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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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Die Ruhe, die
er zur Schau trug, war nur gespielt, denn in seinem Inneren tobte ein Vulkan.
»Fa Heng wollte mir etwas erzählen. Er kannte einen alten Freund von mir, den
ich vor Jahren hier in Hongkong kennengelernt hatte, und der vor einiger Zeit
verstorben sein soll.« Larry zuckte die Achseln. Er nannte dem Taxiunternehmer
die Nummer seines Hotels und bat darum, dass man ihm doch Bescheid geben möge,
wenn Fa Heng eintreffen sollte.
    Larry fühlte sich unwohl, dass ausgerechnet das Taxi
überfällig war, das Iwan Kunaritschew benutzt hatte.
    Wieder musste er an die rätselhafte Puppe denken, die
sich während der kurzen Zeit seiner Abwesenheit verändert hatte. Er wusste, was
das Zeichen bedeutete. Mit solchen Puppen hatte man in früheren Zeiten
angeblich Personen totgesprochen oder ihnen Krankheiten ins Haus geschickt. An
Hexerei glaubte Larry nicht.
    Unbefriedigt, ernst und in Gedanken versunken passierte
er Geschäfte, Imbissbuden und Kioske. Es roch nach Bratwürsten, Hähnchen und
heißem Kaffee. Der Duft erinnerte den Agenten daran, dass er noch nichts zu
sich genommen hatte. Er sagte sich, dass er während der nächsten halben Stunde
doch nichts in Jho Fungs Geschäft ausrichten konnte. Der Reinigungs- und
Wäschereibesitzer war erst gegen halb neun zu erreichen. Er war Larrys letzte
Hoffnung. Der Kontaktmann des FBI war zuletzt mit Iwan zusammen gewesen.
    Puppen – blitzte es plötzlich in Larrys Gehirn auf.
    Iwan hatte Puppen im Zusammenhang mit Fungs Namen
erwähnt!
    Larry suchte die nächste Imbissstube auf, nahm an einem
freien Tisch Platz, bestellte sich eine Kanne Kaffee und eine ordentliche
Portion Schinkeneier.
    Als er zur Theke sah, drehte sich im selben Augenblick
dort jemand um.
    Völlig verblüfft wurden Larrys Augen riesengroß.
     
    ●
     
    Bleich und mit langsamen Bewegungen trug Jho Fung die
einzelnen Wäschepakete, die abholbereit auf der Theke lagen, in das
Nebenzimmer. Aus dem angrenzenden, flachen Gebäude drangen durch die geöffneten
Fenster und Türen fröhliche Stimmen und Gelächter zu ihm herüber. Die Mädchen
und Burschen waren schon bei der Arbeit.
    Die Waschautomaten liefen, die große Reinigungstrommel
rotierte, und der Meister machte seine Runde.
    Es war ein Tag wie alle anderen – ein Tag voller Arbeit.
    Jho Fung warf einen Blick auf seine Uhr. Noch drei
Minuten bis zur Öffnung. Er schloss die Eingangstür auf, ließ sie weit offen
und zog sich wieder hinter die Theke zurück.
    Der erste Kunde war ein junger Mann, der ein Wäschepaket
abholte, das vom vergangenen Abend liegengeblieben war, zahlte und ging.
    Kaum hatte er den Laden verlassen, erschien ein zweiter
Kunde.
    Eine Frau. Madame Wong.
    Jho Fung schluckte. Seine Augen blieben an der aparten,
elegant gekleideten Frau mit dem rätselhaften, geheimnisvollen Ausdruck im
Blick hängen. Sein Lächeln gefror, als sie ihn ansprach und dabei kaum die
Lippen bewegte.
    »Ich bin nicht zufrieden mit Ihnen, Fung!«
    Er konnte dem Blick ihrer hypnotisierenden Augen nicht
ausweichen. »Weshalb nicht?« Seine Stimme war nur ein Hauch, und die Angst darin
war unüberhörbar.
    »Es hat mir dieses Mal zu lange gedauert. Ihr Gespräch
mit Garvin scheint sich – so habe ich jedenfalls das Gefühl – auf anderer Ebene
bewegt zu haben, als dies sonst der Fall war.«
    »Ich habe alles so gemacht wie immer«, entgegnete der Wäschereibesitzer
gepresst.
    Madame Wong zog kaum merklich die Augenbrauen hoch.
»Überschätzen Sie niemals Ihre Verbindungen, Fung«, warnte sie. »Ihre Kontakte
sind vollkommen wertlos. Und unterschätzen Sie nicht meine Macht. Mehr brauche
ich wohl nicht zu sagen. Gun Yat versuchte einen ähnlichen Trick. Es ist ihm
nicht bekommen. Er wurde zur Puppe. Ich will Ihnen ein ähnliches Schicksal
ersparen. Denken Sie auch an Ihre Familie, an Ihre Frau und Töchter, Fung. Sie
wären die Leidtragenden. Ich überlege mir ernstlich, ob ich nicht doch zuerst
...«
    Jho Fung stöhnte unterdrückt auf. »Tun Sie es nicht«, bat
er. Seine Stimme zitterte.
    Die attraktive Chinesin schob einen verschlossenen
Briefumschlag über den Tisch. »In Zukunft sollten Sie besser aufpassen, Fung.
Was ich noch sagen wollte: Ist Ihnen bekannt, dass der Agent namens Garvin, der
uns gestern in die Falle lief, Kontakt zu einem Mann namens Larry Brent hatte?«
    Jho Fung schüttelte den Kopf.
    »Hat man Ihnen über Ihre geheime Stelle nicht seine
Ankunft mitgeteilt?« Madame Wong ließ nicht locker.
    »Nein.«
    »Nun gut.« Sie schenkte
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