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0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
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war in Chicago bei Verwandten zu Besuch. Er war zufällig an dem Tag am Strand des Michigan-Sees, als Carmen Morenos Boot kenterte. Das Mädchen, so erzählte mir Gino, drohte zu ertrinken. Es schrie laut um Hilfe. Gino gelang es, Carmen im letzten Augenblick zu retten. Er zog die bewusstlose Carmen an Land, und Jonathan Moreno zeigte sich sehr dankbar. Die Chicagoer Zeitungen brachten damals große Berichte und waren des Lobes voll. Gino hat die Artikel ausgeschnitten. Er hat sie heute noch.«
    Die junge Frau schwieg und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Die Fingernägel waren blassrot lackiert.
    Phil fragte: »Miss Moreno ist vor einer Woche gekommen?«
    »Ja. Es ist ihr erster Besuch in New York. Sie wollte uns persönlich von der Erbschaft unterrichten. Sie zeigte uns eine vom Notar beglaubigte Abschrift des Testaments. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Miss Carmen ist bis jetzt hiergeblieben, weil sie in Chicago durch so vieles an ihren Vater erinnert wird. Und das macht sie so furchtbar traurig. Ich glaube, sie hat sich sehr gut mit ihm verstanden. Es war ein schwerer Schlag für sie.«
    »Wann starb Moreno?«
    »Vor zwei Wochen. Einen Tag nach der Beerdigung war Testamentseröffnung.«
    »Sie waren nicht bei der Beerdigung?«
    »Nein, wir erfuhren ja erst von Miss Moreno, dass der freundliche alte Herr gestorben ist.«
    »Miss Moreno hat bis jetzt bei ihrem Vater gelebt?«, wollte Phil wissen.
    »Ja.«
    »Hat sie einen Beruf?«
    »Keinen richtigen… Ich glaube, sie ist Tennislehrerin.«
    »Und wo wohnte sie hier in New York?«
    »Im Hotel Taft, Ecke Seventh Avenue und 50. Straße.«
    Phil erkundigte sich noch, ob Bianca Piconi von Feinden ihres Mannes wisse. Aber die junge Frau konnte darüber keine Auskunft geben.
    Das Telefon klingelte. Jackson meldete sich. »Für Sie«, sagte er und reichte Phil den Hörer.
    Mister High war am anderen Ende der Leitung. Er bat meinen Freund, möglichst schnell ins Distriktgebäude zu kommen.
    ***
    Als ich dick verpackt mit Mantel, Hut und Schal aus dem Jaguar kletterte, kam mir unser Doc entgegen. »Ich werde Ihnen gleich mal auf den Zahn fühlen, Jerry.« Er lotste mich in seinen Behandlungsraum, untersuchte mich, nickte beifällig, meinte, dass sonst nur Nilpferde über eine solche Konstitution verfügen und gab mir ein Röhrchen mit Pillen, die ich misstrauisch betrachtete.
    »Wird ’ne Pferdekur, Jerry. Aber vielleicht brauchen Sie dann nicht wieder ins Bett.«
    »Nilpferdkur?«
    »So ungefähr.« Er lächelte und warf mich hinaus. Ich stiefelte mit etwas weichen Knien in Mister Highs Office, wo sich Phil und ein dritter Mann bereits eingefunden hatten.
    »Hallo, Mister Levy«, sagte ich freundlich und streckte ihm die Hand entgegen. Der Reporter aber maß mich mit einem bösen Blick, legte dann den Kopf schief, betrachtete mich von Kopf bis Fuß, ging um mich herum, rieb sich das Kinn, schüttelte den Kopf und gab mir schließlich die Hand.
    »Gefällt Ihnen mein neuer Wintermantel nicht?«, fragte ich und legte ab. »Oder wozu dient diese eingehende Musterung?«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen den Vorfall zu erklären, Jerry«, sagte Mister High. »Als Sie vorhin anriefen und von dem Mordanschlag erzählten, vergaß ich Mister Levys Anliegen. Es ist nämlich so…«
    Ich erfuhr in kurzen Zügen, welche Missetat ich heute Morgen in der 72. Straße begangen haben sollte. Im Anschluss daran gab mir Phil einen Bericht vom Fall Piconi.
    Wortlos hörte ich zu. Kaum hatte Phil geendet, als der Reporter Jacob Levy sagte: »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Mister Cotton. Je länger ich Sie jetzt betrachte, umso eindeutiger stelle ich fest, dass ich heute Morgen nicht mit Ihnen zusammengerempelt bin. Aber der Mann war Ihnen so verblüffend ähnlich, dass man meinen könnte, es sei Ihr Zwillingsbruder gewesen.«
    »Über einen solchen verfüge ich leider nicht!«
    »Es ist das erste Mal, dass wir von Jerrys Doppelgänger hören«, sagte Phil ernst.
    »Wirklich, die Ähnlichkeit ist verblüffend.« Levy starrte mich unverwandt an. »Sogar Größe und Figur stimmen überein. Gesichtsschnitt, Hautfarbe… alles sehr ähnlich. Nur Kinn und Augenbrauen sind bei Ihnen etwas stärker ausgeprägt, als bei Ihrem Doppelgänger, Mister Cotton.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und blickte nachdenklich zu Boden. Nach dem dritten Zug glaubte ich, einen Zusammenhang gefunden zu haben.
    »Nehmen wir einmal an, Gino Piconis Bericht stimmt. Und ein
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