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0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen
Autoren: Jason Dark
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in der Weite des Nachthimmels verklang.
    Es war der Schrecken an sich. Myxin spürte den Wind, der gegen seinen Körper schlug, und er mußte sich vorankämpfen. Das Gestein der Treppe begann zu zittern. Unter den Stufen schien sich ein regelrechtes Geisternest zu befinden, denn immer mehr fahle Gestalten schossen in die Höhe und umkreisten in einem wilden, verrückten Tanz die Insel im Meer.
    Auch Kara wurde von der Wucht getroffen. Der Wind wehte scharf gegen Haare und Kleidung. Das Schwert hielt sie mit beiden Händen fest, sie schaute auf den kleinen Magier, schrie ihn an und meinte dabei das kopflose Skelett seiner Mutter.
    »Vernichten mußt du es, Myxin! Vernichten!«
    Der Magier nickte verbissen. Er kam sich wie ein Mittelpunkt im Chaos vor.
    Schreckliche Gestalten hatte die Erde entlassen. Sie alle besaßen keine echten Körper mehr, waren nur gespensterhafte Schemen, aber sie hatten ihre Gesichter zurückbekommen.
    Manche waren nur mehr blanke Totenschädel, andere verweste Fratzen, und einige von ihnen erinnerten auch an aufgeblähte, weißliche Ballons, die kurz vor dem Platzen standen.
    Das Grauen erfüllte die Luft.
    Und auf ihrer Stufe stand Macha Rothaar, Myxins Mutter. Kopflos, nur als Torso, aber lebend.
    Sie hatte ihre weißen, knochigen Arme weit ausgebreitet, als wollte sie damit die aus den Stufen strömenden Wesen umfassen.
    Ihre Dienerinnen hatten sich hoch in der Dunkelheit zu einer blaßbleichen Wolke zusammengedreht, die in einem irren Wirbel kreiste, sich noch ein paarmal um die eigene Achse drehte und in die Tiefe jagte.
    Das war der Moment, als sich Kara von ihrem Schwert trennte. Sie hatte Macha Rothaar schwer angeschlagen, den endgültigen Todesstoß jedoch sollte ihr Myxin versetzen.
    Deshalb warf sie dem kleinen Magier die Waffe zu.
    »Fang auf!« gellte ihre Stimme aus dem verzerrten Mund durch das gewaltige Heulen und Brausen.
    Myxin hatte seine Lähmung abgeschüttelt. Er bekam den Griff des Schwerts zwischen die Hände, während sich hinter ihm die Wolke der Geister zusammengeballt hatte und auf ihn zujagte.
    Die Untertanen wollten ihrer Königin beistehen und Myxin radikal vernichten.
    Dann waren sie da!
    Im gleichen Augenblick schlug Myxin zu.
    »Mutttttterr…!« brüllte er und ließ die goldene Klinge von oben nach unten sausen.
    Sie traf genau.
    Es war ein gellendes Heulen, ein mörderischer Schrei, der aus dem Fels hallte, in die Gruppe der Geistgestalten drang und diese zerfetzte, so daß sie wie explodierende Schatten nach allen Seiten davonflogen.
    Das Skelett aber war tödlich getroffen.
    In zwei Hälften kippte es nach verschiedenen Seiten weg. Dieweißglänzenden Knochen klapperten auf die Stufen, bekamen Geschwindigkeit und Drall, so daß sie, sich dabei mehrmals überschlagend, die Qualentreppe nach unten kullerten.
    Es gab keine Macha Rothaar mehr.
    Myxin hatte seine Mutter zum zweitenmal getötet.
    Und diesmal für alle Zeiten.
    ***
    Auch mich packte der Sturm, so daß ich das Gefühl bekam, das Ende der Welt zu erleben. Die Erde oder die Stufen brachen vor meinen Augen zwar nicht auf, so daß mir Gestein um die Ohren geflogen wäre, aber sie entließen ihren Inhalt.
    Und der war schlimm genug.
    Uralte Geistwesen, schreckliche Gestalten, bestehend aus einer feinstofflichen Materie, jagten in den Nachthimmel, während ich verzweifelt bemüht war, Mandra Korab zu befreien.
    Auch er wollte aus der Planke.
    Aber Kataya war stärker.
    Gnadenlos hielt es meinen Freund fest. Ich bekam mit, wie er sich quälte, wie er sein Gesicht verzog, wie sich der Schrecken und die Schmerzen, die er fühlte, darauf abmalten.
    War er noch zu retten?
    Mich umheulte und umtoste eine Hölle. Ich wollte wissen, wie es Mandra ging, versuchte an der Planke zu rütteln und bekam nichts von dem Kampf mit, der sich in meinem Rücken abspielte.
    »Mandra!«
    Ob er meinen Schrei gehört hatte, wußte ich nicht. Aber mir war eingefallen, daß es vielleicht eine Rettung gab.
    »Die Heilige Silbe, Mandra! Ruf sie, du darfst es! Du bist ein Reiner! Sie muß Katayas Macht brechen, wenn sie dem Guten dient! Bitte, ruf sie! Jetzt sofort!«
    Ich wußte nicht, ob er mich gehört hatte. Ich jedenfalls kniete auf der Stufe und hatte mein Kreuz hervorgeholt, umklammerte es und hielt es dann so, daß Mandra es sehen und die drei Buchstaben der Heiligen Silbe erkennen konnte.
    Wenn er mich verstanden hatte, mußte er sie schreien. Eine andere Chance gab es nicht.
    Die Heilige Silbe des Landes Indien setzte
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