Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0326 - Der heulende Tod

0326 - Der heulende Tod

Titel: 0326 - Der heulende Tod
Autoren: Der heulende Tod
Vom Netzwerk:
aller Night-Club-Schaffenden und stufte mich sofort als minderzahlungsfähig ein »Verschwinden Sie. Sie dürfen mich gleich draußen bewundern, falls Sie nicht vorher rausgeschmissen werden.«
    »Na schön«, meinte ich, »sprechen wir also offen: Ich gehöre zum FBI und will alles über Sie und Harron Webster wissen.«
    Sie riss die Augen auf, und legte langsam die Peitsche aus der Hand und setzte sich auf den Pudelhaarhocker vor dem Spiegel. »Was gibt’s da noch zu sagen?« Sie zuckte die Achseln.
    Ehe ich antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen. Der Gorilla zwängte sich durch den Rahmen. Hinter ihm ein Mann, der sich alle Mühe gab, jünger zu wirken, vor allem durch die kurz geschorenen Haare. Doch die vierzig Jahre nahm ihm niemand ab. Er musste sechzig sein. Sein Parfüm überlagerte den Geruch aller anderen Fläschchen und Töpfchen in der Garderobe. Das Paar aber war gefährlich. Es hielt Pistolen in der Hand.
    »Raus!«, knurrte Hugo.
    Unnütze Diskussionen schienen mir überflüssig.
    »FBI«, sagte ich daher nochmals. »Agent Jerry Cotton. Ich habe mit Miss Night zu sprechen.«
    »Wegen Harron«, fiel sie hastig ein.
    Ein paar Sekunden waren wir alle still. Dann ließ der Stoppelhaarige mit geübter Bewegung die Pistole verschwinden. »Ich bin der Geschäftsführer«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte, dass Hugo Sie belästigt hat. Wer ist das, Harron Webster?«
    Hugo verzog sich.
    »Aber du wirst doch meinen letzten Freund kennen«, erklärte das Girl »Der Dicke vom dritten Tisch.«
    »Ach sö, der«, meinte der Geschäftsführer. »War ein guter Gast. Du weißt, ich kümmere mich nicht um deine Freunde, wenn sie bezahlt haben.«
    Das schien mir nun doch ein wenig dick aufgetragen. Denn er hatte den Namen Webster gewusst, obwohl das Mädchen nur von Harron gesprochen hatte.
    »Nach dem letzten Auftritt habe ich Zeit«, kam mir Doris zuvor. »Ich bin jetzt dran.«
    »Aber nicht bei mir«, wandte der Geschäftsführer ein. »Weder hier hinten noch dort vom. Ich will nicht meinen Ruf verlieren.«
    »Erwarten Sie mich nach der Vorstellung«, sagte das Mädchen. »Sie können mich dann ausführen.« Ihr Tonfall verriet, dass sie sich nicht allzu viel davon versprach.
    ***
    Phil saß nicht mehr am Tisch. Er hatte wohl doch noch eine neue Flasche bestellen müssen, aber nicht allzu viel von ihr gehabt. Sie war noch halb voll. Auf dem Tisch lag ein Zettel. Die hastig hingeworfenen Linien waren so etwas wie ein Pfeil, der zum Ausgang zeigte. Ich sah mich nach Corner um. Sein Tisch war ebenfalls leer. Phil war ihm also gefolgt.
    Die hinter einem Schleier tätige Band steigerte sich zum Furioso und der Schlagzeuger imitierte Pferdegalopp. Und dann ritt Doris doch wahrhaftig auf einem Schimmel ein.
    Dann begann die Vorstellung. Aus rauchiger Kehle imitierte das Girl Marlene Dietrich. Gar nicht mal so schlecht. Aber mehr noch als die Stimmenakrobatik bewunderte ich die gelassene Gleichmut des Schimmels.
    Selbst wenn ich die Gäste im Auge hätte behalten wollen, ich hätte nicht rechtzeitig sehen und verhindern können. Der Zuschauerraum war abgedunkelt. Und der Mörder hätte unbemerkt sogar am Nachbartisch sitzen können. Ich sah den Dolch erst, als er mit seiner Flugbahn aus dem dunklen Clubraum in die Bahn der Scheinwerfer geriet. Da glitzerte er im Licht auf. Alle konnten ihn dann sehen. Selbst Doris. Aber sie konnte nicht mehr ausweichen. Einen Augenblick hielt sie sich noch auf dem Rücken des Pferdes, dann sank sie zu Boden.
    Ich sprang auf. Gleichzeitig erloschen die Scheinwerfer. Die Band kam aus dem Rhythmus und brach mit disharmonischen Nachklängen ab. Die Gäste schrien. Tische polterten. Ich arbeitete mich zur Tanzfläche durch. Man hatte uns einen schlechten Tisch ganz hinten gegeben. Ich stieß, wurde gestoßen und geboxt. Endlich zuckten Feuerzeuge auf. An der Bar wurden hastig Kerzen angezündet.
    Ich erreichte Doris Night. Sie war tot.
    ***
    Die-Vernehmungsmühle drehte sich bis zum Morgengrauen. Ohne Erfolg. Nach den letzten Ereignissen war der Fall endgültig dem FBI überragen worden.
    Die Gäste des Blue Cat wussten nichts auszusagen. Auch der Geschäftsführer, Johnny Kingston hieß er, hatte keine Ahnung. Sein Alibi war einwandfrei: Er hatte in der Küche von einem Gast den als angeblich verdorbenen zurückgewiesenen Hummer überprüft. Dem Gorilla Hugo war zur gleichen Zeit von der Toilettenfrau ein Pflaster auf den Hinterkopf geklebt worden. Auch unterließ ich es, mich allzu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher