Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
drehte Iwan den Kopf herum und folgte dem Blick
seines Begleiters. In der hellen Beleuchtung der Warenhauskette, die sich bis
zum Ende der langen, breiten Straße vorzog, stieg keine hundertfünfzig Meter
von ihnen entfernt ein Mann in ein Taxi.
    Ein dunkelblonder, hochgewachsener Amerikaner.
    Iwan Kunaritschew erkannte ihn sofort.
    Er hatte sein Bild gesehen und noch vor einer halben
Stunde mit Jho Fung über ihn gesprochen.
    Der Mann, der die Autotür jetzt hinter sich zuschlug, war
eindeutig George Retley, der erste FBI-Agent, der seit fünf Wochen nicht
auffindbar war!
    Es galt, keine Sekunde zu verlieren. Wie jeder Agent der
PSA handelte der Russe schnell und entschlussfreudig. »Ich folge ihm. Fahren
Sie nach Hause, Fung. Ich werde Ihnen morgen Bericht erstatten. Wenn ich nicht
aufkreuze – schicken Sie eine entsprechende Meldung an das Geheimbüro, klar?«
    Der Chinese wollte protestieren. Doch die
Selbstsicherheit seines Gegenübers erstickte seinen schwachen Widerstand im
Keim.
    Iwan eilte zum nächststehenden Taxi, riss die Tür auf und
warf sich auf das weiche Sitzpolster. »Folgen Sie dem Wagen, der eben hier
abgefahren ist. Wenn Sie Ihrem Kollegen auf den Fersen bleiben, gibt's 'ne
kleine Belohnung extra. Einverstanden?«
    Der chinesische Chauffeur hinter dem Steuer fletschte
sein Pferdegebiss. »Okay, Sir. An mir soll's nicht liegen.« Er legte den Gang
ein und gab Gas, so dass der Wagen einen Satz nach vorn machte.
    Iwan Kunaritschew warf einen raschen Blick zur Seite. Jho
Fung stand unbeweglich an derselben Stelle auf der Treppe.
    Von der Seite näherte sich eine Rikscha. Ein ärmlich
gekleideter Chinese fuhr ein junges Pärchen, offensichtlich Europäer, die hier
ihren Urlaub verbrachten, spazieren. Die Hong
Kong Tourist Association hatte während der zurückliegenden Monate eifrig
die Werbetrommel gerührt, um ausländische Touristen ins Land zu bringen. Und
der Erfolg war nicht ausgeblieben.
    Die unvergessliche Stadt, wie sie von den Zurückkehrenden
bezeichnet wurde, hatte ihre Anziehungskraft unter Beweis gestellt.
    Als die Rikscha die Treppe des Nachtclubs passiert hatte,
war von Jho Fung nichts mehr zu sehen.
     
    ●
     
    Larry hielt sich in einem Nachtclub auf und plauderte
angeregt mit einer Bardame, die sich während des Abends zu ihm gesetzt hatte.
Sie trug ein enges Minikleid aus reiner Seide und hatte lange schwarze Haare,
auf denen weich das rötlich-blaue Licht der Tischbeleuchtung schimmerte.
    Er fühlte sich in der Rolle, die er zu spielen hatte,
wohl – auf der Lauer liegend, bereit, auf einen Anruf seines russischen
Freundes zu reagieren. Doch die Stunden bis zu einem eventuellen Eingreifen
wollte er noch genießen. Das Mädchen neben ihm wusste viel von Hongkong zu
erzählen. Larry hörte ihr zu, und er musste dabei an eine andere kleine und
zumindest ebenso hübsche Chinesin denken, die er seinerzeit bei seinem ersten
Einsatz in Hongkong kennengelernt hatte. Eigentlich wollte er sich sofort bei
ihr melden, sobald er wieder einmal in Hongkong sein sollte. Spätestens am
nächsten Tag würde er Su-Hang besuchen. Er freute sich auf die Überraschung,
die er ihr bereiten würde.
    Da vernahm er das leise Summen in seiner Brusttasche. Das
Funkgerät schlug an. Er spürte das leichte Vibrieren auf seiner Haut.
    Sich entschuldigend verließ Larry Brent den Tisch und
ging hinaus in den düsteren Hof hinter dem Haus. Straßengeräusche und die
Stimmen von Menschen, ferne Musik und leises Lachen empfingen ihn – und das
nachts um zwei Uhr. Er nahm das kleine, zigarettenschachtelgroße Gerät hervor.
    »X-RAY-7 an X-RAY-3. Hallo, Towarischtsch, kannst du mich hören?«
    Larry schaltete auf Sendung .
»Alles klar, Brüderchen. Ich habe die ganze Zeit schon befürchtet, dass du mich
bald stören würdest. Wo drückt der Schuh?«
    Gleich darauf wieder die leise, aber doch gut
verständliche Stimme des sympathischen Russen. »Die einen machen die Arbeit –
die anderen haben das Vergnügen. Ich sitze in einem Taxi, das augenblicklich
auf einer Fähre schwimmt, die Richtung Kowloon fährt. Große Überraschung: Ich
bin auf die Spur von George Retley gestoßen. Er befindet sich auf derselben
Fähre. Wohin die Reise genau geht, das weiß ich noch nicht. Falls etwas
schiefgeht, Towarischtsch, pass auf: Ich hatte Kontakt zu Jho Fung. Fühle ihm
auf den Zahn. Er hat etwas von einer Puppe erzählt, die ihm das Leben
schwermacht. Eine Puppe – und das im wahrsten Sinne des Wortes! Falls du
innerhalb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher