Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
Vom Netzwerk:
Schlitzen. Im nächsten Augenblick warf er sich herum, preschte durch das Zimmer und verschwand hinter einer Tür, die krachend ins Schloss fiel.
    Mit kratzendem Geräusch wurde auf der anderen Seite ein Schlüssel im Schloss gedreht.
    Die Tür war aus dünnem, gemasertem Holz. Sie hielt nicht stand. Nach dem dritten Anprall brach das Schloss aus der Füllung. Die Tür flog auf, und ich taumelte in ein großes Schlafzimmer.
    Das Fenster war weit geöffnet. Die Gardine wehte im Wind.
    Ich beugte mich hinaus.
    Die Feuerleiter lief so dicht unter dem Fenster entlang, dass ich sie mit ausgestrecktem Arm berühren konnte.
    Auf den Stahlsprossen lag frischer Schnee.
    Deutlich waren die Fußabdrücke meines Doppelgängers zu erkennen. Sie führten jedoch nicht hinunter in den Innenhof, sondern hinauf aufs Dach.
    Ich schwang mich über die Fensterbank auf die Feuerleiter.
    Um ein Haar wäre ich ausgerutscht.
    Vorsichtig kletterte ich zum Dach empor.
    Von dem Burschen war nichts mehr zu sehen.
    Als ich die Dachrinne erreicht hatte, wo die Feuerleiter eine Plattform bildete, schob ich langsam den Kopf über die Kante.
    Das Dach war flach und ringsum eingefasst von einer fußhohen Backsteinbrüstung.
    Ich zählte ein Dutzend Schornsteine, die in regelmäßigen Abständen auf dem Dach verteilt waren.
    Die Spuren führten quer über das Dach und verschwanden hinter einem breiten Kamin.
    Wenn der Kerl dort lauerte und eine Schusswaffe trug, konnte er mir leicht eine Kugel verpassen, wenn ich aufs Dach kletterte.
    Aber ich riskierte es.
    Ich richtete mich blitzschnell auf, warf mich über die Brüstung und wälzte mich durch den Schnee bis zum nächsten Schornstein, hinter dem ich leidlich Deckung fand.
    Nichts rührte sich.
    Vorsichtig schob ich die Nase an der Schornsteinkante vorbei.
    Und dann sah ich ihn.
    Er stand am Ende des Daches und kehrte mir den Rücken zu.
    Ich richtete mich auf und lief auf ihn zu.
    Als ich knapp fünf Schritt von ihm entfernt war, vernahm er das Knirschen meiner Schritte im Schnee.
    Er warf sich herum.
    »Bleiben Sie stehen, oder ich springe in die Tiefe.«
    Zum ersten Mal vernahm ich seine Stimme. Sie war hart, metallisch hart.
    Vier Schritte von ihm entfernt verhielt ich. Jetzt sah ich auch, warum er am Dachrand stand und hinabgeblickt hatte.
    Bis zum Nachbarhaus, dessen ebenfalls flaches Dach sich in gleicher Höhe befand, waren es etwa drei-Yards. Keine allzu große Entfernung. Aber er hatte mit dem Sprung gezögert. Und das war verständlich. Denn wenn er das gegenüberliegende Dach im Sprung nicht erreichte, stürzte er sechs Stockwerke tief.
    An einen Anlauf für den Sprung war nicht zu denken. Der Schnee machte es unmöglich. Er hätte sich eher hemmend als schwungfördernd ausgewirkt. Und die Gefahr, dass man am Dachrand ausglitt, war groß.
    »Kommen Sie her«, sagte ich ruhig. »Es hat keinen Zweck mehr für Sie. Das Spiel ist verloren.«
    Er schüttelte den Kopf und trat einen halben Schritt zurück. Er befand sich jetzt am äußersten Rand des Daches.
    »Lebend bekommt ihr mich nicht.«
    Ich trat einen Schritt näher.
    »Machen Sie keinen Unsinn. Geben Sie auf, Mann. Vielleicht kommen Sie am elektrischen Stuhl vorbei. Und Zuchthaus ist besser als ein Sturz dort hinunter.«
    Er bleckte die Zähne und jetzt hatte er keine Ähnlichkeit mehr mit mir.
    »Spar dir deine Predigt, verdammter Cop. Zu schade, dass ich dich damals in deiner Wohnung nicht erwischt habe.«
    »Was ist los, Jerry?«, ertönte in diesem Augenblick Phils Stimme von der Feuerleiter her.
    »Sagen Sie dem Kerl, er soll verschwinden. Sonst springe ich wirklich. Dann…«
    »Glauben Sie, dass wir einen Grund haben, Ihr Leben zu schonen«, sagte ich leise. »Sie haben doch Sam Breen in bestialischer Weise ermordet, nur um den Verdacht auf Gino Piconi zu lenken. Ich nehme an, dass Sie Biancas Geliebter sind und wollten deren Mann aus dem Weg räumen und außerdem die Erbschaft einstreichen. Wahrscheinlich haben Sie von Bianca zu spät erfahren, dass die 700 000 nicht gezahlt werden, wenn der Erbe irgendwie straffällig geworden ist. Muss eine herbe Enttäuschung für Sie gewesen sein.«
    »Du merkst aber auch alles, verdammter Cop.«
    »Hat sie von dem Mordplan gewusst?«
    »Sie hat ja alles eingefädelt.«
    Plötzlich sanken seine Schultern herab. Er neigte den Kopf.
    »Ich geb’s auf. Hat ja doch keinen Sinn.«
    Er kam auf mich zu. »Hier, fesseln Sie mich.«
    Er hielt mir beide Hände gestreckt entgegen.
    Mir kam der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher