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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron
Autoren: Rüdiger Schäfer
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1.
     
    Der Ton lag gerade noch im für Menschen hörbaren Frequenzbereich und schien sich in Perry Rhodans Kopf bohren zu wollen. Er wischte sich mit der rechten Hand über die feuchte Stirn. In der Zentrale der HIS-KEM-IR war es ungewöhnlich warm – zumindest für den Geschmack eines Menschen vom Planeten Erde.
    Stumm beobachtete Rhodan die anwesenden Trebolaner. Es war noch kein Jahr her, da war er mit einer vergleichsweise primitiven Raumfähre, die man auf die Spitze einer hundertfünfzig Meter hohen Rakete montiert hatte, zum irdischen Mond aufgebrochen. Wenn ihm damals jemand gesagt hätte, dass er kaum zehn Monate später inmitten einer Gruppe mannsgroßer Spinnenwesen und Tausende von Lichtjahren von der Erde entfernt in einem Raumschiff durchs Weltall reisen würde, das größtenteils aus Seidenfäden gewebt worden war, hätte er ihn für verrückt erklärt. Und doch war er hier. Das alles geschah tatsächlich, auch wenn er immer noch Probleme hatte, sich damit zu arrangieren.
    Der enervierende Pfeifton brach endlich ab, Rhodan atmete erleichtert aus. Täuschte er sich, oder waren die Trebolaner plötzlich hektisch und nervös? Selbst Ril-Omh-Er, der als Netzfürst das Kommando über seine in der Zentrale diensttuenden Artgenossen führte, hatte seinen typisch lethargischen Zustand abgelegt. Seine Gliedmaßen zuckten in schneller Folge über die Kontrollen seines Steuerpults.
    Die HIS-KEM-IR war ein Netzschiff und eine der ungewöhnlichsten Konstruktionen, die Rhodan jemals gesehen hatte – dieser Umstand wurde durch die Tatsache relativiert, dass seine Erfahrungen mit außerirdischen Raumfahrzeugen nicht besonders umfangreich waren. Von oben betrachtet erinnerte die HIS-KEM-IR an ein dreidimensionales, bis zu 270 Meter breites Spinnennetz mit insgesamt vierzehn wahllos über die Gesamtfläche verteilten Verdickungen. In einer davon, der Zentrale, hielt sich Rhodan gerade auf. Aus größerer Entfernung und mit ein wenig Phantasie betrachtet konnte man die zwischen zehn und fünfzig Meter großen Auswüchse für Insekten halten, die sich in den Netzfäden verfangen hatten.
    »Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte Rhodan.
    Ril-Omh-Er wandte den Blick nicht von seinen Kontrollen. Trebolaner verfügten neben einem Hauptaugenpaar im Zentrum ihres exotischen Gesichts über weitere Sehorgane, die entlang des kleinen Kopfes angeordnet waren und eine perfekte Rundumsicht erlaubten. Der Netzfürst klickte mit den Kieferzangen und hob den mächtigen Hinterleib an.
    »Ortungsalarm«, antwortete er knapp und lüftete so immerhin das Geheimnis um den grauenhaften Pfeifton. »Drei arkonidische Kreuzer.«
    »Haben sie uns entdeckt?«, wollte Rhodan wissen.
    »Das ist schwer zu sagen. Momentan halten sie ihre Positionen, aber wenn wir sie orten können, können sie theoretisch auch uns erfassen.«
    »Theoretisch?«
    »Die HIS-KEM-IR ist lückenlos mit einer dünnen Auflage Tarnseide beschichtet«, erklärte der Arachnoide. »Das verschafft uns einen kleinen Vorteil. Ich befürchte allerdings, dass das Trio in Kürze ausfächern und ein Peilnetz spannen wird. Eine sehr beliebte arkonidische Taktik, um ein möglichst großes Raumgebiet zeitsparend zu durchsuchen.«
    »Sie wissen, dass wir hier irgendwo sind«, sagte Rhodan leise. »Unsere Flucht aus dem Orbit von Khebur muss registriert worden sein. Vermutlich ist auch die Kennung der HIS-KEM-IR bekannt. Nach den Ereignissen im Trebola-System wird man gezielt nach uns suchen.«
    Auf dem Hauptschirm erschien eine rechnergestützte Darstellung des umliegenden Weltraums. Ein weißer Punkt symbolisierte die HIS-KEM-IR, drei rote Punkte markierten die Standorte der drei arkonidischen Kugelraumer.
    Rhodans Blick huschte durch die Zentrale, die so völlig anders aussah, als er es bisher gewohnt gewesen war. Die Steuerpulte endeten einen Meter über dem Boden und waren für Menschen zu niedrig. Hinzu kam, dass sie mit Kontrollen bestückt waren, für deren Bedienung man mindestens zwei zusätzliche Arme und Hände benötigt hätte. Für die Trebolaner mit ihren acht Gliedmaßen stellten sie freilich kein Problem dar.
    »Warum verschwinden wir nicht einfach?«, fragte Rhodan. Zum ersten Mal wurde ihm mit aller Konsequenz bewusst, dass er und seine Begleiter vollständig auf die Arachnoiden angewiesen waren. Nur Ril-Omh-Er und seine Mannschaft konnten das Schiff fliegen.
    »Unser letzter Sprung liegt erst zwei Stunden zurück. Eine weitere Transition so kurz nach der vorangegangenen
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