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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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dass sich beide Außenwandungen berührten. Tief
durchatmend registrierte er eine Bewegung neben sich. Eine Puppe! Sie musste
aus der Finsternis unter der Liegestatt gekommen sein und war gut vierzig
Zentimeter groß. Im Verhältnis zum Körper war der Kopf zu klobig ausgefallen.
Rod Shanters röchelte. Er war in der ersten Sekunde wie gelähmt. Der Kopf – das
Gesicht der Puppe.
    »Gun Yat!« Es wurde Rod nicht bewusst, dass er den Namen
hervorpresste. Seine Augen weiteten sich. Das Gesicht der Puppe war lebendig.
Die Ähnlichkeit war erschreckend. Sie trug den verkleinerten Kopf von – Gun
Yat! Es war also kein Gerede, es war Wirklichkeit – eine unheimliche Macht ließ
Menschen zu Puppen werden.
     
    ●
     
    Iwan Kunaritschew trank einen Wodka. Der Nachtclub, in
dem sich der PSA-Agent aufhielt, war bis auf den letzten Platz besetzt. Es war
einer der unzähligen Clubs, die es in dieser verkehrsreichen Straße gab.
    Er kannte viele Hauptstädte der Welt. Im Stillen musste
er sich eingestehen, dass das Nachtleben von Hongkong einen eigenen Reiz, einen
ureigenen Zauber hatte. Die Geschäftsviertel der Stadt verwandelten sich bei
Einbruch der Dunkelheit in ein Meer aus Licht und Farbe. Die Geräusche, die
Musik, die Stimmung – sie waren typischer als in anderen Städten.
    Das war eine Welt unvergesslicher Romantik.
    Iwan hatte diesen Eindruck schon gewonnen, als er in
Hongkong eingetroffen war. Es war seine erste Reise in die britische
Kronkolonie, und er beneidete Larry Brent, der nun schon zum zweiten Mal hier
weilte.
    Eine Kette ungewöhnlicher Ereignisse hatte X-RAY-1 dazu
veranlasst, zwei seiner besten Agenten loszuschicken. Iwan Kunaritschew hatte
den Auftrag erhalten, Kontakt zu einem Chinesen namens Jho Fung aufzunehmen.
Jho Fung war ein Mittelsmann, mit dem amerikanische und englische
Geheimdienstagenten oft Verbindung aufnahmen, um Botschaften entgegenzunehmen
oder auszutauschen.
    Mit diesem Mann aber schien es eine seltsame Bewandtnis
zu haben. Jeder Geheimagent, der sich während der letzten Monate mit einem
offiziellen Auftrag an ihn gewandt hatte, verschwand spurlos.
    Das FBI hatte drei seiner tüchtigsten Agenten nach
Hongkong geschickt, aber der Chef hörte bis zur Stunde nichts wieder von seinen
Leuten. Fung hatte über einen geheimen Kanal bestätigt, dass er mit den Agenten
zwar zusammengetroffen war, dass dann jedoch keine weitere Kontaktaufnahme mehr
erfolgt sei.
    Wusste Jho Fung tatsächlich nichts?
    Dem FBI war die Sache nicht geheuer. Geschultere Männer
mussten sich diesem Phänomen annehmen. Die PSA, die das Recht besaß, alle
undurchdringlichen Fälle sofort und ohne bürokratische Hindernisse aufzunehmen,
schaltete sich ein.
    Offiziell weilte Iwan als FBI-Agent in Hongkong. Der
Russe, der akzentfrei Englisch und Französisch sprach, war Jho Fung angekündigt
worden. Als Treffpunkt wurde dieser Nachtclub vereinbart.
    Zehn Minuten bis Mitternacht. Und noch immer keine
Anzeichen, dass sich Jho Fung hier aufhielt.
    X-RAY-7 wusste um die Gefährlichkeit seines Auftrages,
aber auch, dass er nicht alleine war. Larry Brent deckte ihm den Rücken und war
in diesem Augenblick nur knapp tausend Meter von ihm entfernt in einem anderen
Lokal.
    Sieben FBI-Agenten und drei Agenten des britischen
Geheimdienstes vermisste man bisher. Nach den Wahrscheinlichkeitsberechnungen
der Computer, mit denen die PSA arbeitete, war zu erwarten, dass auch Iwan
Kunaritschew spurlos verschwinden würde. Für diesen Fall hatte man vorgesorgt.
Larry lag auf der Lauer, bereit zuzuschlagen.
    Allmählich wurde der PSA-Agent ein wenig ruhelos. Welches
unheimliche Schicksal hatte die verschwundenen Männer ereilt?
    Da verspürte der Russe eine Bewegung neben sich.
    Eine Stimme sagte leise und ruhig: »Ich freue mich,
Mister Garvin, dass Sie meinen Platz freigehalten haben.«
    Das war das Losungswort. Iwan Kunaritschew blickte kaum
auf, während er zuvorkommend den noch freien Stuhl zurückzog, um dem Gast den
Platz anzubieten.
    Iwan war nun Garvin, der FBI-Agent. Der Chinese, der ihn
angesprochen hatte, nickte freundlich. Es war Jho Fung. Im Verhältnis zu dem
breiten, muskulösen Russen konnte man ihn beinahe als zierlich und zerbrechlich
bezeichnen. Fung hatte dichtes schwarzes Haar, ein breites, bleiches Gesicht,
seidige Wimpern – fast wie eine Frau – und er trug eine schmale Brille mit
goldener Fassung.
    »Ich freue mich, dass Sie noch gekommen sind«, erwiderte
X-RAY-7. Das war die abgesprochene Reaktion.
    Jho Fung
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