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0326 - Der heulende Tod

0326 - Der heulende Tod

Titel: 0326 - Der heulende Tod
Autoren: Der heulende Tod
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wissen. Geh jetzt und bügle deinen Smoking auf und komm mich um elf abholen. Wir werden tüchtig Spesen machen - im Blue Cat.«
    ***
    Im Programm war die Hauptnummer als Doris Night angekündigt. Sicherlich ihr Künstlername. Wie gebannt starrten die männlichen Besucher zu mitternächtlicher Stunde auf die mit schwarzem Samt ausgeschlagene Nische in der Form einer überdimensionalen Muschel, in der die Hauptattraktion einen kessen Stepp vorführte.
    Die Männer im Blue Cat tranken nur aus Frankreich importierten Champagner. Wir auch. Denn der Whisky wurde nur flaschenweise zu einem Preis serviert, für den unter normalen Leuten eine ganze Brennerei ihren Besitzer wechselte. An der nachlässigen Bedienung merkten wir, dass wir auch nicht für voll genommen wurden. Das Personal solcher Lokale hat einen sechsten Sinn für die Unterscheidung zwischen zahlungskräftigen Kunden und sonstigen Besuchern.
    Die Musik verklang im zarten Tremolo und die Muschel klappte zu. Die gedämpftes Licht verbreitenden Tischlampen glimmten wieder auf. Nach dem Programm folgte noch ein zweiter Auftritt von Doris Night. Dann gab’s im Programm eine Pause.
    »Am besten, wir kümmern uns jetzt um Miss Night«, meinte Phil und drückte die Flasche bis auf den letzten Tropfen aus. An den anderen Tischen war das ein Signal für eine neue Flasche. Uns beachtete niemand. Sie schätzten uns richtig ein. Ich klemmte einen großen Schein unter den Fuß der Lampe und erhob mich. Da erhielt ich einen Stoß von meinem Freund und kippte in den Sessel zurück. Auch Phil saß bereits wieder. Ich hatte keine Gelegenheit zur Revanche, denn verstohlen nickte er zu einem neuen Besucher hinüber, den ein Ober mit diensteifrig gekrümmtem Rücken durch die Tischreihen balancierte. Im Frack beehrte Randolph Corner, Vize-12
    Präsident der E. B. C., das Blue Cat mit seiner Anwesenheit.
    Wir rückten unsere Köpfe aus dem Schein der Lampe. Corner erhielt einen bevorzugten Tisch in der Nähe der zugeklappten Muschel. Im Eilschritt nahten zwei weitere Kellner mit einem silbernen Eiskübel. Im Nu war sein Glas gefüllt. Ebenso schnell war es geleert. Und auch das zweite. Dann machte der Vizepräsident eine lässige Handbewegung, und drei gekrümmte Rücken entfernten sich. Auch diese Umgangsformen wollen gelernt sein.
    »Ich bleibe«, meinte Phil, ohne dass ich etwas gesagt hatte. Wir verstanden uns.
    ***
    Was der Night-Club vorn an Raum zu viel hatte, war hinter den Kulissen an Garderoben gespart worden. Platz für einen Gorilla war aber noch genug vorhanden. Er stand gleich hinter der von außen mit rotem Leder gepolsterten Tür und der in goldenen Lettern gepressten Aufschrift Privat und schaufelte den Schmutz unter den Fingernägeln mit einem Instrument hervor, das wie eine Bratengabel aussah. »Die Toilette ist gegenüber«, sagt er und setzte mir die Zinken auf die Brust.
    »Ich bin ein alter Freund von Doris«, versuchte ich es. »Ich bin FBI-Beamter.«
    Er gab keinen Ton von sich, breitete nur die Arme aus, sie reichten von einer Seite des Ganges zur anderen, und drängte mich zur Tür. Mit einer Gewandtheit, die man seiner schwerfälligen Gestalt nicht zugetraut hätte, schoss er wie eine Dampfwalze auf mich zu. Wenn ich ihm hätte ausweichen können, wäre er bestimmt durch die Hausmauer gebrochen. Aber zum ausweichen war kein Platz. Also musste ich ihm standhalten. Ich drehte mich seitwärts, schob die rechte Schulter vor und schlug zu, als mich sein erster Boxhieb gestreift hatte.
    Er kippte nach hinten über, seufzte noch einmal auf und rollte sich dann friedlich entspannt zur Seite.
    Der Gang war schmutzig und schwach erleuchtet. Zu beiden Seiten gingen Türen ab. Ich versuchte, die richtige zu erraten. Hinter der ersten, die ich vorsichtig aufklinkte, befand sich ein leeres Büro. Die zweite war es. Doris Night stand im hochgeschlossenen Reitkostüm vor dem Spiegel und knöpfte sich gerade eine halblange Pelerine um.
    Sie sah mich hinter sich im Spiegel. Zu ihrem Kostüm gehörte die Reitpeitsche vor ihr auf dem Kosmetiktisch. Sie schnappte sie sich und drehte sich zu mir um. »Was wollen Sie? Warum hat Hugo Sie hereingelassen? Ich wünsche keinen Publikumskontakt. Verlassen Sie sofort meine Garderobe!«
    Der Zorn stand ihr gut. Sie war nicht viel über zwanzig.
    »Hugo drückt die Augen zu«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ich aber bin ein leidenschaftlicher Verehrer von Ihnen und wollte Sie einladen.«
    »Pah!« Auch sie besaß den Röntgenblick
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