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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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Motorengeräusch ließ Iwan herumwirbeln.
    Von dem schmalen Weg, der genau zu einem alten Schuppen
führte, schoss das unbeleuchtete Taxi, mit dem George Retley hergekommen war,
hervor.
    Iwan huschte zurück und duckte sich hinter einen Erdwall.
Der Wagen preschte an ihm vorüber. Er sah die Silhouette des Fahrers, aber
Retley war nicht mehr im Auto. X-RAY-7 ließ das Taxi davonfahren und trat aus
seinem Versteck. Sein Blickfeld war durch den Schuppen, der schräg zum Wohnhaus
stand, eingeschränkt, sonst hätte er trotz der Finsternis die Umrisse des
schwarzen Rolls-Royce sehen können, der unmittelbar neben einer Buschgruppe
stand.
    Aber Iwan rechnete jederzeit mit einer überraschenden
Wende. Seine Ankunft konnte nicht unbemerkt geblieben sein. Er hatte seine
Smith & Wesson Laserwaffe gezückt und entsichert – bereit, sofort zu
reagieren, wenn die Situation es erfordern sollte.
    Geduckt schlich er an der Hauswand entlang, wurde auf ein
leises, polterndes Geräusch aufmerksam, das die Stille der Nacht unterbrach.
    Es kam von der Mühle!
    Zeitgleich ertönte ein monotones Quietschen. Er sah auf
das Mühlrad. Es drehte sich, als hätten Geisterhände die Verankerung gelöst.
    Iwan hielt sich weiter links, erreichte die Tür des
hölzernen Gebäudes, die nur angelehnt war. Hatte sich George Retley darin
verborgen, war er zufällig an den Hebel gekommen, der das Mühlrad in Gang
setzte?
    Knarrend bewegte sich die dicke Holztür in den
verrosteten Angeln, als er diese aufdrückte. Der Russe fühlte sich nicht wohl
in seiner Haut. Es drängte ihn danach, das kleine Funkgerät in die Hand zu
nehmen und Larry Brent vom Stand der Dinge zu unterrichten. Doch er unterließ
es. Jede Ablenkung konnte ihm das Genick brechen. Schnell lief er in die dunkle
Mühle, drückte sich an die Holzwand, blickte sich um und bemerkte die groben
Umrisse eines Bottichs, einer Holzstiege, die nach oben führte und eines alten,
gebrauchten Mühlsteins, der keine drei Schritte von ihm entfernt an der
gegenüberliegenden Wand stand.
    »Retley?«, wisperte Iwan Kunaritschew.
    Außer dem Rauschen des Mühlbachs, dem Quietschen des
Wasserrads und dem dumpfen Knirschen der mahlenden Mühlsteine oben unter der
Gosse – drangen keine weiteren Geräusche an sein Ohr.
    »Sie müssen sich nicht vor mir zu verstecken, Retley. Ich
bin gekommen, um Ihnen zu helfen.« Wieder keine Reaktion. Das war sehr seltsam.
Irgendetwas lag in der Luft, es war eine Stimmung, die er nicht beschreiben
konnte.
    Auf Zehenspitzen bewegte sich X-RAY-7 über den staubigen
Boden. Geduckt näherte er sich der schmalen Holzstiege, die in die Höhe führte.
Retley konnte sich nur dort oben verborgen halten, vorausgesetzt, dass er sich
wirklich in der Mühle befand. Hier unten war der kleine Raum sofort zu
überblicken – weder hinter dem Holzbottich noch hinter dem Mühlrad gab es eine
Versteckmöglichkeit.
    Iwan Kunaritschew sah hinauf zu dem Zwischenboden unter
dem Dach. Da oben, hinter den Bretterverschlägen, hinter dem Berg Lumpen,
hinter den aufgeschichteten Mühlsteinen – da konnte Retley sein.
    Warum verbarg er sich?
    Als der Russe die oberste Stufe erreichte, blickte er
sich um, sorgte aber instinktiv dafür, dass er ständig Rückendeckung hatte und
stand schräg vor der Gosse, in die das Getreide eingeschüttet wurde. Über ihm
baumelte ein Tau, das quer über einem kantigen Holzbalken hing. Es war, als ob
jemand erst vor einem Augenblick diese Stelle passiert und das Seil in Bewegung
gesetzt hatte. Denn der Wind konnte es nicht sein. Das Dach war
erstaunlicherweise gut erhalten, nicht ein Loch, nicht eine einzige Ritze
befand sich darin.
    »Retley? Das ist doch Unsinn, was Sie machen. Ich bin ein
Freund.« X-RAY-7 wusste nicht, ob es gut war, das preiszugeben. Es konnte genau
die falsche Vorgehensweise sein.
    Eine Gestalt stand auf einmal neben ihm, er wurde
herumgerissen – und ein Loch im Boden wurde ihm zum Verhängnis. Iwan blieb mit
dem rechten Schuh darin hängen, verlor das Gleichgewicht, taumelte und
versuchte, sich festzuhalten. Er wagte nicht, die Laserwaffe abzudrücken, ließ
sie fallen, um die Hände freizubekommen.
    Die Gosse! Das dunkle Loch gähnte ihm entgegen. Er sah
die mahlenden Steine, erkannte, dass er hineingreifen musste, um den Fall
abzubremsen.
    Die Mühlsteine würden seine Hände zerquetschen!
    Mit letzter Anstrengung versuchte er, seinem Fall eine
andere Richtung zu geben, warf die Hände in die Höhe, sah das Tau vor sich und
griff
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