Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Doch nur, damit du endlich freikommen konntest. Ohne ihn wärst du eine Gefangene geblieben. Das ist doch klar.«
    »Appellierst du an meine Dankbarkeit?«
    »In der Tat!«
    »Ich weiß noch nicht, ob ich ihn freilasse!« drang es mir flüsternd entgegen. »Zunächst einmal muß ich dich töten, dann werde ich mir Myxin vornehmen.«
    »Du haßt ihn so stark, obwohl viele, viele Jahre vergangen sind und die Menschheit eine andere geworden ist!«
    »Ja, mein Haß brennt weiter, denn eines will ich dir sagen. Dein Freund Myxin war mein Sohn!«
    ***
    Da hatte ich mein Fett weg!
    Hätte ich mich rühren können, ich hätte auch weiterhin steif und starr auf dem Fleck gestanden. Eigentlich war ich es gewohnt, immer auf irgendeine Art und Weise überrascht zu werden. Das hier allerdings schlug dem Faß den Boden aus.
    Macha Rothaar war Myxins Mutter. Und er hatte sie getötet. Der Magier war ein Muttermörder.
    Ich konnte es kaum fassen, und das vor mir stehende Skelett hatte meine Überraschung bemerkt, denn es fragte spöttisch: »Hast du es nicht gewußt?«
    »Nein!«
    »Dann weißt du es jetzt und kannst mich verstehen!«
    Nein, verstehen konnte ich sie nicht. Für mich gab es einfach kein Verständnis für einen Mord. Da konnte sein, was wollte, bei dieser ruchlosen Tat hörte jedes Mitgefühl oder Verständnis auf.
    Aber ich dachte an meinen Freund Myxin und konnte ihn trotzdem nicht verurteilen, denn er hatte so gehandelt, wie es sich für einen Schwarzblütler gehörte. Im alten Atlantis existierte damals allein das Recht des Stärkeren. Jeder wollte soviel Macht erlangen wie nur eben möglich, und da hatte Myxin eben so gehandelt, wie es seine Art gewesen war. Mit Mord.
    Aber die eigene Mutter?
    Ich schluckte und dachte daran, daß Myxin, obwohl ich ihn so lange kannte, eigentlich nie über seine Herkunft gesprochen hatte.
    Vergangenheit schon, aber nicht Abstammung oder Herkunft.
    Aus gutem Grund hatte er geschwiegen, wie ich mittlerweile wußte. Ich hätte vielleicht nicht anders gehandelt, wäre ich an Myxins Stelle gewesen. Da der kleine Magier für Macha Rothaar nicht greifbar war, mußte sie sich an mich halten, was mir persönlich überhaupt nicht gefiel.
    »Du sagst nichts mehr?« hörte ich ihre Frage.
    Ich versuchte ein Lächeln. Es fiel verdammt schief aus. »Was soll ich dir antworten? Auch ich bin überrascht worden.«
    »Das kann ich mir denken. Myxin wird sich zurückgehalten haben. Sicherlich hat er nichts über sein Vorleben berichtet. Wenn ich dich anschaue, spüre ich ihn. Ich weiß, daß er in deiner Nähe war. Ich rieche seine Freunde, deshalb halte ich mich zuerst an dich.«
    »Und Mandra?«
    Das weiße Skelett hatte sich schon in Bewegung gesetzt, stoppte aber im Ansatz seinen Schritt. »Wie meinst du?«
    »Laß ihn frei!«
    Macha Rothaar schüttelte den Knochenschädel. »Nicht, solange du lebst. Wenn ich dich zu meinen Füßen sehe und dich diese Treppe gefressen hat, werden wir einen Austausch vornehmen. Dann kommt er frei, und du nimmst statt seiner den Platz in der Planke ein. Hast du mich verstanden? Du wirst mit ihm tauschen.«
    So hatte ich mir die Sache natürlich nicht vorgestellt. Nur sah ich keine Chance, die Situation zu meinen Gunsten zu entscheiden.
    Schon jetzt hielt mich die Qualentreppe in ihrer Gewalt.
    Macha Rothaar aber konnte sich bewegen. Sie kam auf mich zu.
    Bestimmt hatte sie zu ihren Lebzeiten einmal rotes Haar gehabt.
    Das allerdings war jetzt verschwunden. Nicht ein Härchen sproß auf ihrem blanken Knochenschädel, der so hell glänzte, als wäre er mit frisch gefallenem Schnee bedeckt.
    Das Skelett war nicht so groß wie ich. Ich hätte es eigentlich leicht überwinden können und war bereit, eine meiner Waffen zu ziehen.
    Ich winkelte den rechten Arm an, um nach der Beretta greifen zu können, als ich das Lachen hörte.
    Gleichzeitig spürte ich, daß sich mein Arm nicht mehr bewegen ließ. Er blieb genau in dieser Haltung, so steif und so angewinkelt.
    »Weiter nicht!« hörte ich die flüsternde Stimme des weißen Skeletts. »Nicht weiter. Ich spüre genau, daß du nicht waffenlos in dieses Reich gekommen bist. Und du trägst gefährliche Waffen bei dir, das ahne ich. Deshalb wirst du sie nicht ziehen!«
    Das schaffte ich tatsächlich nicht. Macha Rothaar herrschte über die Treppe. Was sie wollte, geschah.
    Übergroß sah ich ihre gespreizten Knochenfinger, als sie sich meinem Gesicht näherten und den unmittelbaren Blickwinkel ausfüllten. Als würden sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher