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0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen
Autoren: Jason Dark
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Gewaltig kamen ihm die beiden Masten mit den gerefften Segeln vor. Es war nicht still geworden. Irgendwo bewegte sich immer etwas.
    Da gab es Holz, das knarrte, und Segeltuch rieb gegeneinander.
    Gestalten aber entdeckte Myxin nicht, sosehr er sich auch bemühte.
    Das Deck blieb leer.
    Dabei war er sicher, daß jemand die Königin bewachte, nur zeigten sich diese Aufpasser nicht. Sie konnten auch im Bauch des Schiffes lauern, aber Myxin kannte keine Furcht. Er hatte ihnen bewiesen, wie man mit ihnen umging. Seine Magie war letztendlich die stärkere gewesen.
    So tauchte er in das Dunkel des Schiffsbauches ein. Die Finsternis kam ihm dicht wie ein Vorhang vor, dennoch wurde er das Gefühl nicht los, daß sie voller Leben steckte.
    Er sah die Gestalten nicht, er hörte sie nur. Da lag ein leichtes, ein unnatürliches Summen in der Luft, als würden zahlreiche Insekten durch die Finsternis fliegen. Myxin streckte die Arme aus. Über die grünliche Haut seiner Hände glitten schattenhafte Berührungen. Er spürte den Moment der Kühle, als er angefaßt wurde, aber es wurde daraus keine direkte Attacke. Diejenigen, die hier lauerten, schienen Furcht vor dem kleinen Magier zu haben.
    So ging er weiter.
    Noch nie hatte er den Bauch des Schiffes betreten, und doch kannte er sich aus, denn der kleine Magier stieß nirgendwo gegen. Er umging Hindernisse, falls sie sich ihm überhaupt in den Weg stellten, und er richtete den Blick seiner scharfen Augen nach vorn.
    Dort hatte er etwas gesehen!
    Es war eine bleiche, unnatürliche Helligkeit, die vor ihm die Dunkelheit mit ihrem fahlen Schein aufriß. Eine Insel innerhalb der grauen Schwärze.
    Ein Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, die Augen hatte er leicht verengt, und seinen Körper durchrieselte ein Zucken. Er sah sich dicht vor dem Ziel seiner Wünsche und stellte sich innerlich darauf ein, die Königin zu töten, um anschließend die Macht zu übernehmen.
    Dort, wo das fahle Licht in der Finsternis schimmerte, glaubte er, sein Ziel zu sehen.
    Noch starrte er nur auf die helle Insel. Die Umrisse einer Gestalt sah er nicht, und er schob sich Schritt für Schritt weiter vor. Sein Gesicht war angespannt, die Haut schien dünner geworden zu sein, so scharf lag sie auf seinem Gesicht.
    »Komm näher…«
    Ein Raunen drang an Myxins Ohren.
    Der Magier blieb stehen. »Du weißt, daß ich hier bin, Macha Rothaar?«
    »Ich weiß es schon lange, und ich habe dich erwartet.«
    Myxin begann leise zu lachen. »Dann dürfte dir auch bekannt sein, aus welch einem Grund ich hier erschienen bin?«
    »Das weiß ich. Du willst mich töten.«
    »Genau.«
    »Und du willst nichts gegen mich unternehmen?« erkundigte sich Myxin mit verwunderter Stimme.
    »Nein, was sollte ich?«
    Innerlich lachte der kleine Magier. Macha Rothaar sah wohl ein, daßsie gegen ihn nicht ankam. Die Königin im Land der Gesichtslosen wußte genau, wann sie verloren hatte.
    Sie traf auch keinerlei Anstalten, um Myxin aufzuhalten, als er sich wieder in Bewegung setzte. Auch ihre Geisterdiener kümmerten sich nicht um den Eindringling, so daß Myxin ohne Schwierigkeiten das Zentrum erreichen konnte.
    Er sah die Insel immer heller werden, und aus dem Zentrum dieses Flecks schälte sich allmählich die Gestalt hervor.
    Das war Macha Rothaar!
    Um sie genauer sehen zu können, mußte Myxin noch näher heran. Er sah mittlerweile auch die Umrisse der Wände, die ihn einrahmten. Graue Schatten, in die Bewegung geraten war, denn auch Macha Rothaar wurde von zahlreichen Helfern umgeben, die den kleinen Magier nicht angriffen und ihn bis zum Thron ihrer Königin vorgehen ließen.
    Schritt für Schritt näherte sich Myxin dem großen Thron, der aussah wie ein gewaltiger Holzsessel. Er zeigte eine helle Farbe. Myxin nahm den Geruch wahr, den Macha Rothaar ausströmte.
    Nach fauligem Wasser, nach Verwesung, nach absterbenden Pflanzen roch es. Zusammengefaßt konnte man auch Tod dazu sagen.
    »Komm doch…«
    »Keine Angst, ich bin schon da«, erklärte Myxin, als er die letzten Schritte ging und vor dem Thron stehenblieb.
    Es gab keine Lichtquelle im eigentlichen Sinne. Das Licht drang aus dem Holz des Thrones und auch aus der Schiffswand dahinter.
    Das alles kümmerte Myxin nicht. Er hatte nur Augen für die Gestalt auf dem Thron.
    Zum erstenmal stand er Macha Rothaar gegenüber. Bisher hatte er nur von ihr gehört, nun konnte er sie von Angesicht zu Angesicht sehen, doch von einem Gesicht durfte er bei ihr nicht sprechen.
    Sie
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