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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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Vergebens. Sie meldeten sich nicht. Ich habe in Washington Bericht
erstattet. Aber wie ich nun bemerke, erkennt man meine Bemühungen nicht im
rechten Umfang an.«
    Iwan Kunaritschew griff nach dem Wodkaglas und leerte es
in einem Zug.
    Fungs Worte klangen aufrichtig. »Wir müssen eine
Möglichkeit finden, diese rätselhaften Fälle zu klären«, flüsterte er. Dann
lehnte er sich in den weichgepolsterten Stuhl zurück, spendete verhalten
Beifall, als die jungen Tänzerinnen auf der Bühne ihre Darbietung beendeten.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, was geschehen sein
könnte? Wurden sie unter Umständen liquidiert?« Iwan wusste durch die ihm
überlassenen Unterlagen, dass die nach Hongkong geschickten Agenten sehr eng
mit der Spionageabwehr zusammengearbeitet hatten. Es gab Hinweise, dass
chinesische Kreise Einblick in Geheimpläne gewonnen hatten, und man wollte nun
herausfinden, über welche Kanäle dies zustande gekommen war.
    »Wenn ich das wüsste, wären Sie vermutlich nicht hier,
nicht wahr? Wir müssen uns etwas einfallen lassen, ich will dem Vorwurf
entgegenarbeiten, dass ich eine gewisse Schuld mittrage. Es wäre ungeheuerlich,
wenn auch Ihnen, nach der Zusammenkunft mit mir ...« Fung sprach nicht zu Ende.
    Aber X-RAY-7 wusste auch so, was gemeint war.
»Rekonstruieren wir«, sagte er. »Der erste Agent, der verschwand, war George
Retley. Er überbrachte Ihnen die ersten Unterlagen, die den Fall A-3 betreffen.
Die nachfolgenden Agenten bearbeiteten diesen und hatten gleichzeitig den
Auftrag, Retleys Nachforschungen zu unterstützen. Jeder Kontakt zu Retley wurde
durch ein Gespräch bei Ihnen als Mittelsmann vorbereitet.«
    »Das ist richtig.« Iwan zählte alle Details auf, in die
man ihn eingeweiht hatte. Er versuchte durch die Rekonstruktion mit Jho Fungs
Hilfe Licht in ein Geheimnis zu bringen, das seit geraumer Zeit nicht nur das
FBI beschäftigte, sondern auch für die PSA aktuell geworden war.
    Fung drückte seine Zigarette aus, gab bereitwillig
Auskunft, entwickelte Ideen, und doch kamen die beiden Männer keinen Schritt
weiter.
    Fung war sehr bemüht, klare Verhältnisse zu schaffen,
aber die Umstände sprachen gegen ihn. Er machte nach dem ausführlichen Gespräch
einen niedergeschlagenen Eindruck – auch wenn das Lächeln blieb.
    »Sie waren offen zu mir«, sagte Iwan, nachdem sie über
eine Stunde zusammensaßen. »Und doch werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie
mir etwas verschweigen. Bedroht man Sie?«
    Diese direkte Frage konnte Fung unmöglich übergehen. »Sie
sind ein guter Beobachter.«
    »Das gehört mit zu unserer Ausbildung.«
    »Es gibt einiges, worüber ich hier nicht sprechen kann«,
flüsterte der Chinese mit belegter Stimme. »Ich muss jedoch vorausschicken,
dass es nichts mit den Dingen zu tun hat, die Sie beschäftigen. Nicht direkt
jedenfalls.«
    »Dann indirekt. Das ist immerhin schon etwas. Was ist
es?«
    »Ich kann nicht darüber reden. Es ginge Ihnen sicherlich
ebenso, wenn man Ihnen die Puppe geschickt hätte.«
    »Puppe? Welche Puppe?«
    Fest presste Fung die Lippen aufeinander, bevor er
antwortete:
    »Nicht so laut! Man könnte Sie hören. Man schickt die
Puppe ins Haus, und sie warnt einen, bringt den Tod. Gibt es nicht so etwas
Ähnliches auch in Europa und Amerika – Mächte, die die Finsternis beschwören,
Garvin.«
    Obwohl Iwan mehr darüber wissen wollte, war Jho Fung zu
keiner weiteren Erklärung bereit. Er setzte noch hinzu: »Kommen Sie morgen in
meine Reinigung in der Yun-Ping-Road. Geben Sie eine Jacke ab. Sie bekommen ein
anderes Kleidungsstück von mir ausgehändigt. In einer Tasche wird eine
Nachricht für Sie liegen ...«
    Sie besprachen noch einige routinemäßige Dinge, dann
begleitete der PSA-Agent den Chinesen zum Eingang.
    Die Nacht war mild und sternenklar.
    Vom Hafen her wehte ein leichter Wind. Die nächtliche
Silhouette der Stadt war unbeschreiblich. Riesige blinkende Neonröhren erhoben
sich neben den Fassaden der großen Warenhäuser. Autoschlangen schoben sich
langsam weiter. Fremdartige Geräusche erfüllten die Luft, gaben der
geheimnisvollen Millionenstadt ihr ureigenes Flair.
    Beide Männer blieben noch einige Minuten am Eingang des
Nachtclubs stehen. X-RAY-7 bot eine von seinen Zigaretten an.
    »Keine Marke?« Fung griff danach, beäugte sie
interessiert.
    »Selbstgedrehte.« Iwan wollte dem Chinesen Feuer geben,
als er das panikartige Entsetzen in dessen Augen sah.
    Fungs Hand zitterte. »Das ist nicht möglich!«
    Schnell
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