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GK406 - Das Trio des Satans

GK406 - Das Trio des Satans

Titel: GK406 - Das Trio des Satans
Autoren: A.F.Morland
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Sie wohnte am Stadtrand von Wien, in der Nähe einer Satellitenstadt, die aus grauen Betonklötzen bestand. Es war eine Schlafstadt, wie man sie überall antreffen kann – ob in München, Hamburg, London oder Washington. Tagsüber war hier nur wenig Leben. Erst am frühen Abend – wenn die Mieter der unzähligen Wohnwaben von der Arbeit nach Hause kamen – herrschte für kurze Zeit Betriebsamkeit. Doch bald danach begannen die ersten Fernsehkisten zu flimmern, und das Leben erstarrte in Filzpantoffeln.
    Agnes Skarabae war froh, daß sie nicht in einem von diesen achtstöckigen Mietskasernen wohnen mußte. Sie besaß ein kleines Einfamilienhaus, hinter dem ein 500 Quadratmeter großes Grundstück mit Obstbäumen lag.
    Von den Nachbarparzellen war ihr kleines Reich nicht einzusehen. Drei Meter hohe Lebensbäume – immergrün – verwehrten jeglichen neugierigen Blick, und so kam sich Agnes Skarabae wie auf einer kleinen Insel vor, auf der sie ganz für sich allein lebte.
    Sie ging auf die Vierzig zu, hatte rotes Haar, grüne Katzenaugen, war aber bei weitem keine Schönheit. Ihrem Gesicht fehlte es an Harmonie und Ebenmäßigkeit.
    Sie war leicht übergewichtig und kleidete sich unvorteilhaft. Wäre das rote Haar nicht gewesen, dann wäre ihre Unscheinbarkeit wohl kaum zu unterbieten gewesen.
    Es war ein kalter Winterabend.
    Schnee lag auf den Rasenflächen und zwischen den Gärten auf den Fahrzeugen. Schmutzigbraun und unansehnlich. An vielen Stellen vereist und verharscht. Mit Rollsplit und Ofenasche bestreut, damit niemand ausrutschte und sich sämtliche Knochen brach.
    Auch vor Agnes Skarabaes Grundstück war gewissenhaft gestreut. Sie selbst hatte das getan, weil sie dazu verpflichtet war.
    Aber sie hatte sich dazu nur mit größtem Widerwillen herbeigelassen, denn es hätte ihr ein unschätzbares Vergnügen bereitet, dabei zuzusehen, wie es einen der Eistänzer, die mit ausgebreiteten Armen nach Hause wackelten, voll aufgeschmissen hätte.
    Es war neunzehn Uhr dreißig, als Agnes Skarabae nach Hause kam. Sie räumte den Postkasten aus, schimpfte über die viele Reklame, mit der man sie schon in der Weihnachtszeit und nun – in der Winterschlußverkaufszeit – wieder bombardierte.
    Schon bevor sie ihr Haus betrat, sortierte sie sämtliche Werbeschriften aus und warf sie desinteressiert in den Mistkübel.
    In der Diele legte sie den warmen Wintermantel ab, hängte die selbstgestrickte Wollmütze an den Haken, schlüpfte aus den pelzgefütterten Stiefeln und in ihre Pantoffel.
    Mit zwei Briefen begab sie sich ins Wohnzimmer, machte Licht und ließ die Lamellenjalousie herunterrasseln.
    Fröstelnd zündete sie den Ölofen an, goß sich einen doppelten Gin ein und leerte das Glas auf einen Zug. Nachdem sie die Briefe geöffnet und gelesen hatte, warf sie auch diese achtlos weg.
    Sie setzte sich in einen rostroten Sessel neben dem Ofen, schloß die Augen und legte die Hände aufs Gesicht.
    Es sah aus, als würde sie meditieren, und sie konzentrierte sich tatsächlich auf die Höllenflamme, die tief in ihrem Inneren loderte.
    Kaum merklich bewegten sich ihre Lippen, und beinahe tonlos hauchte sie: »Wann? Wann ist es soweit? Wann darf ich meiner angeborenen Natur freien Lauf lassen? Wie lange soll ich noch warten? Asmodis, Herr der Finsternis, gib mir ein Zeichen. Erlöse mich von diesem quälenden Warten!«
    Plötzlich durchraste sie eine heiße Lohe. Sie zuckte heftig zusammen und schrie auf. Sie riß die Hände vom Gesicht und ihre Augen weiteten sich verblüfft.
    Was war das eben gewesen? Ein Hitzeschock, der ihr schwarzes Herz fast zum Stehen gebracht hätte.
    War das das Zeichen, um das sie gebeten hatte? Schmerzhaft glühend und stechend! Erschreckend wie der Tod, der unvermittelt an einen herantritt!
    Der Tod!
    Agnes wußte nicht, ob sie sterblich war. Sie glaubte nicht, aber sie war sich nicht sicher, und niemand hatte ihr bisher eine klare Antwort auf eine diesbezügliche Frage gegeben, obwohl sie vor allem in der jüngsten Vergangenheit häufig Kontakte mit dem Jenseits hergestellt hatte.
    Vor allem dann, wenn ihr langweilig gewesen war.
    An diesem frostklirrenden Winterabend raste eine geballte schwarzmagische Höllenladung geradewegs in Agnes Skarabaes Haus.
    Die Zeit der schwarzen Hexe war angebrochen. Das Böse hatte sich ihrer besonnen. Das lange Warten hatte ein Ende.
    Dumpf prallte etwas gegen das Gebäude. Agnes spürte, wie der Boden erbebte. Das Haus ächzte und krachte in allen Fugen, doch
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