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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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von zwei Stunden nichts mehr von mir hörst, ist irgendetwas passiert.
Sieh dich in diesem Falle auch in der Gegend von Kowloon um. George Retleys
unerwartetes Auftauchen gibt mir zu denken. Wochenlang sucht man nach ihm – und
dann steigt er quietschvergnügt in ein Taxi. Vielleicht streichen die anderen
Agenten, nach denen wir fahnden, auf die gleiche Weise durch Hongkong und genießen
das Nachtleben.« Er lachte. »Ich bleibe am Ball, Towarischtsch«, fuhr er gleich
darauf fort. »Die Taxinummer ist 25-6768. Das als Hilfestellung, falls du etwas
über mein Schicksal erfahren möchtest. – Das wär's. Viel Spaß noch heute
Nacht.« Damit unterbrach der Russe die Funkverbindung.
    Er hatte das leicht dahingesagt, aber da schwang ein
leiser Unterton in der Stimme seines Freundes, der Larry Brent nicht gefiel.
     
    ●
     
    X-RAY-7 saß mit ernstem Gesicht im Fond des Taxis.
    Sie hatten Kowloon hinter sich gelassen. Das Geschäfts-
und Wirtschaftszentrum der Kronkolonie lag wie ein riesiges, beleuchtetes
Spinnennetz hinter ihnen.
    Die Fahrt führte in die New Territories. Iwan
Kunaritschew wusste nur so viel darüber, dass in diesem Gebiet die Menschen
noch wie in der Steinzeit lebten.
    Eine schmale, holprige Straße führte kerzengerade nach
Südwesten. Der Weg war dunkel, es gab keine Straßenbeleuchtung. Sie fuhren an
alten Mühlen, Entenhöfen und uralten Klöstern vorbei.
    Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Nur vor
ihnen die winzigen roten Lichter des Taxis. Der Vorausfahrende hatte sicherlich
längst den nachfolgenden Wagen bemerkt. Doch das war nicht zu verhindern. Iwan
hatte keine andere Wahl. Er musste Retley auf den Fersen bleiben.
    »Das wird offenbar eine sehr lange – und sehr teure
Fahrt«, bemerkte der Chinese hinter dem Steuer mit einem Mal misstrauisch. Iwan
Kunaritschew reichte ihm einen Fünfzig-Hongkong-Dollar-Schein nach vorn. Das
Gesicht des Fahrers hellte sich augenblicklich auf. »Thank you, Sir. Das ist
viel zu viel.«
    Iwan Kunaritschew grinste und sah auf das weite, flache
Land vor sich. Links glaubte der Russe ausgedehnte Reisfelder zu erkennen,
dahinter ein fernes, schwaches, schwankendes Windlicht.
    Die Straße zweigte ab, das Taxi vor ihnen verlangsamte
die Fahrt. Sofort gab X-RAY-7 seinem Fahrer ein Zeichen.
    »Fahren Sie langsam rechts heran«, murmelte er. War die
Fahrt zu Ende, hatte George Retley, der seit über fünf Wochen überfällige
FBI-Agent, sein geheimnisvolles Ziel erreicht?
    Alles sprach dafür.
    Die roten Rücklichter vor ihnen erloschen. Unaufgefordert
schaltete auch der Fahrer des zweiten Taxis das Licht aus. Iwan Kunaritschew
war dies nur recht. In der Ferne glaubte er die rohen Umrisse eines Gehöfts
wahrzunehmen. »Es kann gefährlich werden«, sagte er zu dem Fahrer. »Ich möchte
nicht, dass Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen. Warten Sie nicht auf mich. Fahren
Sie. Ich werde schon eine Möglichkeit finden zurückzukommen.« Er riss die Tür
auf, sprang ins Freie und ging mit raschen Schritten weiter.
    Der Taxifahrer sah seinem Fahrgast nach, der weit über
die Summe hinaus bezahlt hatte. Dann wendete er den Wagen, ohne die Lichter
anzuschalten, fuhr auf die andere Seite des Weges, stellte den Motor ab und
wartete im Dunkeln.
    Iwan beobachtete aufmerksam seine Umgebung.
    Er war noch immer bereit zu glauben, dass die Entdeckung
von George Retley ein Zufall war, aber er schob dennoch nicht einfach die
Überlegung beiseite, dass das Ganze eine geschickt aufgestellte Falle für ihn
sein könnte. Immerhin war eine Anzahl von Agenten verschwunden, das musste er
sich immer wieder vor Augen halten.
    Im Schutze der Nacht und der Baum- und Buschgruppen
näherte er sich dem Gehöft, das einsam und scheinbar verlassen vor ihm lag.
    Ein leichter Wind bewegte die Wipfel der Bäume, irgendwo
vor ihm rauschte ein Gewässer.
    Wenig später sah er die Wasserquelle. Das Bächlein kam
von links und lief einige Meter weit an der Mauer entlang, ehe es über einen
Schacht abfiel und die Eingrenzung unterquerte.
    Er folgte dem Lauf der Mauer und musste feststellen, dass
sie nur von dieser Wegseite her so gut erhalten war. An manchen Stellen war sie
eingerissen oder abgetragen, so dass vier oder fünf Meter Länge vollständig
fehlten. Das alte, düstere Gehöft bestand aus einem Wohnhaus, einem kleinen
Familientempel und einer uralten Mühle. Das Bächlein tauchte wieder auf und
sprudelte unter einem hohen, schwarzen Mühlrad hindurch, doch das drehte sich
nicht.
    Ein
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