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0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen
Autoren: Jason Dark
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aus einer Leinwand stoßen, so ähnlich kam es mir vor, und die knöchernen Klauen bewegten sich auf und nieder, wobei vor allen Dingen die Fingerspitzen erfaßt wurden.
    Sie schienen mir sogar höhnisch zuzuwinken.
    Noch einmal kämpfte ich gegen die magische Kraft der Macha Rothaar an. Ohne Erfolg. Ich merkte nur meine eigene Verzweiflung, die mir den Schweiß auf die Stirn trieb, so daß es mir schwerfiel, überhaupt Luft zu holen. Den Brustkasten schien ein unsichtbarer Reif zu umklammern. Ich ächzte wie jemand, der einen tonnenschweren Druck nicht mehr ertragen konnte und sah dabei die Finger sehr nahe.
    Zu nahe…
    Dann griffen sie zu.
    Noch einmal zuckte ich, als ihre Spitzen über meinen Hals glitten.
    Für den Augenblick hatte ich die wahnsinnige Hoffnung, daß sie die Klammer nicht zudrücken würde. Doch es wurde mörderisch.
    Von einem Augenblick zum anderen wurde mir die Luft genommen. Ich hatte nicht einmal richtig einatmen können, um mein Leben vielleicht um eine halbe Minute zu verlängern.
    Leicht angehoben hatte das weiße Skelett die Arme. Den häßlichen Schädel sah ich dicht vor meinen Augen. Riesengroß kam mir das offene Maul vor, aus dem ein Geruch strömte, den ich mit dem Begriff Verwesung umschreiben konnte.
    Der Druck der Knochenfinger pflanzte sich auch nach unten hin fort. Mir kam es so vor, als wollte mich das Skelett in die Stufen hineinpressen. Tatsächlich spürte ich bereits unter meinen Schuhsohlen eine gewisse Weiche, als würde das Gestein allmählich dahinschmelzen.
    »Versinken wirst du!« flüsterte Macha Rothaar. »Versinken im Nichts. Die Treppe braucht Opfer. Ich werde sie ihr geben. Ich werde die Toten austauschen. Meine Diener kommen frei, aber andere werden dafür in der Treppe zurückbleiben und ihren Platz einnehmen. Mit dir mache ich den Anfang, da du ein Freund meines Mörders bist.«
    Ich hatte die Worte vernommen. Sie übertönten selbst das dumpfe Brausen in meinem Schädel, das durch den Luftmangel entstanden war.
    Und sie trieben gleichzeitig die Todesangst in mir hoch.
    Wie lange konnte ich noch standhalten? Wie lange würde ich noch leben? »Laß ihn los, Mutter!«
    ***
    Der Befehl peitschte über die kleine Insel, und auch ich hatte ihn deutlich vernommen.
    Myxin war da!
    Myxin, der Mörder! Und mein Retter?
    Noch tat sich nichts, denn die würgenden und kalten Knochenklauen drückten nach wie vor meinen Hals zusammen, so daß auch nicht ein Quentchen Luft in meine Lungen geraten konnte.
    »Laß ihn los, Mutter!«
    Wieder klang die Aufforderung, und Macha Rothaar zeigte eine erste Reaktion.
    Ihr Griff lockerte sich.
    Ich konnte noch immer nicht frei atmen, gab keuchende Geräusche ab, und vor meinen Augen begann sich alles zu drehen.
    Dennoch hielt ich mich aufrecht und schaute zu, wie sich das weiße Skelett drehte.
    Dann glitt mein Blick zu den Füßen hin. Ob sie tatsächlich in der Treppe steckten, konnte ich nicht erkennen, jedenfalls war es mir nicht möglich, die Beine zu bewegen.
    Und so blieb ich stehen!
    War ich vor Sekunden noch Hauptakteur dieses makabren Spiels gewesen, hatte sich dies nun völlig geändert. Ein anderer hatte die Regie übernommen. Vielleicht waren es auch zwei andere.
    Myxin war nicht allein gekommen. An seiner Seite stand Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Sie hatte ihr Schwert mit der goldenen Klinge gezogen und hielt es in der rechten Hand. Die Schneide wies dabei schräg nach unten. In der Verlängerung würde sie auf Macha Rothaar deuten.
    Mutter und Sohn standen sich gegenüber und starrten einander an. Es war kaum zu fassen, wenn ich mir den kleinen Magier so betrachtete und mein Blick anschließend auf Macha Rothaar fiel.
    Konnte der Magier von einem Skelett geboren worden sein? Das war wohl auch innerhalb des Dämonenreichs unwahrscheinlich, aber ich dachte daran, daß Macha Rothaar bestimmt nicht immer so ausgesehen hatte wie zu diesem Zeitpunkt. Sie mußte ihren Namen wegen ihres Haares bekommen haben, und sie hatte auch eine menschliche Gestalt besessen, das konnte ich am Aufbau des Skeletts erkennen.
    Sie also war seine Mutter, aber wer der Vater?
    Trotz der Gefahr, die nach wie vor für mich bestand und sich nur im Augenblick verlagert hatte, dachte ich daran. Ich war eben zu sehr Polizist, als daß ich solche Probleme hätte verdrängen können.
    Aber ich atmete wieder frei und spürte, wie es mir von Sekunde zu Sekunde besserging. Die Schmerzen in der Brust verschwanden, nur am Hals blieben sie noch
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