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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Hierarchie gab sich da Teffron keinen Illusionen hin. Er lebte von geborgter Macht. Er war kein Anführer, der von seinen Untergebenen geliebt wurde, aber das war gar nicht nötig. Angesichts der Tatsache, dass der Regent sich nur höchst selten öffentlich zeigte, repräsentierte Sergh da Teffron faktisch das höchste Amt im Staate. Niemand würde es wagen, einen seiner Befehle anzuzweifeln. Wenn einer es tat, war ein schneller Tod noch das Beste, was ihm passieren konnte.
    Mit einem letzten Blick auf das in den Strahlen der aufgehenden Sonne leuchtende Geflecht kehrte Sergh da Teffron zu seinem Arbeitstisch zurück, einer gewaltigen, nierenförmig geschwungenen Konstruktion aus poliertem Arkonstahl und einer halb transparenten Platte aus bruchfestem Glas. Der Arkonide ließ sich in den nicht minder wuchtigen Sessel fallen und berührte ein in die Armstütze integriertes Sensorfeld. Ein farbiges Holo erschien, auf dessen Oberfläche Bilder und Textzeilen entlangliefen.
    Lustlos rief der Arkonide die aktuellsten Meldungen auf und blätterte durch Rekrutenlisten, Materialaufstellungen und die Einsatzbefehle der diversen Abschnittskommandanten. In der Nacht waren mehrere Versorgungsschiffe eingetroffen und entladen worden. Aufgrund der anhaltenden Mobilmachung arbeitete das Orbitalgeflecht an der Grenze seines Leistungsvermögens, um der Flut der Besucher Herr zu werden und sie mit allem Notwendigen zu versorgen.
    Die Koordination dieser Aktivitäten oblag Stiqs Bahroff – und der machte seine Sache überraschend gut, wie sich Sergh da Teffron widerwillig eingestand. Überhaupt war sein Assistent, den er zunächst nur deshalb an seiner Seite geduldet hatte, weil seine Herkunft die alten arkonidischen Adelseliten bis aufs Blut reizte, zu einem äußerst wertvollen Helfer geworden. Er hatte sich als klug und vorausschauend erwiesen und verstand es, da Teffron jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
    Wie auf Kommando summte der Türmelder. Die auf das Holo überspielten Aufnahmen der Überwachungskameras zeigten ihm, dass es tatsächlich Bahroff war, der Einlass verlangte. Mit einer beiläufigen Geste signalisierte die Hand des Regenten der Servoeinheit, den Halbarkoniden passieren zu lassen. Ein Doppelschott fuhr lautlos zur Seite und gab den Zugang in da Teffrons Privatgemächer frei.
    Interessiert verfolgte Sergh da Teffron, wie sein Assistent den kurzen Weg zum Arbeitstisch zurücklegte. Der Gang war bestimmt, geradezu federnd. Überhaupt hatte sich Bahroff äußerlich sehr zu seinem Vorteil verändert. Hatte er in den Tagen zuvor noch eher kränklich und gesundheitlich stark angeschlagen gewirkt, erweckte er nun den Eindruck eines durchtrainierten und sich in Hochform befindlichen Mannes.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Sergh da Teffron dennoch. Es war keineswegs so, dass er sich tatsächlich um das körperliche Wohlbefinden seines Gehilfen sorgte. Vielmehr ging es ihm darum, auszuloten, welche Wirkung der geheimnisvolle Zellaktivator auf Stiqs Bahroff ausübte. Der Assistent trug das Gerät nun seit mehreren Monaten, doch noch immer ließen sich keine eindeutigen Aussagen über dessen Wirkung treffen. Der Umstand, dass Bahroff wie das blühende Leben aussah, mochte sich als Falle erweisen, und Sergh da Teffron war nicht bereit, auch nur das geringste Risiko einzugehen.
    Die Hand des Regenten hatte den Aktivator von Atlan da Gonozal erhalten. Angeblich als Geschenk. Die damaligen Worte des rätselhaften Arkoniden hatten sich unauslöschlich in die Erinnerung da Teffrons gebrannt:
    Der Regent herrscht durch seine Hand. Doch diese Hand ist trotz ihrer unermesslichen Macht ein Werkzeug, austauschbar. Aber stellen Sie sich vor, die Hand besäße einen Zellaktivator, wäre unsterblich. Sie würde den Regenten überdauern. Einen Regenten, der keinen Nachfolger hat ...
    Seitdem hatte ihn die Frage nicht mehr losgelassen. Die einzige Frage, die von Bedeutung war und die er sich seit jener schicksalhaften Begegnung immer wieder gestellt hatte: Warum sollte ihm dieser Atlan die Unsterblichkeit schenken?
    Sergh da Teffron hatte in seinem Leben gelernt, dass es im Universum nichts umsonst gab. Alles hatte seinen Preis, und es machte ihn fast wahnsinnig, dass er die verborgenen Beweggründe Atlan da Gonozals nicht kannte. Daran, dass sie existierten, bestand für ihn kein Zweifel. Auch wenn die Begegnung mit dem geheimnisvollen Arkoniden nur kurz gewesen war, so hatte er doch sofort begriffen, dass er Atlan auf keinen Fall
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