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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron
Autoren: Rüdiger Schäfer
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birgt Risiken bis hin zu einem mit Bordmitteln nicht zu reparierenden Maschinenschaden.«
    Rhodan nickte. Etwas Ähnliches hatte er sich bereits gedacht. Nachdenklich studierte er die Anzeigen auf dem Hauptschirm. »Ist das ein Sonnensystem?«, fragte er dann und deutete auf eine weitere Markierung in unmittelbarer Nähe der HIS-KEM-IR.
    »Ein Roter Riese der Spektralklasse K0. Keine Planeten.«
    Rhodan kramte in seinem Gedächtnis. Wenn er sich richtig erinnerte, handelte es sich bei Roten Riesen um Himmelskörper mit sehr hoher Leuchtkraft. Im Vergleich zur irdischen Sonne waren sie zwar deutlich größer, wiesen allerdings niedrigere Oberflächentemperaturen auf.
    »Können wir uns nicht in der Nähe des Sterns verstecken? Die Emissionen der Sonne müssten eigentlich ausreichen, um unser eigenes Strahlungsmuster zu überdecken.«
    »Eine gute Idee«, hörte Rhodan eine Stimme in seinem Rücken. Er hatte nicht bemerkt, dass Crest in die Zentrale gekommen war. »Allerdings gilt das nicht für die mehrdimensionalen Komponenten unserer Strahlungssignatur – und genau danach werden unsere Verfolger gezielt suchen.«
    »Dann schalten wir alle Aggregate ab, die auf Hyperbasis funktionieren«, ließ sich Rhodan nicht entmutigen. »Wir durchstoßen die ultraheiße Gashülle und dringen in die darunter liegende Fotosphäre vor. Dort sollten die Temperaturen vier- bis fünftausend Grad Celsius nicht übersteigen. Das hält die HIS-KEM-IR auch ohne Schutzschirme eine Weile aus. Ril-Omh-Er ...?«
    Der Trebolaner hatte seine Arbeit am Steuerpult eingestellt. Die langen, mehrfach gegliederten Spinnenbeine kratzten leise über den Boden, als er seinen grazilen Körper den beiden Humanoiden zuwandte. Rhodan musste sich zwingen, nicht automatisch zurückzuweichen.
    Seltsam, durchfuhr es ihn. Ich hege immer noch die unterbewusste Befürchtung, dass dieses Wesen mich plötzlich anspringen und mir seine Kieferklauen in den Hals schlagen könnte.
    Unwillkürlich dachte er an Ishy Matsu. Um wie viel schlimmer musste es für die Japanerin mit ihrer Arachnophobie sein, unter Trebolanern zu weilen? Vor vielen Jahren hatte Rhodan einen Artikel über Angstzustände in einer psychologischen Fachzeitschrift gelesen. Ein Satz war ihm dabei in Erinnerung geblieben: Je deutlicher ein Lebewesen vom menschlichen Erscheinungsbild abweicht, desto ausgeprägter, umfänglicher und weiter verbreitet ist die Angst, die wir vor ihm empfinden.
    Wie weit wir unsere Technik auch entwickeln, dachte er für einen Moment resignierend, wie tief wir ins Universum vorstoßen und für wie klug und hoch entwickelt wir uns halten mögen – am Ende läuft es doch stets darauf hinaus, dass wir die in Jahrmillionen erlernten Instinkte, das Tier in uns unterdrücken, um uns nicht gegenseitig die Schädel einzuschlagen.
    »Ich bin nicht sicher«, riss ihn Ril-Omh-Er aus den Grübeleien. »Dieses Schiff ist ein Prototyp, und ich bin nicht sonderlich gut mit ihm vertraut ...«
    »Wir wollen Sie zu nichts überreden«, sagte Rhodan. »Wenn Sie meinen, es ist zu gefährlich, werden wir einen anderen Weg finden.«
    »Rufen Sie Je-Ron-Tia in die Zentrale, und geben Sie uns Zugriff zum Hauptrechner des Schiffes«, mischte sich Crest ein. »Die HIS-KEM-IR basiert auf arkonidischen Spezifikationen, und Je-Ron-Tia besitzt fundiertes Hintergrundwissen über Hybridtechnik. Es sollte kein Problem sein, in vertretbarer Zeit eine Simulation zu fahren, die unsere Erfolgsaussichten kalkuliert.«
    »Dann glauben Sie also, dass es möglich ist?«, fragte Rhodan.
    Der Arkonide legte Rhodan eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn an. »Seit ich Sie und die Bewohner Ihrer Heimat getroffen habe, mein Freund, glaube ich, dass fast alles möglich ist.«
     
    Die HIS-KEM-IR bremste ab. Das von der Positronik gefilterte grelle Wabern des Roten Riesen füllte die gesamte rechte Hälfte des Hauptbildschirms. Ril-Omh-Er steuerte das Netzschiff in flachem Winkel und parallel zur willkürlich festgelegten Längsachse des Sterns. Die drei Arkonidenkreuzer hatten währenddessen die Eckpunkte eines gleichschenkligen Dreiecks mit rund 150 Millionen Kilometer Seitenlänge besetzt. In dieser Formation und mit voll aktivierter Ortungsphalanx hielten sie Kurs auf einen imaginären Punkt hinter der HIS-KEM-IR. Die Zeit wurde knapp.
    Eine Flucht per Transitionssprung kam nicht infrage. Auch wenn die Trebolaner viele Jahre intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit in ihr Netzschiff investiert hatten,
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