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killer country: thriller (German Edition)

killer country: thriller (German Edition)

Titel: killer country: thriller (German Edition)
Autoren: Mike Nicol
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Freitag
    1
    Pollsmoor Prison, sechs Uhr morgens. Der Gefängnisaufseher runzelte die Stirn. Kein Vogelgesang. Keine Kakophonie. Da lauerte was. Man musste kein Prophet sein, um das zu wissen. Dummerweise hatte er gerade ein anständiges Frühstück verdrückt – ein paar dicke Scheiben Speck, zwei Eier, eine gebratene Tomate, eine gebratene Banane, in Fett herausgebackenen Toast. Der einzige Vorteil der Frühschicht: so ein Frühstück. Wenn der alte Kochkünstler Dienst hatte. Der alte Kochkünstler, der lebenslang saß, nur noch ein Auge hatte und dem Strick bloß entkommen war, weil damals das Erhängen gerade abgeschafft wurde. Alles dieser neuen Verfassung wegen. Der alte Kochkünstler, der besser hätte baumeln sollen für das viele Leid, das er anderen bereitet hatte. Andererseits brachte er ein verdammt gutes Frühstück zustande, der Sack.
    »Hörst du das?«, fragte der Aufseher den Neuling, der ihm zugeteilt worden war. Ein junger Mann, hatte gerade mal seit einem halben Jahr die Ausbildung hinter sich. »Da stimmt etwas nicht.«
    Der Neuling sah ihn an, ohne dass es in seinen Augen auch nur andeutungsweise geflackert hätte. Tote braune Augen. Schien überhaupt nicht zu kapieren, wovon der andere sprach.
    »Fühlst du es?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf.
    Noch ehe der Aufseher die Sichtluke der dicken Stahltür öffnete, war ihm klar, dass es große Schwierigkeiten geben würde. Er warf einen Blick in den Korridor. Der war so leer, wie er sein sollte. Der alte Koch musste Bescheid gewusst haben. Und der Mistkerl hatte kein Wort gesagt, hatte ihn nicht gewarnt.
    Er sperrte die Tür auf und ließ sie den jungen Aufseher langsam aufziehen. Vor ihnen zwei Gitter, dahinter der Korridor.
    »Hörst du das?«
    »Nein.«
    »Die Stille. Wenn man nichts hört, ist die Kacke am Dampfen.«
    Die Frage war nur, in welcher Zelle. Fünf Zellen auf dem Korridor. Konnte in jeder sein. Oder in allen fünf. Man musste zuerst einen Blick durch die Gucklöcher werfen. Ließ ihn noch immer in Schweiß ausbrechen, diese Art von Situation. Es konnte schließlich sein, dass sie einen Massenausbruch planten und schreiend mit Messern, Pistolen oder Schraubenziehern auf ihn losgingen. Ganz gleich, was man auch unternahm – solche Dinge wurden hereingeschmuggelt. Zwei Wochen zuvor hatten sie eine geladene Neun-Millimeter entdeckt. Tief im Gefängnis, im Hochsicherheitstrakt. Wie war sie dorthin gekommen? Vermutlich durch verdammte Zauberkunst.
    »Sperr die Gittertüren ab«, befahl er dem jungen Kerl.
    Eigentlich sollte er Verstärkung holen. Aber darauf gab er nichts. Sonst glaubte der Junge am Ende noch, dass er Angst hatte. Er hörte die Türen ins Schloss fallen. Zog seinen Revolver. Wenn sich diese Wilden auf ihn stürzten, würde er fünf auf einmal niederstrecken.
    »Was hast du vor?«, fragte der Junge.
    Er warf ihm einen Blick zu. Wie alt er wohl sein mochte? Achtzehn? Neunzehn? Vermutlich kam er aus einem Dorf. Keiner dieser Problemfälle aus dem Township. Dafür war er zu höflich. Willkommen im Drecksloch, China . Er sah, wie der Junge nervös an seinem Waffenhalfter herumfummelte. »Bleib hinter mir. Okay? Wenn ich schieße, schießt du auch.«
    »Warum sind die so still?«
    »Das werden wir gleich wissen.«
    Er trat vor die erste Tür und hob die Luke des Spions zunächst einmal nur an, um festzustellen, ob das Glas zerbrochen war. Das Letzte, was man in einer solchen Situation gebrauchen konnte, war es, sein Auge an das Loch zu pressen, und irgendein verdammter Scheißkerl rammte einem eine Speiche hinein. So etwas war einmal passiert, und dabei wurde auch gleich das Gehirn des Aufsehers durchbohrt. Der arme Mann. Er hatte bereits mit den Engeln gesungen, als er auf dem Boden aufgeschlagen war.
    Vorsichtig lugte er in die erste Zelle. Die Männer standen nicht aufrecht da, sondern lagen auf ihren Pritschen, als wären sie Sommerurlauber. Er schlug mit dem Kolben der Waffe gegen die Metalltür. Brüllte in Afrikaans. »Aufstehen! Aufstehen!« Beobachtete, wie sie sich erhoben, alle achtundzwanzig in einem Raum, der für zehn gedacht war. Hässliche, tätowierte, dürre Bandenmitglieder. Konnten einem einen Nagel zwischen die Rippen rammen, während man sie bloß um eine Zigarette anhaute.
    Das Guckloch hatte eine Fischaugenlinse. Soweit er das den zusammengerollten Schlafsäcken auf dem Boden nach beurteilen konnte, versuchten sie ihn nicht hineinzulocken, um achtundzwanzig geschärfte Metallstücke in seinen
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