Absatz wollte ich die Schlange töten. Ich trat auf den Kopf des gefährlichen Reptils und drehte meinen Fuß im Kreis.
    Ich spürte noch den kurzen Widerstand, vernahm ein schlimmes Geräusch und merkte, wie der Widerstand weniger wurde, denn den Kopf gab es nicht mehr.
    Dafür befand sich auf dem Dachboden eine breiige Masse, die glitschig und rutschig war.
    Gleichzeitig zuckte das hintere Körperteil der Schlange in die Höhe, drehte sich auch und peitschte gegen Shaos Beine, wobei ich blitzschnell zutrat, den Schlangenkörper erwischte und das kopflose Reptil wieder zwischen seine Artgenossen schleuderte.
    »Sie ist tot!« flüsterte Shao. »Sie ist tot. So muß man es machen!«
    Ich grinste verbissen. Eine Schwalbe machte noch keinen Sommer, auch hier nicht, denn die Schlangen auf dem Dach waren so zahlreich, daß ich sie nicht einmal zählen konnte. Woher sie kamen, wußte ich nicht. Mir war nur bekannt, daß Garuda, der König der Lüfte und ein Urbild der indischen Mythologie, der absolute Todfeind der Schlangen war.
    Die anderen krochen über die vernichtete hinweg. Schwarz wie Zitteraale waren sie, und ich hatte sie schon einmal gesehen, als ich am Teufelsfelsen angebunden war.
    Ich wußte von ihrer Gefährlichkeit. Wenn sie sich auf uns stürzten und zubissen, waren wir verloren.
    Und sie
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