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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Margit Roy
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Kapitel 1
     
    E s war kurz nach elf Uhr abends, als Aidan in Shadow Fields ankam. Die Dämmerung war bereits angebrochen und ein eisiger Wind fegte durch die Straßen. Ein Blick die Duncan Road entlang machte ihr klar, dass kein Taxi mehr auf Fahrgäste wartete. Mit einem enttäuschten Seufzer machte sie sich zu Fuß auf den Weg in die Park Road.
    »Ich bin wieder zu Hause«, dachte sie. »... Alles ist noch so wie vor sechs Jahren, als Mum mit mir von hier weggezogen ist.«
    Sie stellte sich die Gesichter ihrer Freunde vor, wenn sie plötzlich wieder vor ihnen stand und ein Lachen stahl sich in ihr Antlitz.
    »Home, home on the range«, sang sie leise vor sich hin ... »Where seldom is heard a discouraging word ...«
    Ihre Stimme verstummte abrupt, als sie ein Knistern hinter sich hörte. Langsam drehte sie sich um und blickte zurück. Auf beiden Straßenseiten flackerten alle paar Meter Laternen, so als wollten sie gleich ihren Geist aufgeben, und hinter dem Gehsteig kam ein wenig Licht aus den alten Häusern, die hinter kleinen Vorgärten entlang der Straße standen. Das Licht reichte gerade dazu aus, die Umrisse der Gebäude und der Autos zu erkennen.
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie die Straße ab, aber sie konnte nichts Auffälliges entdecken. Doch es war jemand da, ... sie fühlte es instinktiv. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Sie musste weg von dieser Straße. Aidan setzte automatisch einen Fuß vor den anderen. Ihr Herz schlug heftig. Waren das Schritte hinter ihr oder war es das dumpfe Pochen in ihrer Brust?
    »Dreh dich nicht um«, sagte sie sich.
    Unbewusst beschleunigte sie ihr Tempo und atmete erleichtert auf, als sie ihr ehemaliges Elternhaus endlich vor sich sah. Sie griff in ihre Jackentasche und holte den Haustürschlüssel, den Dad ihr gegeben hatte, heraus. Trotz ihrer zittrigen Hände, fand sie binnen ein paar Sekunden das Schlüsselloch. Schnell griff sie nach dem Türknauf. Noch bevor sie die Eingangstür von innen wieder verschloss, stieg ein intensiver Geruch von Sandelholz und Bergamotte in ihre Nase. Irritiert blickte sie hinaus in die Dunkelheit. Für einen kurzen Moment sah sie einen groß gewachsenen Mann vor sich. Er stand nur einen Augenblick lang vor ihr, dann verschwand er in der Dunkelheit.
    Aidan warf erschrocken die Tür zu und holte tief Luft. Im nächsten Augenblick sah sie wie der Türknauf sich nach rechts drehte.
    Sie war kein ängstlicher Typ, aber in diesem Augenblick erstickte sie mit ihren Händen einen Angstschrei.
    »Aidan! ... Was ist los mit dir?« Ihr Vater stand vor ihr und sah sie besorgt an. »Ich war am Bahnhof und wollte dich abholen. Wir haben uns wohl verpasst.«
    »Ich dachte jemand wäre mir auf dem Weg hierher gefolgt.«
    »Das war sicher ich«, sagte ihr Vater und nahm seine Tochter in den Arm. »Willkommen zu Hause.«
    »Danke, Dad.« Aidan fuhr sich müde über die Augen. »Ich bin seit vierzehn Stunden auf den Beinen. Wenn ich nicht gleich ein Bett bekomme, falle ich tot um«, jammerte sie. »Bestimmt verschlafe ich morgen meine ersten Vorlesungen an der Uni.«
    »Ich hatte vor, dir noch eine Pizza zu spendieren ...«
    »Können wir das morgen nachholen, Dad?«
    Ihr Vater nickte verständnisvoll und blickte Aidan hinterher, bis er das Schloss ihrer Zimmertür klicken hörte. In seinem Kopf herrschte Chaos. Seit einigen Wochen gab es rätselhafte Todesfälle in Shadow Fields. Menschen verschwanden von einer Sekunde auf die andere, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. An abgelegenen Orten fand man dann ihre Leichen, ... vollkommen ausgeblutet.
    In seiner ganzen Laufbahn als Polizist hatte es noch nie so viele Gewaltverbrechen in so kurzer Zeit gegeben. Er holte seine Pistole aus der Innentasche seiner Jacke und legte sie in seinen Safe. Irgendjemand in dieser Stadt schien sich nicht viel aus einem Menschenleben zu machen. Müde überprüfte er, ob alle Fenster und die Hintertür im Erdgeschoss verschlossen waren, bevor er sich in sein Zimmer zurückzog.
    Währenddessen fiel Aidan in einen tiefen traumlosen Schlaf. Erst am Morgen riss sie das Klingeln des Telefons aus dem Schlaf. Ein Blick auf ihre Uhr zeigte ihr, dass es bereits Zeit zum Aufstehen war. Sie streckte sich noch einmal und sprang dann schwungvoll aus dem Bett.
    »Schon wieder einer ... Ich bin in einer halben Stunde da«, hörte sie ihren Vater am Telefon sagen.
    Nach einer schnellen Dusche, machte sie sich auf den Weg in die Küche.
    »Guten Morgen, Dad.«
    »Hast du
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