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0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
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dass er sich nicht irre. Berger sei vor etwa anderthalb Jahren von ihm als Mixer angestellt worden, habe seine Arbeit stets zur vollen Zufriedenheit der Gäste verrichtet und dann plötzlich, im August des Vorjahres, gekündigt.
    In letzter Zeit sei er einige Male als Gast erschienen, in Begleitung einer schönen dunkelhaarigen Frau.
    Ich beschrieb Carmen Moreno.
    Der Nachtclub-Boss nickte eifrig.
    »Das ist sie. Zweifellos.«
    Ich tat noch ein Übriges, besorgte mir ein Foto von Carmen Moreno, das in dem Haus am Lake Shore Drive leicht zu finden war. Das Foto zeigte ich dem Besitzer der Bar.
    Dann gab es keinen Zweifel mehr. Der Tote im New Yorker Leichenhaus hieß Chuck Berger, war Mixer und seit mindestens einem Jahr mit Carmen Moreno befreundet.
    Mit der nächsten Maschine flog ich zurück nach New York.
    ***
    In den frühen Abendstunden betraten wir, Phil und ich, das Westbury.
    Ohne uns an der Rezeption aufzuhalten, fuhren wir mit dem Lift zu Carmen Morenos Appartement empor.
    Wir klopften, und nach einigen Augenblicken öffnete uns die junge Frau.
    Ihr Gesicht war um einen Schein blasser als sonst. Aber sie war beherrscht und gab sich völlig unbefangen.
    »Wir haben noch einige Routinefragen an Sie«, erklärte ich. »Dürfen wir eintreten?«
    »Aber gem.«
    Sie bot uns Platz an. Die Drinks lehnten wir ab.
    »Es sind noch einige Punkte im Hinblick auf Ihren Bruder zu klären«, begann ich.
    »So?«
    »Ja. Uns sind Zweifel gekommen, ob es sich tatsächlich um Ihren Bruder handelt. Ein Kollege von mir behauptet vielmehr, dass es sich bei dem Toten um den Barmixer Chuck Berger handele.«
    Sie antwortete nicht. Aber das Blut wich aus ihrem Gesicht. Ihre Lippen zitterten, und sie starrte mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an.
    »Wir sind diesem Hinweis nachgegangen«, fuhr ich fort, »und haben festgestellt, dass der von Ihnen als Tom Moreno identifizierte Tote tatsächlich Chuck Berger ist, mit Ihnen seit Langem bekannt und befreundet war und als Ihr Komplize, Miss Moreno, zwei Morde verübt hat. Für den dritten Mord, nämlich den an Gregory Phillis, kommt er nicht infrage. Das waren Sie, Miss Moreno.«
    Sie schwieg noch immer, und ihre Haut war fahl. Aber ihre Lippen hatten sich beruhigt.
    »Hat es Ihnen nicht leidgetan, als Sie gestern Abend den Butler erstachen? Er war ein alter Mann, und sicherlich hat er Sie auf den Knien geschaukelt, als Sie noch ein Kind waren.«
    Jetzt sprach sie, und ihre Stimme war heiser.
    »Ja, Mister Cotton. Er hat mich als Kind auf den Knien geschaukelt, mir das Schwimmen beigebracht und mich mehr als einmal vor Gefahren bewahrt. Aber ich musste ihn töten.«
    »Sie mussten es nicht«, sagte ich heftig. »Sie mussten niemals töten, niemals morden. Nie ist ein Mord notwendig. Nie, hören Sie. Nie!«
    Sie hob die Hand, fuhr sich mit einer müden Geste über die Augen und winkte dann ab. »Halten Sie mir keine Moralpredigt, sondern verhaften Sie mich.«
    »Packen Sie das Nötigste ein«, sagte ich.
    Sie nickte und erhob sich.
    Wir behielten sie im Auge, als sie zum Schrank ging, eine Reisetasche hervorholte und zu packen begann. Wäsche, Toilettenartikel und Zeitschriften. Als sie eine Whiskyflasche verstauen wollte, sagte Phil: »Das ist nicht gestattet.«
    »Ach so.« Sie stellte die Flasche in die Hausbar zurück, hob die Hand, presste sie gegen die Stirn und strich sich über das Gesicht.
    Es gab ein leises, knackendes Geräusch.
    Im nächsten Augenblick richtete sich Carmen Moreno steil auf. Ein Schauder ging durch ihren Körper. Dann fiel sie schwer zu Boden.
    Mit einem Satz war ich bei ihr.
    Ich drehte sie auf den Rücken und öffnete ihren Mund. Zwischen den Zähnen befanden sich kleine Glassplitter. Und der Geruch von bitteren Mandeln stieg mir entgegen.
    »Zyankali.«
    »Zu spät?«, fragte mein Freund.
    Ich legte einen Finger an die Halsschlagader der jungen Frau.
    »Ja. Sie ist tot.«
    ***
    Noch in der gleichen Nacht arbeiteten wir eine Akte mit allen Unterlagen aus. Sie sollte bewirken, dass Gino Piconi spätestens am nächsten Tag aus der Untersuchungshaft entlassen werden sollte. Wir waren zuversichtlich.
    Zwar konnten wir über den Ablauf der Ereignis vom Mord an Sam Breen bis zum Freitod der Moreno nur Mutmaßungen anstellen, da die beiden Verantwortlichen, Chuck Berger und Carmen Moreno, leider nicht mehr lebten, aber unsere Rekonstruktion hatte keinen Fehler.
    Am nächsten Tag leiteten wir die Akte dem zuständigen Richter zu, der sie prüfen sollte. Es
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