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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten
Autoren: Jo Zybell
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Der Android wollte abspringen, doch es war zu spät. Holz splitterte unter ihm und unter der Grasnarbe. Er stürzte…
    … und fiel auf etwas Weiches. Das Weiche grunzte, brach zusammen, Knochen splitterten. Dreck, Geäst und Grassonden prasselten auf Takeos Plysteroxkörper und links und rechts von ihm ins Halbdunkle. Das Weiche zuckte und verstummte. Miki Takeo rollte sich ab und stand sofort wieder auf den Beinen.
    Seine integrierten Ultraschallsensoren und Infrarottaster arbeiteten auf Hochtouren: Die Grube maß sechs Meter und neun Zentimeter auf der schmaleren und sechs Meter und einunddreißig Zentimeter auf der längeren Seite. Sie war fünf Meter und zwölf Zentimeter hoch. Kein Problem für ihn.
    Takeo richtete sein optisches Sensorium auf die sich verflüchtigende Wärmequelle zu seinen Plysteroxbeinen: Das Weiche war ein Tier gewesen – ein Bär oder ein Schwein. Takeos zweihundertfünfzig Kilogramm schwerer Plysteroxkörper hatte es erschlagen.
    Etwas grunzte böse. Takeo spähte zur anderen Seite der Grube. Zuerst sah er zwei Wärmequellen, dann Bewegungen unter Erdhaufen und Gehölz, und schließlich erhoben sich zwei schwarzborstige Körper aus dem niedergebrochenen Durcheinander aus Ästen und Dreck. Die Tiere schüttelten sich, fletschten die Zähne und grunzten böse.
    Noch mehr als Schweinen, ähnelten sie Bären. Sie waren massig wie Flusspferde der vorapokalyptischen Zeit. Ihr schwarzes Borstenfell war verdreckt, ihre Pinselohren kurz, die Schädel klobig mit breiten Schnauzen, und ihre Eckzähne ragten sichelförmig aus den schaumigen roten Lefzen. Takeo schätzte ihr Gewicht auf zweihundert bis zweihundertfünfzig Kilogramm.
    Beide Tiere belauerten ihn eine Zeitlang, dann stapfte jedes in eine andere Richtung der Grube. Die Schweinebären waren schlau – sie hatten die Gefährlichkeit des zweieinhalb Meter hohen, roboterartigen Hünen begriffen, und jeder näherte sich ihm nun aus einer anderen Richtung. Sie knurrten, fauchten und fletschten die Reißzähne. Sie legten die Ohren an und kamen näher und näher.
    Über sich hörte Takeo plötzlich Getuschel und Gemurmel. Er sah zum Rand der Grube hinauf. Mehr als ein Dutzend barbarischer Jäger knieten oder lagen dort und spähten zu ihm herunter. Eine gewisse Heiterkeit lag auf ihren bärtigen Gesichtern. Sie mussten dumm sein, anders konnte Miki Takeo sich ihre Freude nicht erklären. Begriffen sie denn nicht, dass er kein Mensch war? Was sollte ihnen eine Beute wie er denn nützen? Oder freuten sie sich auf das Fleisch der Schweinbären.
    Beide Tiere duckten sich zum Sprung, doch Miki Takeo sprang früher – sechs Meter über Gehölz und Gras zur anderen Seite der Grube. Schon im Flug drehte er sich um hundertachtzig Grad.
    Einer der Schweinebären warf sich herum und schaukelte knurrend auf ihn zu. Holz splitterte unter seinen Tatzen, Schmutzfontänen spritzten auf. Takeo wartete, bis die borstige Bestie sprang. Als sie es dann tat, rammte er ihr seine Plysteroxfaust in die Schnauze. Etwas brach. Das Tier prallte gegen ihn, rutschte zu Boden. Es wich zurück, torkelte, wiegte den schweren Schädel hin und her und grunzte und röchelte. Seine Schnauze war nur noch eine blutende, formlose Masse. Oben, am Grubenrand, palaverten lautstark die wilden Jäger.
    Das zweite Tier hatte seinen Angriff abgebrochen. Nervös schaukelte es am gegenüberliegenden Grubenrand auf und ab und brüllte und knurrte und fletschte die Zähne.
    Miki Takeo stapfte zu dem angeschlagenen Schweinebär, um ihn endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Er sprang auf seinen Rücken, stemmte ihm sein Plysteroxknie in den Nacken und schlang die Plysteroxarme unter seine Kehle. Das Tier quiekte, brüllte, versuchte ihn abzuschütteln. Vergeblich. Einmal kurz hebelte er den Schädel nach oben – und das Genick des Schweinebärs brach wie ein trockener Balken.
    Von einem Augenblick zum anderen verstummte das Palaver und Geschrei über Takeo am Grubenrand. Zwei Speere trafen die Brust des Androiden, prallten ab und fielen auf Geäst und Grasnarben. Dann prasselte ein Pfeilhagel auf ihn nieder. Auch die Eisenspitzen fielen wirkungslos von ihm ab. Eine Klappe an seinem Oberschenkel sprang auf – Takeo griff hinein und holte seinen Laserstrahler heraus. Er richtete ihn auf das Geäst in der Mitte der Grube und drückte ab. Ein Strahl fauchte ins Holz. Sekunden später schlugen Flammen hoch und Rauch stieg auf.
    Die Jäger hörten auf, Pfeile in die Grube zu schießen. Miki Takeo
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